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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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nicht so genau. Ich sah zwar äußerlich normal aus, aber in mir drin herrschte Dunkelheit. Und die war wirklich zum Fürchten.
    Die Leute neben ihr stimmten in das Geschrei ein. Leider wurde mir zu spät klar, dass sie gar nicht auf mich deutete - sondern auf etwas hinter mir.
    Ich wirbelte herum und sah mich dem Dämon gegenüber, auf den ich geschossen hatte. Überflüssig zu erwähnen, dass er etwas außer sich war und seine Missbilligung dadurch zeigte, dass er zielstrebig mit einem Schwert auf mich einhieb, das dem seines Kumpels wie ein Ei dem anderen ähnelte. Auch wenn meine Reflexe mittlerweile ziemlich beeindruckend waren, war ich nicht schnell genug. Denn obwohl ich binnen Sekundenbruchteilen reagierte, fuhr mir die Waffe links knapp unterhalb des Brustkorbs rein und rechts unten an der Taille wieder raus. Der Dämon stand direkt neben mir, sein Gestank überwältigte mich fast. Er umschlang mich mit dem freien Arm und drückte mich so fest an sich, dass ich mit der Hand nicht mehr ans Messer kam.
    Aber ich hatte ja immer noch die Pistole, und in unserer derzeitigen Umklammerung zeigte der Lauf genau auf seinen Bauch. Ich drückte ab und machte mich bereit für die paar Sekunden, die er vor Schmerz den Griff lockern und mir Gelegenheit geben würde, mich aus der Umklammerung zu befreien.
    Aber nichts.
    Keine Kugel, kein Geruch von Pulverdampf, kein trommelfellzerfetzender Knall.
    Nur ein mageres kleines Klick.
    Ich war geliefert.
    Genauer gesagt: aufgespießt. Ein menschliches Schaschlik, untrennbar verbunden mit einem Dämon, unfähig, mich zu bewegen, zu fliehen oder zu kämpfen.
    Schlimmer noch: Ich wusste, was mich erwartete - ein rascher Ruck der tödlich scharfen Klinge. Genau das Gleiche, das dem Polizisten widerfahren war, der nun tot auf dem harten Asphalt vor sich hin moderte.
    Aber ich? Ich würde nicht sterben. Zerstückelt, zweigeteilt, lebenslang verstümmelt würde ich immerwährend endlose, entsetzliche Schmerzen leiden.
    Aber ich würde nicht sterben.
    Und ähnlich wie der Gedanke, bis in alle Ewigkeit in den Feuern der Hölle zu schmoren, ängstigte mich diese Aussicht mehr als das Monster selbst, das das Schwert in Händen hielt.

9
    Ich wehrte mich nach Kräften, aber ich konnte nichts ausrichten. Und als ich spürte, wie der Dämon seine Muskeln anspannte, wusste ich, mein letztes Stündlein hatte geschlagen. Er war zu stark, auch wenn ich nicht bereit war für den Sturz in Schmerz und Pein und ...
    Zisch!
    Irgendetwas fegte schnell und kräftig durch die Luft und prallte gegen uns. Die Wucht des Aufschlags riss den Dämon von den Füßen. Er ließ mich los. Ich brach zusammen. Das Schwert steckte immer noch in meinem Körper, und die Schmerzen waren so stark, dass ich fast den Verstand verlor. Aber ich war immer noch in einem Stück, und das war alles, was zählte.
    Ich rollte mich auf die Seite und rang die Schmerzen nieder, weil ich unbedingt sehen wollte, wer mich da gerettet hatte. Ach ja, und das Schwert wollte ich auch loswerden, damit ich gegen den Bastard wieder antreten konnte.
    Natürlich hatte sich um Letzteres schon mein geheimnisvoller fliegender Retter gekümmert.
    Deacon.
    Ich lächelte. Der Schmerz schien allein dadurch schon nachzulassen, durch diese Kleinigkeit, die im Gegensatz zu tausend anderen Dingen einigermaßen geklappt hatte.
    Deacon war gekommen, um mich zu retten.
    Er hatte wieder seine Menschengestalt angenommen. Größtenteils zumindest. Seine Flügel hatte er noch. Sie waren zart und kraftvoll zugleich wie die eines urzeitlichen Ungetüms oder eines mythologischen Ungeheuers. Der Rest seiner ehemals monströsen Erscheinung war verschwunden. Zumindest äußerlich. Denn auch wenn er wieder Deacons Gesicht, seinen Brustkorb und die kohlrabenschwarzen Augen hatte, der Zorn und die Wut, die der neue Deacon ausstrahlte, waren zehnmal gewaltiger als alles, was ich von ihm bislang kannte.
    Er hatte kein Schwert. Er war der Wolfsbestie, die mich gepfählt hatte, mit bloßen Fäusten auf den Pelz gerückt und drosch auf ihn ein. Im Grunde genommen quälte er die Kreatur nur, wo ein simpler Messerstich ins Herz auch gereicht hätte. Das allerdings wollte Deacon nicht. Das sah ich ihm an.
    Er brauchte die Grausamkeit, um die dunkle Seite in ihm zugleich anzutreiben und zu bekämpfen. Ich verstand ihn sehr gut, denn ich hatte dies ebenfalls schon mitgemacht.
    Deacon konnte ohnehin tun, wonach ihm der Sinn stand, denn ich steckte sozusagen weiterhin fest. Diese

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