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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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war es, sie zu beschützen.
    Rose dachte jedoch offensichtlich durchaus über eine Karriere als Kämpferin nach. Eine Kleinigkeit, die mir ein wenig Kopfschmerzen bereitete.
    Madame Parrish lachte. »Ihr Leben ist kompliziert, Lily, aber es ist ihr Leben. Sie müssen ihr die Freiheit lassen, es nach eigenem Willen zu führen, sie notfalls auch an Ihrer Seite mitkämpfen lassen.«
    »Ich lasse mir die Sache mal durch den Kopf gehen«, erwiderte ich. Trotz ihrer Talente konnte Madame Parrish nicht mehr in meinen Kopf eintauchen. Inzwischen konnte ich alle abblocken. Aber Rose war für sie wie ein offenes Buch. Und was mich betraf ... Tja also, nur weil meine Gedanken jetzt mir gehörten, hieß das nicht, dass dieses fällige Medium nicht über gesunden Menschenverstand verfügte. Meine Stimmungen konnte sie auch ohne psychologischen Zauberfirlefanz lesen.
    »Üben Sie?«, fragte sie mich.
    »Üben?«
    »Zu sehen, ohne dass der andere merkt, dass Sie da sind.«
    »Ach so.« Ich räusperte mich. Ich habe von Alice die Fähigkeit geerbt, in anderer Leute Kopf einzudringen. Das passiert immer dann, wenn ich jemandem in die Augen schaue und ihn gleichzeitig berühre. Das Ganze ist ein bisschen unheimlich. Gedanken und Bilder purzeln wild durcheinander. Aber es ist auch nützlich, vor allem weil ich einen Teil meines neuen Lebens mit Rumschnüffeln und Nachforschen verbringe.
    Das einzige Problem ist nur, dass die jeweilige Person es merkt, wenn ich in ihrem Kopf unterwegs bin. Mir steht also keine geistige Tarnkappe zur Verfügung.
    Ich hatte Madame gebeten, mir bei der Lösung dieses kleinen Problems zu helfen. Ihr Rezept: Üben. Da kam Freude auf!
    »Ich bin nicht oft zum Üben gekommen«, gestand ich kleinlaut. Das stimmte auch, bis zur Tarnkappe war allerdings noch ein weiter Weg. »Ich hatte viel um die Ohren.«
    »Vernachlässigen Sie das Üben nicht«, erwiderte sie. »Es wird eine Zeit kommen, da werden Sie dankbar dafür sein.«
    »Aha.« Ich benetzte meine Lippen und überlegte, ob sie etwa mehr wusste als ich. »Und wieso?«
    Aber sie lächelte nur.
    Ich räusperte mich. »Gut. Schön. Aber deswegen sind wir nicht gekommen.«
    »Natürlich nicht.« Sie zeigte auf das schmale Sofa. »Sie fürchten, jemanden verloren zu haben.«
    »Wissen Sie, wo er ist?«, fragte Rose eifrig.
    Madame schüttelte den Kopf, aber ihre Augen blieben auf mich gerichtet. »Nein.«
    »Aber ...«
    Sie beugte sich vor und legte ihre Hand auf meine, sodass ich meine Frage nicht vollendete. »Manchmal finden verlorene Dinge wieder den Weg zurück nach Hause.«
    Ich lehnte mich zurück und ließ diesen Satz auf mich wirken.
    »Sie meinen ...?«, fing Rose an, verstummte jedoch, als Madame ihr einen Finger auf die Lippen legte.
    »Es tut mir leid, Mädchen. Eine große Hilfe war ich heute offenbar nicht.«
    Dennoch hatte sie mir geholfen. Zumindest wusste ich jetzt, dass Deacon wiederkommen würde. Dass er einmal mehr die Schlacht, die in ihm tobte, gewinnen würde.
    Ich hoffte, er glaubte genügend an sich selbst. Und ich hoffte, dass er schnell gewinnen würde, denn ich brauchte seine Unterstützung.
    Ich wollte schon aufstehen, hielt dann jedoch inne, weil mich noch eine andere Frage quälte. Die Verantwortung für das Ende der Welt lastete allein auf meinen Schultern, und ich wollte den Grund dafür wissen. »Warum ich?«
    Sanftmütig lächelte sie. »Muss es dafür einen Grund geben?«
    »Nein«, gab ich zu. »Aber normalerweise gibt es einen. Die Erde ist ein großer Ort, auf dem viele Menschen leben. Und wieso wurde von all den Milliarden ausgerechnet ich dazu auserkoren, die Dämonen zu bekämpfen und die Welt zu retten? Wieso muss ausgerechnet ich unmögliche Entscheidungen treffen?«
    »In gewisser Hinsicht führen wir alle diesen Kampf«, entgegnete Madame, sodass ich mir wie ein arroganter Arsch vorkam. »Aber ich verstehe, warum Sie mich das fragen.« Ihr Blick wanderte zu Rose. »Was glaubst du, Kindchen? Warum wurde deiner Schwester diese Bürde aufgeladen?«
    »Ich?«, quiekte Rose. »Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?«
    Madame zog die Stirn in Falten, und ich hatte eine Sekunde lang den Eindruck, sie wollte schon Gründe dafür anführen, was aber unlogisch gewesen wäre. Wenn ich schon keinen blassen Schimmer hatte, warum um Himmels willen sollte Madame glauben, Rose wüsste Bescheid?
    Doch schließlich lächelte Madame Parrish und streckte Rose die Hand hin. »Schon gut, Kindchen.« Dann lächelte sie mich an. »Wie

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