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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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verzog den Mund zu einem Grinsen. »Das könnte sie dann überzeugen. Vielleicht.«
    Nach wie vor verstand ich nicht, warum Gabriel und Penemue oder auch Kokbiel nicht hinter jeder Ecke auf mich lauerten. Die Dämonen waren wegen der Halskette auf meinen Kopf scharf; der Erzengel hatte vor, mich zu entführen und einem höheren Wohl zu opfern.
    »Gabriel kann dich nicht mehr überwältigen«, erklärte Deacon mir mit Blick auf den Oris Clef. »Seine Kraft schützt dich jetzt. Deshalb konntest du ihm auch entkommen, nachdem er dich in der Kammer erwischt hatte. Der Oris Clef hat seine Macht über dich geschwächt und gebrochen.«
    »Ach.« Endlich mal eine gute Nachricht. Und das erklärte auch so manches.
    »Er kann immer noch versuchen, dich zu überreden, dass du freiwillig mit ihm mitkommst. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass er es nicht längst probiert hat.«
    Von der seltsamen Vision, als Gabriels Gesicht sich über das von Madame Parrish gelegt hatte, erzählte ich ihm lieber nichts. »Und die Dämonen?«
    »Die sind nicht so wie ich. Penemue und Kokbiel sind gewaltige Multi-Dimension-Wesen, die seit ihrer Vertreibung sogar noch zugelegt haben. Es sind eigentlich weniger Wesen als vielmehr Naturgewalten. Um ein Portal in unsere Dimension zu errichten, brauchen sie enorm viel Energie. Außerdem bringt das quasi als Gegengewicht immer ziemliche Auswirkungen auf der Erde mit sich.«
    »Gegengewicht?«
    »Erdbeben, Feuersbrünste, Tornados. Naturgewalten eben.«
    »Die Erde hat bereits gebebt«, murmelte ich und dachte dabei an den Zeitungsartikel über das Erdbeben in Shanghai und an den Kommentar, dass dies nur eins von mehreren gewesen sei, die den Globus erschüttert hatten. »Sie sind schon auf dem Weg.«
    Deacon nickte. »Allerdings. Und ich glaube, Lucas Johnson auch. Wir haben ihn besiegt. Aber du hast jetzt das, was er und sein Meister unbedingt haben wollen. Er kommt wieder, Lily.«
    »Ich weiß. Und zwar schon bald.«

11
    Die Oktobersonne stand bereits tief, als ich die Kirche betrat. Die Strahlen fielen durch die Buntglasscheiben und erzeugten im Innern eine ätherische Atmosphäre, so als befände sich dieser Ort in einer Art Regenbogen-Dimension, wo nichts einem Gebäude von solcher Pracht etwas anhaben konnte. Obwohl keine Messe gelesen wurde, waren die Kirchenbänke voller Gläubiger, die auf Knien, mit gefalteten Händen und gesenktem Kopf beteten.
    Viele hatten Rosenkränze dabei, und das »Gegrüßet seist du, Maria« war leise zu vernehmen. Andere wiederum ließen lediglich die angenehme Atmosphäre auf sich wirken und betrachteten weniger das Kruzifix vorn am Altar als vielmehr die andächtig Betenden. Und natürlich mich.
    Mich in meinem ramponierten Trenchcoat, mit den schwarzen Stiefeln, den zerzausten Haaren und dem blutverschmierten Tanktop. Ein Wunder, dass sie nicht gleich alle schreiend davonrannten.
    Aber in dem Moment, in dem mir dieser Gedanke durch den Kopf ging, passierte natürlich genau das. Ein grauhaariger alter Mann stand auf. Mit seinem Mantel, der ihm von den knochigen Schultern herabhing, sah er aus wie eine Vogelscheuche. »Das ist sie!«, rief er. »Die Frau aus dem Fernsehen! Die, die mit den Dämonen rummacht.«
    Reihenweise schossen Köpfe in die Höhe. Frauen schnappten sich ihre Kinder und wichen vor mir zurück. Männer erhoben sich, in den Gesichtern vorgetäuschter Wagemut. Sie ballten die Hände zu Fäusten, als hätten sie bei einem Kampf gegen mich auch nur den Hauch einer Chance.
    »Wollt ihr was von mir?«, schnauzte ich sie an. Eine wilde Wut ergriff von mir Besitz. Für diese Leute setzte ich meine Schwester, mein Leben, meine Seele aufs Spiel, und sie hatten nichts Besseres zu tun, als mir Dinge vorzuwerfen, die sie vorne und hinten nicht begriffen? Was bildeten sich diese Arschlöcher eigentlich ein?
    Die dunkle Seite in mir erwachte und drängte mich, mir diese Schwachköpfe vorzuknöpfen. Diese Leute, die nicht kapierten, wer ich war oder was ich tat, die sich nur in ihrer Angst suhlten und diejenigen verdammen wollten, die so verzweifelt versuchten, sie zu retten. »Was ist jetzt? Wollt ihr was von mir?«
    Ein großer schlanker Mann trat vor. »Ich habe Sie auch gesehen. Aber ich glaube nicht, dass Sie mit denen herumgemacht haben. Ich habe gesehen, wie Sie gekämpft haben.«
    Ich holte tief Luft und atmete ganz langsam wieder aus. Endlich jemand, der richtig aufgepasst hatte. »Stimmt genau.« Ich hob den Kopf. »Ich bekämpfe sie.«
    Er

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