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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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verbliebene Informationsquelle.
    Was ich allerdings nicht kapierte: Wieso ließ mir Deacon dann das erste Relikt? Wenn er wirklich darauf aus war, die komplette Sammlung in die Finger zu kriegen, hätte er dann nicht alles in seiner Macht Stehende unternommen, um mir noch in China die Halskette abzujagen?
    Ich berührte die Kette, und plötzlich wurde mir alles klar. Deacon hatte das Ganze doch schlau angestellt. Wenn er nicht wusste, wo der zweite Teil war, dann musste ich ihn für ihn finden. Und das bedeutete, sobald ich Teil Nummer zwei ausgemacht hatte, standen die Chancen gut, dass Deacon auf der Bildfläche auftauchen und versuchen würde, mir die Relikte abzunehmen.
    Seine verkommene Seele sollte in der Hölle schmoren! Und meine gleich dazu, weil ich auf ihn reingefallen war.
    Viel Zeit, mich selbst oder Deacon zu verfluchen, blieb mir jedoch nicht, denn vor mir war Kiera schon wieder in einer Sackgasse gelandet.
    »Hier!«, sagte sie leise. Sie hatte einen Spalt im Felsen entdeckt, geformt in etwa wie ein Schlüsselloch und so groß wie ein ziemlich kleiner Mensch.
    »Kommt man da durch?« Ich leuchtete in die Finsternis.
    »Ich glaube schon. Schau.« Sie wedelte mit ihrer Taschenlampe hin und her. Der Strahl schien von irgendetwas reflektiert zu werden, wodurch man den Eindruck bekam, da hinten läge eine offene, weite Fläche, nicht nur weitere schmale Höhlengänge.
    »Wird schon schiefgehen!« Ich zwängte mich durch den Spalt. Erst war alles kohlrabenschwarz, und wegen der Enge konnte ich den Arm mit der Taschenlampe nicht bewegen. Ich war also blind unterwegs. Nach ein paar Minuten allerdings erreichte ich einen richtigen Gang und bekam mehr Bewegungsfreiheit. Langsam arbeiteten wir uns vorwärts, Kiera mir dicht auf den Fersen.
    Bald konnte ich schon weiter sehen, als der Lichtstrahl reichte. »Mach deine Taschenlampe aus«, wisperte ich und knipste meine ebenfalls aus.
    Kiera schnappte nach Luft. Ich ebenso. Vor uns tat sich eine Kristallhöhle auf. Von irgendwoher erleuchtete eine Lichtquelle den Bergkristall, der sich über Wände und Decke zog. Die Höhle erstrahlte, als stamme sie direkt aus einem Bilderbuch über das Paradies.
    »Ich nehme alles zurück!«, sagte Kiera andächtig. »Vergiss die blöden alten Steine! Das hier ist fantastisch.«
    Still stimmte ich zu. Und da mein Arm wieder brannte, ging ich davon aus, dass wir den richtigen Ort erreicht hatten. »Hier ist es.«
    Sie sah mich an. »Bist du sicher?«
    Ich streckte ihr meinen Arm hin. »Großes Aua. Ich bin mir sicher.«
    »Tja, aber wo?« Sie drehte sich einmal um sich selbst und suchte die ganze Höhle ab. Ich folgte ihrem Beispiel. Hier gab es nichts, das irgendwie nach Relikt ausgesehen hätte. »Vielleicht solltest du langsam hin und her gehen und schauen, oh dein Arm an einer bestimmten Stelle richtig wehtut.«
    In Anbetracht der Größe dieser Höhle war ich von dem Plan nicht allzu begeistert, aber da ich keinen besseren hatte, folgte ich ihrem Vorschlag. Es dauerte auch nicht lange, und ich entdeckte, was wir zuvor übersehen hatten.
    »Kiera, komm her!«
    Sie eilte herbei. »Oh.« In ihrer Stimme lag Bewunderung. »Na wer sagt's denn!«
    Ich hatte ein Symbol gefunden, das im Boden eingemeißelt war. Ein geometrisches Muster, das perfekt zu dem Zeichen passte, das sich im mittleren Fleck auf meinem Arm eingebrannt hatte.
    »Und jetzt?«
    »Weiß ich auch nicht«, sagte ich ehrlicherweise. »Aber ich kann ja mal raten.«
    Ich stellte mich in die Mitte, zog mein Messer und schnitt, nicht ohne zu stöhnen, mitten durch das Symbol auf meinem Arm. Dann schüttelte ich ihn, sodass Blut auf den Boden und auf das deckungsgleiche Symbol tropfte.
    Einen Moment lang passierte nichts, und ich fürchtete schon, ich hätte voreilig den Schluss gezogen, dass auch diesmal mein Blut der Schlüssel sei. Doch dann begann plötzlich der Boden zu erbeben, und das Symbol stieg hoch. Ich sprang zur Seite und trat neben Kiera. Mit gezückten Waffen standen wir kampfbereit da, während sich eine Steinplatte hob wie ein Speiseaufzug und eine Treppe abwärts freigab. Wir sahen uns kurz an und gingen dann vorsichtig runter.
    Wir kamen in eine kleinere Kammer, ebenfalls aus Bergkristall.
    Aber diesmal waren wir nicht allein.
    Ein alter, triefäugiger Mann mit einem Bart so lang wie sein Arm spähte durch eine tanzende Flamme zu uns herüber. »Du bist nicht diejenige, die angekündigt war.« Er sprach nicht, seine Worte landeten direkt in meinem Kopf.

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