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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Liegestuhl lag und schlief. »Monsignore?
    »Church?«, fragte ich.
    Der Mann lächelte. »Er macht seinem Namen alle Ehre.«
    »Ist er krank?«
    »Er ist alt. Sehr alt.« Erneut packte er ihn sanft an der Schulter. »Er wohnt hier hinten. Wahrscheinlich eine Sondervergünstigung der Diözese. Er ist ein bisschen wirr im Kopf, aber Pater Carlton hat sich um ihn gekümmert.« Er sah mir in die Augen. Ich zwang mich zur Zurückhaltung. Dieser Mann hatte keine Ahnung, wer ich war und was ich tat. »Vermutlich wird diese Aufgabe jetzt der neue Pfarrer übernehmen. Pater, wachen Sie auf! Sie haben Besuch.«
    Der Greis schreckte hoch. Blinzelnd schlug er die Triefaugen auf, sah erst meinen Führer an, dann mich. »Ist es schon Morgen?«
    »Noch nicht, Sir. Ich habe jemanden bei mir, der mit Ihnen reden will.«
    »Ist es Missy? Sie wollte doch heute ein neues Buch mitbringen. Sie liest mir vor.« Er schaute zu mir hoch. »Meine Augen sind müde. Lesen ist mühsam geworden. Missy erledigt das für mich.«
    »Missy ist weggezogen, wissen Sie nicht mehr? Letztes Jahr schon. Aber ich glaube, morgen kommt Beth und liest Ihnen ein weiteres Kapitel aus >Der Graf von Monte Christo< vor.«
    »Braver Junge.« Er tätschelte dem Mann die Hand. Zu mir sagte er: »Nett, dass Sie gekommen sind, aber ich habe schon jemanden, der auf mich aufpasst.«
    »Nein, es geht um ...«
    »Sie müssen mir nur eine Frage beantworten«, sagte ich und hoffte, die Prozedur abkürzen zu können. »Es geht um Pater Carlton und um die Schatulle von Shankara.«
    Er hob den Kopf, seine matt glänzenden Augen sprühten plötzlich vor Leben. Mit halb offenem Mund musterte er mich von oben bis unten. Dann wandte er sich an den Mann, der mich hierher geleitet hatte. »Lass uns bitte allein.«
    »Aber ...«
    »Bitte, Jeffrey, geh.«
    »Es gibt keine Probleme«, versprach ich. »Sie haben mein Wort.«
    So wie er mich anstarrte, war er von meinem Ehrenwort wohl nicht allzu beeindruckt. Aber er tat, worum ihn der Monsignore gebeten hatte. Bevor der Kiesweg eine Biegung machte und er außer Sichtweite war, warf er einen letzten Blick zu uns zurück.
    »Was wissen Sie über die Schatulle?«, fragte der alte Mann.
    »Ich weiß, dass wir eine zweite finden müssen. Oder etwas, das den gleichen Zweck erfüllt.« Ich zog einen Metallstuhl heran und setzte mich vor ihn hin. Dabei rutschte mein Trenchcoat hoch und enthüllte das Messer an meinem Schenkel.
    »Dann sind Sie es also.«
    »Ich?«
    Er nickte zum Messer. »Antonios Beschreibung von Pater Carltons Mörderin. Ich habe es mir schon gedacht. Jetzt habe ich Gewissheit.«
    »Antonio?«, fragte ich, aber ich fürchtete, die Antwort kannte ich bereits. Ich hatte Pater Carlton getötet, aber nicht alle Männer in dem Raum waren bei der Aktion ums Leben gekommen. Antonio hatte ich offenbar nur verletzt.
    »Er war da. Leugnen Sie etwa, was er berichtet hat?«
    »Ich kenne keinen Antonio und weiß nicht, was er Ihnen über mich erzählt hat. Aber ich leugne es nicht.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde hart. »Gehen Sie.«
    Ich beugte mich vor. »Ich muss die Sache wiedergutmachen. Verstehen Sie das nicht? Ich muss das wieder einrenken.« Ich kniff die Augen zusammen. Wie versteinert nahm ich zur Kenntnis, dass ich kurz davorstand, in Tränen auszubrechen. »Ich wusste nicht, was ich tat. Ich verstand nicht, welche Folgen das hatte.«
    »Schlimme, schlimme Folgen.« Seine Stimme verlor sich wieder ein wenig.
    »Ja, das können Sie laut sagen. Können Sie mir helfen? Werden Sie mir helfen?«
    Er neigte den Kopf und schaute mich an. Ich versuchte, möglichst unschuldig und vertrauenswürdig auszusehen, aber ob ich das schaffte, wage ich zu bezweifeln. »Sie sind trickreich, wissen Sie?«, sagte er.
    »Wer?«
    »Die Dämonen.«
    Ich lehnte mich zurück und beobachtete ihn aufmerksam. »Ja, das weiß ich.«
    »Die schicken Sie durchs Feuer, lassen Sie leiden. Sie müssen stark sein. Sie dürfen nicht scheitern. Denn dann verbrennen Sie. Der Glaube, mein Kind. Rufen Sie notfalls die Heiligen und die Engel an, aber letztlich ist es der Glaube, der Sie stark macht.«
    »Ich weiß. Und nach und nach finde ich ja auch zum Glauben. Aber erst einmal muss ich jetzt den Schlüssel finden. Helfen Sie mir? Können Sie mir helfen?«
    »Ja, diese Teufel sind trickreich. Verkleiden sich als hübsche Frau. Als unschuldiges Kind. Behaupten, sie brauchen Hilfe. Behaupten, sie wollen die Pforte verschließen, während sie in Wahrheit nur den Schlüssel

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