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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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jemandem geschenkt, der es nicht verdiente.
    Mist! Man sollte doch meinen, langsam wäre ich klüger geworden.
    Viel Zeit, darüber nachzugrübeln, hatte ich indes nicht, denn der Rest der Dämonen rückte an. Ich trat, kämpfte, stach zu und schlug um mich. Ich war zu Tode deprimiert, meine Gedanken wurden mit jeder erlegten Beute finsterer.
    Ich war derart niedergeschlagen, dass ich kaum bemerkte, als Kiera herüberkam, mit hochrotem Kopf und völlig außer Atem. Uns waren die Dämonen ausgegangen. Gemeinsam hatten wir sie alle erledigt, was mich jedoch nicht glücklicher stimmte. Ich wollte mehr. Mehr Opfer. Mehr Dunkelheit. Und ich würde sie auch bekommen.
    Als wir Zanes Keller erreichten, hatte ich mich wieder ein wenig gefangen. Nur dieses schreckliche Gefühl, verraten worden zu sein, tobte unvermindert in mir. Clarence hatte die Brücke schon vorbereitet und gab mir die Halskette wieder. Wir waren uns ja schon einig geworden, dass die Relikte des Oris Clef miteinander verknüpft waren. Deshalb war es nur logisch, dass dieses Heiß-kalt-Spiel, das mein Arm veranstaltete, besser klappte, wenn ich alle notwendigen Teile bei mir hatte.
    Diesmal halste er uns auch ein paar möglicherweise nützliche Dinge auf, wenn auch nicht sehr viele. Offenbar konnte man nackt am besten durch das Portal. Je mehr Zeug man mit sich schleppte, desto leichter kam man vom Kurs ab.
    Kiera hatte nichts dagegen, sich nackt auf den Weg zu machen. Ich fand das nicht so toll.
    Letztlich behielten wir unsere normale Kleidung an - Jeans, Bloody-Tongue-Tanktop - und nahmen unsere Waffen und Taschenlampen mit. Nichts sonderlich Spektakuläres, womit wir uns beispielsweise aus einer Notlage den Weg ins Freie hätten sprengen können. Clarence klärte uns über die theoretische Gefahr einer Sprengstoffexplosion auf der Brücke auf; damit war das Thema aus meiner Sicht erledigt.
    Schließlich betraten wir das Portal und vollzogen das übliche Ritual, und schon drehte sich die Erde rasend schnell, und wir waren unterwegs zum englischen Untergrund. Leider nicht, was mir lieber gewesen wäre, zur Londoner Untergrundbahn.
    »Weißt du, was mich echt nervt?«, fragte Kiera leise, während wir in einem nur matt beleuchteten Durchgang kauerten und den Duft frischer Erde einatmeten. »Ich wollte schon immer mal nach England. Ich wollte schon immer mal Stonehenge sehen. Ich meine, Druiden, oder? Viel cooler geht’s doch kaum! Und jetzt sind wir hier, so nah an Stonehenge, wie ich mein Lebtag wahrscheinlich nicht mehr komme, und dann kriege ich diese Aussicht.«
    Wir befanden uns - im Moment - irgendwo unterhalb der berühmten Steine. Zumindest nahm ich das an. Aber da uns Clarence’ Brücke in diesem unterirdischen Tunnel abgeworfen hatte, blieben mir eben nur Vermutungen.
    Inzwischen fragte ich mich, ob ein bisschen Plastiksprengstoff das Risiko nicht doch wert gewesen wäre. »Schau mal!« Ich leuchtete voraus. »Der Tunnel ist eingestürzt.«
    Der Strahl meiner Taschenlampe fuhr über einen Haufen Geröll, der vom Boden bis zur Decke reichte. Durch einige Spalte und Risse drang ein Funken Licht zu uns herüber. »Kommst du da hoch?«
    Sie kletterte rauf, ich leuchtete ihr. »Nichts zu sehen«, sagte sie. »Und die verdammten Felsbrocken lassen sich nicht bewegen.«
    Ich seufzte. »Komm wieder runter. Vielleicht gibt es hier noch einen anderen Weg.«
    Wir marschierten in die entgegengesetzte Richtung, den dünnen Lichtstrahlen unserer Lampen hinterher. Wir hatten uns erst für die andere Lösung entschieden, weil mein Arm brannte, wenn wir uns dem Felshaufen näherten, und der Schmerz nachließ, wenn wir uns zurückzogen. Jetzt hoffte ich, wir könnten das Hindernis umgehen und den Schmerz wiederfinden.
    Also, wenn das nicht nach einem Countrysong klang ...
    Apropos: Es kam mir ein wenig so vor, als sei mein ganzes Leben ein einziger Countrysong, in dem jemand den Verlust von Liebe und Vertrauen beklagt - eine echte Schnulze halt. Außerdem war ich aufs Äußerste angespannt, denn ich rechnete jede Sekunde damit, dass Deacon auftauchte. Nach dem, was ich in dem Kopf des Dämons gesehen hatte, hatte Deacon ein viel größeres Interesse, diese Relikte zu finden, als er zugeben wollte.
    Ja mehr noch: Der Dämon hatte offenbar geglaubt, dass Deacon wusste, wo der dritte Teil steckte. Falls das stimmte, würde es erklären, warum Clarence keinesfalls seinen Tod wünschte. Wenn mir etwas zustoßen sollte, war Deacon möglicherweise die einzige noch

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