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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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gesagt, es muss nicht immer und für alles einen Grund geben. Und manchmal dauert es auch ein wenig, bis einem der wahre Grund klar wird.«
    Noch so eine rätselhafte Äußerung. Wahrscheinlich sollte ich mich mittlerweile daran gewöhnt haben.
    Ich stand auf, um zu gehen, und gab Rose ein entsprechendes Zeichen. »Sie wollen mir nicht verraten, woher Sie das alles wissen, was Sie wissen«, begann ich. »Aber ...«
    Ich schnitt mir selbst das Wort ab, als ich erkannte, dass ich im Begriff war, eine jener entscheidenden Fragen zu stellen, die man keinesfalls laut aussprechen durfte.
    Sie trank einen Schluck Tee und schaute dann zu mir hoch. Im nächsten Moment wurde mir schummrig vor den Augen, denn plötzlich schien sie nicht mehr sie selbst zu sein. Ihr Gesicht wirkte gar nicht mehr runzlig. Ja, ich hatte das seltsame Gefühl, es sei gezeichnet. Von Stammestätowierungen, die durchdringende schwarze Augen umrahmten. Ein Gesicht, das mir so bekannt vorkam und dennoch ...
    Gabriel.
    Ich torkelte rückwärts, als mich die Erkenntnis traf, was ich da betrachtete oder es mir zumindest einbildete: das Gesicht des Erzengels Gabriel, das sich über das Antlitz von Madame Parrish gelegt hatte.
    Aber sobald ich diese Verbindung hergestellt hatte, verblasste die Illusion und ich sah wieder nur das Medium. Ihre müden Augen, ihr Gesicht so runzlig wie zerknülltes Seidenpapier. »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    Mir stockte der Atem, fast traute ich mich nicht zu sprechen. »Was wissen Sie nicht?«
    »Wie das alles ausgehen wird.«
    Ich nickte, verwirrt und unvernünftigerweise auch enttäuscht. Ich befeuchtete mir die Lippen. »Ich sah ... Sind Sie ...?«
    »Aber eins weiß ich ganz genau: Ich habe Vertrauen.« Meine gestotterte Frage ignorierte sie. »In die Zukunft, Lily, und in die Entscheidung, die Sie treffen werden.«

4
    »Und wohin jetzt?«, fragte Rose, die an der Wagentür des Oldsmobiles lehnte, in dem wir unterwegs waren. Den Buick hatte ich in der Gasse stehen lassen, da ich mir von einem Fahrzeugwechsel größere Sicherheit versprach. Nicht dass ich mir wegen der Polizei übermäßig viel Sorgen gemacht hätte, aber die Zeit wurde knapp, und da konnte ich keinen unnötigen Ärger gebrauchen.
    »Zum Bloody Tongue.« Zu dem Pub, das Rachel und mir - als Alice - je zur Hälfte gehörte. Rose brauchte Schlaf und ich Ruhe zum Nachdenken. Um Rachel machte ich mir keine Sorgen mehr. Immerhin war mehr als eine Woche vergangen, seit Deacon, Rose und ich verschwunden waren, und meine Furcht, dass Rachel sich immer noch in Deacons Haus aufhielt, hatte sich in Luft aufgelöst. Sie war ja schließlich keine Fußmatte. Wenn sich innerhalb einer gewissen Zeit niemand blicken ließ, dann war sie mit Sicherheit schlicht und ergreifend gegangen.
    Und daraus folgte: Sie war jetzt entweder in ihrer eigenen Wohnung oder im Pub. Angesichts der vorgerückten Stunde tippte ich mal, dass sie zu Hause im Bett lag und schlief. Dies wollte ich ausnutzen und Rose im Appartement über dem Pub ebenfalls in die Federn schicken.
    Rachel würden wir ja sowieso treffen, wenn sie am Morgen zur Arbeit erschien. Dann konnten wir uns auch überlegen, was wir als Nächstes unternehmen sollten. Mein Hauptziel war nach wie vor, Deacon ausfindig zu machen, um uns auf die Suche nach besagtem Schlüssel zu begeben.
    Rose nickte, zog die Füße auf die Sitzbank hoch und legte das Kinn zwischen die Knie. Dann schloss sie die Augen und machte ein Nickerchen, während ich den Wagen über den Highway steuerte und mir das Hirn zermarterte, wie ich am besten nach Boarhurst zurückfand. »Was hat Madame Parrish gemeint?«, fragte Rose, als ich gerade versuchte, ein paar Wegweiser zu entziffern.
    Ich schaute zu ihr rüber. »Ich dachte, du schläfst.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht.«
    »Versuchs einfach.« Ich brauchte keinen Schlaf mehr, sie schon. Zumindest ging ich davon aus. Seit sie in Kieras Körper steckte, war ich mir selbst nicht mehr so sicher.
    Und selbst wenn sie nicht mehr schlafen musste, sah ich meine Rolle als verantwortungsbewusste große Schwester erst dann als erfüllt an, wenn ich sie wenigstens dazu anhielt.
    »Ich hab's versucht. Ich habe vor mich hin gedöst und jetzt bin ich wieder wach. Und du weichst meiner Frage aus.«
    Ich seufzte. »Wie lautete sie noch mal?«
    Jetzt seufzte sie. Laut und genervt. »Ich habe gefragt, was sie gemeint hat? Dass sie an dich glaubt.« Eine Träne lief ihr über die Wange. »Meint sie das

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