Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen
Hüften zur Musik kreisen ließ. Ich schaute über seine Schulter hinweg zu Deacon, der kerzengerade an der Tür stand. Ein Muskel zuckte in seiner Wange.
Ich bewegte mich näher auf Brian zu.
Und klar, ein Teil von mir fühlte sich wie der letzte Dreck, weil ich es tat. Weil ich ihn anlächelte, als er mir die Hände um die Taille legte. Weil ich den Rücken durchdrückte, damit sich unsere Körper streiften, wenn meine Hüften kreisten. Ich trieb uns beide in den Wahnsinn - und Deacon nicht minder.
Genau das beabsichtigte ich ja auch. War ganz scharf darauf. Auf diesen sexuellen Zündfunken. Und wenn die dunkle Seite in mir Brian missbrauchen wollte, um dieses Ziel zu erreichen ...
Nun ja, zu meiner Schande muss ich gestehen, dass der Teil von mir, der klüger war, gründlich unterjocht wurde.
»Alice?« Brian drückte sich an mich und hob die Arme, um sie mir um den Hals zu legen. »Was ist nun mit dem Kino?«
Ich fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar und tanzte eine Drehung, sodass ich Deacon den Rücken zuwandte. Dann schloss ich die Augen und bildete mir ein, ich läge nicht in Brians, sondern in Deacons Armen. »Vielleicht«, murmelte ich. »Aber jetzt lass uns tanzen.« Ich wollte nichts weiter, als mich zur Musik bewegen. Wieder die alte Lily sein, die tanzte und trank und von ihren Freunden Kippen schnorrte. Die Lily, die keine Dämonen jagte und der die dunkle Seite egal war.
Ich konnte spüren, wie Brians Puls sich beschleunigte, drückte mich noch enger an ihn und gab mich ganz meinen Fantasien hin. Eine Weile bewegten wir uns im Gleichklang, versunken in Lust und Musik.
Dann fühlte ich Brians Erektion, das starke Pulsieren seiner Begierde. Ich wich zurück, die Traumblase platze. Ich war nicht mehr die alte Lily. Nicht einmal ansatzweise. Und ich wollte nur noch raus. Wollte diesem netten Kerl Wiedergutmachung leisten für die Spielchen, die ich mit ihm trieb und von denen er wahrscheinlich nicht die geringste Ahnung hatte.
Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich wirbelte herum in der Erwartung, Deacon zu sehen.
Stattdessen stand Gracie vor mir. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und wirkte beunruhigt.
»Gracie.« Die Erregung verflog. »Tut mir leid, ich ...«
»Es geht um Rachel«, unterbrach sie mich und warf mir das Handy zu. »Es hat geklingelt, und ich konnte dich nicht auf mich aufmerksam machen und ...«
Ich hörte nicht mehr zu, sondern hatte das Handy schon am Ohr. Der Mann am anderen Ende der Leitung teilte mir mit, er arbeite am Carney Hospital. Rachel sei überfallen worden.
Den Rest hörte ich mir im Laufen an. Das Handy immer noch am Ohr holte ich meine Jacke, gab der bekümmert aussehenden Gracie und dem sprachlosen Brian ein Zeichen, dass ich dringend losmüsse, rannte ins Freie und raste auf dem Motorrad zum Krankenhaus.
»Rachel Purdue«, rief ich der ersten Person zu, die mir über den Weg lief und ein Namensschild hatte. »Wo finde ich sie?«
»Tut mir leid ...«
»Patientin. Notaufnahme. Opfer eines Überfalls.«
»Ach, richtig.« Die junge Frau sprach leise und beruhigend. Dann führte sie mich zu einer Doppeltür und deutete den entsprechenden Korridor entlang. »Das wird schon wieder, meine Liebe!« Sie klopfte mir sanft auf den Rücken.
Ich war da nicht so optimistisch, aber ich eilte den Flur hinunter und erkundigte mich bei der nächsten Angestellten, die mir unter die Augen kam.
»Es geht ihr ganz gut«, sagte der schlaksige Rotschopf mit den zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haaren. Sie betrat einen der kleinen abgetrennten Räume, die man für Notfallpatienten eingerichtet hatte. Ich folgte ihr. Erleichtert atmete ich auf, als ich Rachel aufrecht im Bett sitzen sah. Ihr Gesicht war zwar grün und blau geschlagen, ihr Blick jedoch aufgeweckt und klar.
»Was ist passiert?« Ich lief zu ihr und nahm ihre Hände.
»Ein paar alte Bekannte waren nicht übermäßig begeistert, dass ich beschlossen hatte, mein Leben zu ändern.«
Ich zuckte zusammen. Um wen es sich bei diesen alten Bekannten handelte, war nicht schwer zu erraten. »Was haben sie getan?«
»Sie haben mir aufgelauert. Vor meiner Wohnung.« Rachel drehte den Kopf und sah mich an. »Sie haben gesagt, ich solle mir ein Beispiel an dir nehmen. Willst du mir vielleicht verraten, was sie damit gemeint haben?«
Selbstverständlich nicht. Gleichzeitig verspürte ich den Wunsch, es ihr doch anzuvertrauen. Ich wollte nicht, dass sie glaubte, ihre Schwester hätte sich auf eine Sache
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