Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung
Thron besteige. Knie jetzt gleich vor mir nieder«, forderte er mit einem schweinischen Grinsen, »vielleicht verschone ich dann.«
»Mach ich gern«, antwortete ich. »Außer du hängst an deinem Schwanz. Den beiße ich dir nämlich ab.« Ich schnitt eine Grimasse und bewegte dabei den Kopf. Schon spürte ich, wie sich mir das Schwert ins Fleisch bohrte. Mist.
Viele Möglichkeiten hatte ich nicht. Im Grunde genommen blieb mir nur noch die Hoffnung, dass er mir nicht tatsächlich den Kopf abtrennte. Aber schon spannte er die Muskeln an. »Jetzt stirb«, sagte er leise. Doch bevor er sein Vorhaben ausführen konnte, segelte er bereits die Gasse entlang. Irgendetwas Kleines, Geschmeidiges krallte sich an ihm fest wie ein Affe.
Ich dachte nicht lange darüber nach, wer oder was mir da im richtigen Moment zu Hilfe gekommen war, sondern sah zu, dass ich wieder auf die Beine kam. Ich hob das Schwert auf, das er hatte fallen lassen, holte aus und mähte zwei Dämonen nieder, die das Schauspiel staunend verfolgt hatten.
Ich tat jetzt das Gleiche, nachdem ich mich umgedreht hatte. Morwain hatte Jarel angesprungen, und jetzt riss er ihm mit seinen scharfen Schneidezähnen die Haut von den Schultern, seine Krallen zerfetzten Jarels Fleisch bis auf die Knochen.
Ich musste den Blick abwenden. Hilfe war ja recht und schön, aber ...
Die übrigen Dämonen kamen Jarel nicht zu Hilfe, machten sich aber auch nicht aus dem Staub. Ganz im Gegenteil: Morwains Angriff schien sie erst richtig zu aktivieren. Vergessen waren alle militärischen Regeln eines Kampfs, ich befand mich plötzlich inmitten eines Pöbelhaufens. Ohne Sinn und Verstand hieben sie mit dem Messer auf mich ein, stachen wild um sich, schlugen zu und wehrten ab.
Morwains Ruf nach Unterstützung übertönte den Krawall. Dann hörte ich eine zweite Stimme.
Rose.
»Geh wieder rein!«, schrie ich ihr zu, stieß mit dem Schwert zu und zog es wieder heraus. Der Dämon zerfloss zu einer Pfütze Schleim. Ich saugte seine Kraft in mich auf und spielte seine Essenz gleich gegen seine beiden Kumpel aus, die neben ihm standen. Während das Gefühl von Macht durch mich hindurchrauschte, betrachtete ich die Dämonen gar nicht mehr so sehr als blindwütigen Mob, eher schon als leckere Bestandteile eines Buffets. Und ich war entschlossen, von allen zu kosten.
»Lily! Hinter dir!«
Ich wirbelte herum und köpfte den Angreifer. »Verdammt, Rose! Geh gefälligst wieder ins Pub!«
»Ich habe dir gerade das Leben gerettet.«
»Das hätte ich auch allein geschafft«, hielt ich dagegen und wurde dafür mit einem skeptischen Schnauben belohnt.
»Herrin«, rief Morwain. »Welch Risiko! Geht! Geht und schützt die Krone.«
Ich war fast so weit, es zu tun. Ehrlich. Wenn ich es in das verdammte Pub schaffen würde, könnte ich vermutlich durch die Vordertür verduften und diese Gasse diesen durchgeknallten Dämonen überlassen. Prinzipiell war ich ja schon dafür, die Zahl der Dämonen zu reduzieren, aber ich musste einfach dringend Deacon finden.
»Los, komm!«, sagte ich schließlich zu Rose. »Wir gehen rein.«
Nur dass in diesem Moment die Tür aufgestoßen wurde und Rachel herausstürzte.
»Verfluchter Mist!«, rief ich und schlug seitlich aus, um einem heranstürmenden Dämon einen neuen Scheitel zu ziehen. »Was versteht ihr eigentlich unter >in Sicherheit bleiben«
Natürlich ignorierte mich Rachel. Sie rief, ich solle ihr die Autoschlüssel zuwerfen. Ich diskutierte gar nicht lange. Wozu auch?
Während ich einer Handvoll Dämonen zeigte, was eine Harke ist, prügelte Rose eine Gruppe zur Seite, um Rachel einen Pfad zum Auto frei zu machen. Ich wurde kurz von einem Dämon abgelenkt, der mit einer Keule auf mein Gesicht zielte, aber als er sich plötzlich in eine Straßenpizza verwandelte - mit freundlicher Unterstützung von Rachels tobendem Mercedes -, galt meine ganze Aufmerksamkeit auf einen Schlag wieder ihr.
Die der Dämonen übrigens auch. Es waren nur noch ein paar übrig, und die stoben jetzt endlich davon. Sie waren ganz hin und weg, sozusagen, wenn auch nicht aus Ehrfurcht und Angst vor der Frau aus der Prophezeiung, sondern vor dem sanften Schnurren deutscher Ingenieurskunst.
Ich stand inmitten des Blutbads und wartete, bis die dunkle Essenz sich in mir austobte.
Ich warf den Kopf in den Nacken und atmete tief durch - und sah plötzlich jemanden, ganz in Weiß gekleidet, auf dem Dach eines Restaurants gegenüber der Gasse. Ich blinzelte, um vielleicht
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