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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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eingelassen, der sie gerade zu entrinnen versuchte. Und mir war auch klar, dass dies möglicherweise eine einzige große Falle war. Alice’ Schwester als Köder zu benutzen, um meine wahre Loyalität aufzudecken.
    Aber dann mussten sie mich töten, oder ich musste fliehen. In beiden Fällen könnten sie meinen Arm nicht nutzen, um den Rest der Relikte zu finden.
    Also war ich vermutlich nicht in Gefahr.
    Vielleicht bog ich mir das alles aber auch nur zurecht. Der springende Punkt war: Rachel sollte die Wahrheit erfahren. Das war ich ihr schuldig. Immerhin hatte sie ihre Schwester verloren.
    »Alice!«, sagte sie mit Nachdruck. »Weißt du, was sie damit gemeint haben?«
    Ich drückte das Kreuz durch. »Es bedeutet, dass ich etwas Richtiges tue. Es bedeutet, dass sie glauben, ich arbeite für die Dämonen. Und Rachel«, fügte ich hinzu, »ich heiße wirklich nicht Alice, das habe ich dir doch schon gesagt! Mein Name ist Lily.«
    »Na schön, Lily«, entgegnete sie entnervt. »Sag’s mir! Erzähl mir alles.«
    Und das tat ich. Ich ließ nichts aus. Oder fast nichts. Ein paar Details schon. Etwa den Sex im Bloody Tongue. Solche Einzelheiten konnte ich sicher problemlos übergehen.
    Als ich fertig war, sah sie mich nicht mehr an, als sei ich verrückt. Vielmehr schloss sie die Augen und ließ sich auf das Kissen des Krankenbetts niedersinken. »Onkel Egan hat meine Schwester auf dem Gewissen.«
    »Ja.«
    »Und in deiner Schwester sitzt ein Dämon.«
    »Ja.« Diesmal brachte ich das Wort kaum noch heraus.
    Sie drehte den Kopf, schlug die Augen auf und sah mich an. »Und du tötest jetzt Dämonen.«
    »Das habe ich vor. Es ist kompliziert. Ich bin zurzeit als Doppelagentin unterwegs, und sie ...«
    »Ich muss schlafen.«
    Ich zuckte zurück, als hätten mir ihre Worte einen Schlag versetzt. »Was?«
    »Ich muss jetzt schlafen«, wiederholte sie. Sie drehte sich zur anderen Seite, aber am Zucken ihrer Schultern ließ sich erkennen, dass sie mühsam die Tränen unterdrückte.
    »Ich ... In Ordnung.« Ich stand auf und wünschte mir, ich könnte ihr irgendetwas Gutes tun. Aber das konnte ich nicht. Sie hatte ihre Schwester verloren, ihre Welt lag in Scherben, und mein Anblick erinnerte sie an die schreckliche Wahrheit.
    »Also - wir sehen uns dann im Pub, oder?« Aber sie antwortete nicht. Mit dem Gefühl, alles sei meine Schuld, ging ich raus. Vielleicht war ja alles meine Schuld. Keine Ahnung.
    Ich war immer noch schlecht drauf, als ich bei Zane eintraf, und da ich schon überlegt hatte, meine Schwester einfach bei ihm zu lassen, waren meine Schuldgefühle noch gewachsen. Aber ich trug für Rose die Verantwortung, Dämon hin oder her, und selbst an einem Tag, an dem ich mich am liebsten eingeigelt und über mein elendes Leben gejammert hätte, musste ich zumindest den äußeren Schein wahren.
    Eine Lektion der Kindererziehung, die mein Stiefvater nie verstanden hatte.
    Obwohl es schon spät wurde, war Zane immer noch auf und trainierte auf der Matte in der Mitte seines Kellers langsame Bewegungen irgendeiner Kampfsportart. Als er mich sah, legte er den Finger an die Lippen, obwohl er auf nur einem Bein stand, um mich zu warnen, dass Rose schlief. Ich nickte, stellte mich an den Seitenrand und wartete, bis er seine Übung beendet hatte. Als er zu mir kam, glänzte seine schweißnasse Haut.
    »Wo ist Kiera?«
    »Sie ist wieder auf dem Damm«, antwortete er. »Ich habe sie nach Hause geschickt.«
    »Oh.« Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass sie so etwas wie ein Zuhause haben könnte, und kam mir reichlich blöd vor.
    »Was ist passiert, ma fleur?«
    »Rachel.« Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar, setzte mich auf den Boden, lehnte mich an den grauen Waffenschrank und benetzte mir die Lippen. Ich wollte loswerden, was mir auf der Seele lag, musste meine Worte aber sorgfältig wählen. »Sie hat sich für eine Seite entschieden und wurde dafür bestraft.«
    »Ich verstehe. Und für welche Seite hat sie sich entschieden?«
    »Für die richtige.« Ich musterte sein Gesicht und hoffte, einen Hinweis darin zu entdecken, wem gegenüber er wirklich loyal war.
    »Manchmal ist es schwer, sich zu entscheiden«, sagte er. »Und irgendeinen Preis muss man immer zahlen.«
    »Hast du dich entschieden?«, fragte ich leise.
    Er stand auf und entfernte sich von mir. »Nein. Aber vielleicht hätte ich das tun sollen.«
    Ich musste schlucken, als mir die Bedeutung seiner Worte klar wurde. Er hatte sich nicht entschieden. Weder richtig

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