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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Mensch?«
    Morwain schüttelte den Kopf. »Ein Dämon, Herrin. Euer Diener, Herrin.«
    »Diener?«, wiederholte Rose, die nicht den geringsten Anflug von Angst zeigte. Ich übrigens auch nicht. Ich hatte in meinem Leben ja schon so einige fiese, furchterregende Dämonen getroffen. Der hier gehörte nicht in diese Kategorie.
    Andererseits, dachte ich und hob mein Messer, der Schein kann trügen.
    »Ich diene der Königin.« Ohne mich aus den Augen zu lassen, kniete Morwain nieder, dann senkte er unterwürfig den Kopf.
    Also gut.
    »Ich bin nicht deine Königin«, erwiderte ich - auch wenn es wahrscheinlich nicht besonders schlau war, einem Dämon zu widersprechen, der wohl nur deshalb nicht auf mich losging, weil er einem Irrtum bezüglich meiner Amtsgewalt unterlag.
    »Jetzt vielleicht noch nicht, Herrin.« Er deutet auf den Hals. »Aber schon bald, Herrin. Schon bald.«
    Aha. Das war nun mal was Spezielles.
    Ich dachte an das, was ich in Gabriels Kopf gesehen hatte, als ich vor ihm hatte fliehen wollen. Millionen Dämonen auf den Knien und alle gelobten, ihrer Königin treu zu dienen - nämlich mir.
    Diese Vision hatte mich völlig unvorbereitet erwischt: Die Dämonen strömten auf die Erde, und ich stand an der Pforte, den Oris Clef mit beiden Händen umschlungen.
    Was ich in der Vision gesagt hatte, konnte ich zwar nicht hören, die Begleitmusik kannte ich aber auch so: Dank der Macht meines Bluts erhebe ich Anspruch auf die Herrschaft über die, die durch diese Pforte schreiten. Dann hatte ich mir den Handteller aufgeschlitzt und ihn auf den filigran eingefassten Edelstein gepresst, den ich um den Hals trug.
    Ich erschauerte. Dieses Bild war zu meinem Leidwesen gleichermaßen anziehend wie abstoßend. Ich verfluchte die dämonische Essenz in mir und sehnte mich gleichzeitig nach mehr. Ersehnte den ultimativen Kick, den die Macht des Oris Clef mir verschaffen würde. Und der Teil, der von meiner früheren Persönlichkeit noch übrig war? Den würde ich nie endgültig ausschalten können, auch wenn mir der innere Dämon noch so oft das Gegenteil weismachen wollte.
    »Ich bin nicht deine Königin«, wiederholte ich und erstickte diesmal alle Widerworte schon im Keim. »Ich bin es nicht und werde es auch nie sein.«
    »Aber Herrin!«
    Mit erhobener Waffe trat ich auf ihn zu. Er war ein Dämon, und ich tötete Dämonen. Das war meine Aufgabe, meine Bestimmung. Das war auch das, was ich tun wollte.
    Zerknirscht wich er zurück. »Ich habe Euch beleidigt, Herrin. Verzeiht! Verzeiht!«
    Scheiß drauf! Ich trat noch einen Schritt vor, bereit zu kämpfen, bereit, zu töten. Da schloss sich plötzlich Roses Hand um meinen Arm. »Nicht«, sagte sie. Einfach so.
    Verblüfft drehte ich mich zu ihr um. »Das ist ein Dämon, falls du vergessen haben solltest, wie diese Brut aussieht.«
    »Er ist auf unserer Seite«, erwiderte sie, »falls du vergessen haben solltest, dass wir dringend Verstärkung brauchen.«
    Unentschlossen zögerte ich. Einen Dämon um mich ertragen, um am Leben zu bleiben? Konnte ich mir das zumuten? Könnte ich tatsächlich mal in eine Lage kommen, wo ich auf die Hilfe eines Dämons angewiesen war?
    »Deacon hast du auch nicht umgebracht«, fuhr meine Schwester fort, die mir schlagartig sehr viel älter als vierzehn vorkam.
    Ich ließ das Messer sinken und war dankbar, dass ich mir heute Nacht schon einen dunklen Kick gegönnt hatte.
    »Also schön, Morwain«, sagte ich hochmütig und deutete die Gasse hinunter. »Nun lass uns allein.«
    »Jawohl, Herrin, jawohl, jawohl. Wenn Ihr mich braucht, ruft einfach nach Morwain.« Dann zeichnete er mit der Hand in der Luft einen Kreis und erzeugte so eine grauschwarze Windhose. Er verbeugte sich ein letztes Mal in meine Richtung, dann trat er in die wirbelnde Masse.
    Innerhalb weniger Sekunden war er fort, der graue Strudel verschluckte sich selbst, bis schließlich wieder alles so war, als wäre nie etwas geschehen. Rose und ich standen allein in der Gasse.
    »Wow«, sagte Rose.
    Dem pflichtete ich bei. Schön, daran erinnert zu werden, dass ich in meiner neuen Welt nicht die Einzige war, die Portale erzeugen und hindurchmarschieren konnte.
    »Komm jetzt.« Ich packte Rose am Arm und schleifte sie mit zum Hintereingang des Pubs. So seltsam die Situation auch gewesen sein mochte, die Begegnung mit Morwain war bislang das erfreulichste Zusammentreffen mit einem Dämon in dieser Gasse. Und Rose hatte ja recht: Wenn ich schon Dämonen quasi magnetisch anzog, dann lieber

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