Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung
Liebe. Leben.
Er fummelte am Knopf meiner Jeans herum. Ich half ihm, knöpfte die Hose auf und strampelte ein bisschen, bis sie mir nur noch um die Knöchel hing. Einen Fuß zog ich raus, den zweiten ließ ich, wo er war. Ich konnte nicht mehr warten. Meine Hände waren schon an seinem Reißverschluss zugange, dann zog ich ihn ganz an mich heran, während er unablässig meinen Namen murmelte. »Lily, Lily, Lily.«
Auf das Vorspiel konnten wir verzichten, unser Verlangen war mehr als genug. Und als ich mich an ihn drängte, als er in mich stieß, dass ich glaubte, ich würde in zwei Hälften zerrissen, da fühlte ich etwas Warmes, Angenehmes zwischen uns hin- und herfließen und ein Gegengewicht bilden zu unseren fieberhaften Aktivitäten. Ich fühlte es, und ich genoss es.
Wir bewegten uns im selben Rhythmus, führten einen lustvollen, kraftvollen Tanz auf, der älter war als selbst Deacon, und als wir kamen - ich schwöre es -, da wunderte ich mich nur, dass das Gebäude unter der Wucht unserer Orgasmen nicht einstürzte.
Ich zog ihn an mich, küsste ihn zärtlich und kraulte ihm unterhalb der Flügel den Rücken.
»Lily«, murmelte er. »Ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, ob ich den Weg zurück finden würde.«
»Du hast es geschafft«, flüsterte ich und streichelte sein Gesicht. Tränen liefen mir über die Wangen, und mir wurde bewusst, dass die Dämonen in mir zur Ruhe gekommen waren, als ob sie wüssten, dass sie keine Chance gegen die Anziehungskraft dieses Mannes hatten, keinerlei Chance gegen uns beide vereint.
»Lily«, wiederholte er. Er rollte von mir herunter und unterbrach den Kontakt zwischen uns, ehe er mich wieder ansah. Seine Augen waren schwarz wie eh und je, aber in ihnen sah ich einen Funken, den ich kannte. Den Funken des Lebens, des Menschseins. Den Funken einer Seele.
Auch wenn er noch die Flügel hatte, er war wirklich und wahrhaftig zurück.
Er setzte sich auf, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den strahlend blauen Himmel, wo Dutzende Schäfchenwolken über uns vorüberzogen. Da oben war es ein herrlicher Tag, voller Hoffnung und Licht, und ich gestattete mir einen kleinen Anflug von Selbstzufriedenheit. Und obwohl es hier unten dunkel und gefährlich wurde, hatten Deacon und ich uns doch zumindest einen kleinen Teil dieses Lichts angeln können.
Etwas später stand er auf und zog den Reißverschluss seiner Jeans wieder hoch. Sie hing ihm tief auf den Hüften. Er sah darin, trotz der Flügel, von denen einer wegen der Verletzung auch noch schlaff nach unten hing, verdammt sexy aus.
Urplötzlich wandte er sich ab, als wäre ihm die Sache peinlich, und mit einer kleinen Verzögerung wurde mir auch klar warum: Wir hatten miteinander geschlafen, gegenseitig unsere Ansprüche klargemacht, aber er hatte mir nicht ein Mal in die Augen geschaut.
Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Ich wollte diese Empfindung unterdrücken, konnte es jedoch nicht. Denn sosehr ich meinem Gefühl trauen wollte, war es doch ungleich leichter, dem zu trauen, was ich sah.
Und bislang hatte Deacon mir gar nichts gezeigt.
Immer wieder hatte er einen Rückzieher gemacht und sich geweigert, mir einen Blick auf die schlimmste Seite seines Ichs zu gewähren. Er hatte nicht zugelassen, dass ich wirklich verstand, wer er war und was er getan hatte, welche Verbrechen er begangen hatte, für die er so verzweifelt die Freisprechung wollte.
Ich erinnerte mich daran, dass ich ihm vertrauen konnte. Dass ich ihn nicht drängen durfte. Jetzt, wo ich ihn gerade erst zurückbekommen hatte.
All das sagte ich mir, und dennoch traf es mich hart. Verdammt hart.
Ich holte Luft und ging dann zu ihm hinüber. Mir brach es ein wenig das Herz, als er argwöhnisch zurückwich. Ich verlangsamte meine Schritte und ließ ihn zusehen, wie ich mich mit dem Messer in die Fingerkuppe schnitt, bis ich blutete. »Dein Flügel. Lass mich dir helfen.«
Nachdenklich nickte er, dann spreizte er den verletzten Flügel und wandte gleichzeitig den Kopf ah, als würde er sich schämen, dass er mich den dämonischen Teil seines Körpers pflegen ließ. Vorsichtig fasste ich seinen Flügel. Die Membran sah zwar zart aus, war aber sehr stark. Ich strich eine Blutlinie über den Riss im Gewebe und sah dann aus einiger Entfernung zu, wie die Kraft meines Bluts den Rest erledigte. Der verwundete Bereich schloss sich perfekt, als wäre nie etwas gewesen.
»Danke.«
Ich trat einen weiteren Schritt zurück. Jetzt war die Zeit für
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