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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Gleiche wie Gabriel? Dass du dich reinstürzen musst? In die Hölle?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht. Sie hat nur so vor sich hin geredet. Quasi eine Kabinenansprache vor Spielbeginn.«
    »Aber...«
    »Wir müssen Vertrauen haben«, sagte ich. »Schlicht und ergreifend.« Vertrauen, dass ich den anderen Schlüssel finden oder die Kraft haben würde, das zu tun, was notwendig war. Vertrauen, dass ich den dämonischen Verlockungen in mir nicht erliegen würde.
    Ich fasste an den Oris Clef. Ob ich es schaffen würde, wusste ich nicht. Ich war mir auch nicht sicher, ob ich so viel Vertrauen wie Madame Parrish hatte. Die Dunkelheit in mir loderte auf, wenn ich am wenigsten damit rechnete, und eines Tages würde ich vielleicht nicht mehr die Kraft haben, dagegen anzukämpfen. Dass sie mich aufzehren würde, so wie sie es bei Deacon schon getan hatte, dass die Lily, die ich gern sein wollte, fort sein und ersetzt werden würde durch etwas Widerwärtiges. Etwas Hassenswertes, Dämonisches, Finsteres.
    Eine Weile fuhren wir schweigend vor uns hin. Ich lenkte den Wagen durch Boarhurst und parkte schließlich zwei Straßen vom Pub entfernt.
    »Nächstes Mal sollten wir mit der U-Bahn fahren«, sagte Rose. »Für die Leute, deren Autos du dauernd klaust, ist das doch scheiße, oder?«
    »Wenn ich es schaffe, die Welt zu retten, betrachten wir es einfach als Teil meines Lohns. Und wenn nicht, ist ein gestohlener Wagen ihr geringstes Problem.«
    Sie zog eine Schnute und steckte die Hände in die Jackentaschen. »Du bist vielleicht empfindlich!«
    »Was du nicht sagst.« Aber sie hatte ja recht. Ich wollte gar nicht so gereizt reagieren, aber ich konnte nicht anders.
    »Grundgütiger!« Ab sofort lief sie mir zwei Schritte voraus. Ich beeilte mich, um zu ihr aufzuschließen, und redete mir ein, Klugheit und Vorsicht hätten Vorrang vor rechtlichen Aspekten. Aber als ich so die dunklen Schatten zwischen den niedrigen, gedrängten Gebäuden überprüfte, musste ich zugeben, dass mich die rechtlichen Aspekte doch nicht ganz unberührt ließen.
    »Rose«, flüsterte ich, während meine Hand schon den Messergriff umschloss und mein Blick das Dunkel zu durchdringen suchte. »Nicht so schnell.«
    Sie schaltete übergangslos von zickigem Teenager auf wachsame Kriegerin um. »Was ist?«, fragte sie, und ich bemerkte zufrieden, dass sie ihr Messer bereits gezogen hatte.
    »Vielleicht nichts«, räumte ich ein. »Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl.«
    Sie presste die Lippen aufeinander und runzelte die Stirn. Ein Gesichtsausdruck, wie er für Rose typischer nicht sein konnte.
    »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Weitergehen. Aber vorsichtig.«
    Allerdings stellte sich sogleich heraus, dass mein Vorschlag ziemlich nutzlos war: Plötzlich traten zwei riesige Männer, die dringend mal zum Zahnarzt mussten, aus den Schatten und versperrten uns den Weg.
    »Sieh an, sieh an«, sagte der eine. »Schau mal, wen wir da haben.«
    Ich trat vor, um meine Schwester zu schützen. Sie stellte sich hinter mich und legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Aus dem Weg!«, schnauzte ich und wünschte mir gleichzeitig, ich hätte Kieras feine Nase. Sie konnte Dämonen riechen. Ich roch nur ihre Körperausdünstungen.
    »Rose?«, fragte ich. »Sind das welche?«
    »Woher zum Henker soll ich das wissen? Gemein genug sehen sie ja aus.«
    Einer von ihnen kicherte leise und bedrohlich. »Gemein? Ach was, wir sind nicht gemein. Wir werden zu euch sogar ausgesprochen nett sein. Wartet nur ab, dann werdet ihr schon sehen, wie nett.«
    »Nein, danke.« Ich zog mein Messer. »Leider muss ich eure großzügige Einladung ablehnen.«
    Ich hatte hinten zwar keine Augen, hören konnte ich aber sehr wohl, was um mich herum vorging. Und zwar hörte ich eine Bewegung, die nicht nach Rose klang, vor allem, da sie stocksteif dastand und der feste Druck ihrer Finger ihre Angst verriet.
    Ich beobachtete die Mienen unserer beiden Störenfriede und sah das verräterische Zucken im Auge des kleineren der beiden, als er aufblickte und ganz leicht nickte, um seine Zustimmung zu signalisieren.
    Oh nein, du auch nicht!
    Blitzschnell drehte ich mich herum, drückte Rose zu Boden, zielte und warf das Messer. Es landete genau in der Brust des Mannes, der sich von hinten angeschlichen und schon selbst ein Messer gezückt hatte.
    Oder genauer gesagt: des Dämons, der sich angeschlichen hatte. Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen, denn die Bestie schmolz

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