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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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verstecken und die Pforte für immer offen halten wollen.«
    »Aber ich doch nicht.«
    Er schaute auf. Jedes Anzeichen von Verwirrung war wie weggefegt aus seinem Gesicht. »Woher soll ich das wissen?«
    Ich spürte das Gewicht des Oris Clef um meinen Hals. Und obwohl mir mein Verstand riet, nichts preiszugeben, drängte mich mein Herz dazu. Glaube. Du musst glauben. »Dies hier«, sagte ich schließlich und schloss die Hand um die Halskette. »Wissen Sie, was das ist?«
    Er beugte sich vor und holte eine Brille aus der Brusttasche seines Morgenrocks. Er setzte sie auf, zwinkerte und schrak zurück.
    »Sie kennen ihn? Sagen Sie mir, was das ist.«
    »Eine große Versuchung«, keuchte er.
    »Das ist der Oris Clef.« Dass er nur zu recht hatte, ignorierte ich. »Wissen Sie, wofür er gut ist?«
    »Ich habe nur Bilder davon gesehen. Skizzen. Äußerst vage Beschreibungen.« Als er danach greifen wollte, wich ich aus.
    »Wie ...«
    »Das spielt keine Rolle. Der Punkt ist folgender: Wenn ich will, kann ich die Pforte öffnen. Dann wäre mir auch die Schatulle von Shankara oder jeder sonstige Schlüssel egal.« Ich presste die Halskette fest an meinen Körper. »Das ist mein Trumpf. Denn ich suche nur deshalb nach der Schatulle von Shankara oder nach einer andere Möglichkeit, die Pforte zu versiegeln, weil ich davon Gebrauch machen will - und nicht, um ihn oder sie zu zerstören.«
    »Vielleicht«, räumte er ein. »Vielleicht spielt es aber auch gar keine Rolle, was Sie sagen.«
    »Verdammt noch mal!« Mein Temperament ging mit mir durch. Ich musste mich schwer zusammenreißen, um nicht aufzuspringen und den alten Mann so lange durchzuschütteln, bis er mir endlich erzählte, was ich erfahren wollte. »Wissen Sie, was passiert, wenn ich diesen Schlüssel nicht finde?« Ich ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen, um meinen Zorn in den Griff zu bekommen. »Verraten Sie mir wenigstens eins: Gibt es noch einen anderen Schlüssel? Etwas Konkretes, das ich richtig anfassen kann?« Etwas, das nicht ich war, um genauer zu sein.
    »Ich weiß es nicht.« Er krümmte sich zusammen, als erwarte er einen Schlag. Na wundervoll! Jetzt schüchterte ich schon Priester ein. Im Verzeichnis schwerer Sünden dürfte das einen vorderen Rang einnehmen. Meine einzige Chance auf einen Platz im Paradies war jetzt nur noch die Rettung der Welt, und da hatte ich bislang auf ganzer Linie versagt. Besonders wenn er die Wahrheit sagte. Denn wenn er es nicht wusste, wer dann?
    »Was ist mit Antonio? Der Typ, der Pater Carlton geholfen hat? Können wir ihn fragen?«
    »Er ist tot«, entgegnete der Monsignore und bekreuzigte sich. »Er wurde überfahren. Fahrerflucht, behauptet die Polizei, aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Sie wollten sichergehen, dass er nicht in Pater Carltons Fußstapfen treten konnte.«
    Wer sie waren, brauchte ich nicht lange zu fragen. Dämonen. »Das tut mir leid.«
    »Er war ein guter Mann, ein Mann Gottes. Er hätte Ihnen aber nicht helfen können, denn er wusste nichts von diesen Dingen.« Er kniff die Augen zusammen. »Bald ist die Zeit gekommen, wissen Sie? Bald wird sich die Pforte öffnen und ...«
    »Ja. Allerdings hoffe ich, dass es zu diesem Und gar nicht erst kommt.« Ich rückte meinen Stuhl näher heran. Noch einen Zentimeter, und ich würde bei ihm auf dem Schoß sitzen. »Antonio wusste nichts, Sie aber wissen etwas. Das stimmt doch, oder?«
    »Nicht viel. Viel weiß ich nicht.«
    »Dann verraten Sie mir wenigstens, was Sie wissen.«
    Er blinzelte. Seine Konzentration ließ wieder nach. »Worüber soll ich was wissen? Wovon haben wir gerade gesprochen?«
    »Die Pforte. Wir müssen die Pforte der Hölle schließen, und dazu brauche ich Ihre Hilfe.«
    »Ich glaube, sie hatte ihn. Den Schlüssel. Den fehlenden Schlüssel.«
    »Sie?«
    »Ist wahrscheinlich zerstört worden, als er sie umgebracht hat.«
    Mir drehte sich der Kopf, derart mühsam war es, ihm zu folgen. »Wer? Wovon reden Sie denn?«
    »Sie war schön. So wie Sie. Und in ihr leuchtete ein so helles Licht. Ein Licht, das nicht einmal die Finsternis, die sie umgab, trüben konnte.«
    Ich öffnete den Mund, weil ich ihn noch einmal fragen wollte, was das alles zu bedeuten hatte, ließ es dann aber bleiben. Seine Worte ... Etwas kam mir bekannt vor. »Was ist mit ihr passiert?«
    »Sie kam zu mir. Ich war ihr Beichtvater. Sie ist die weite Strecke von Boarhurst bis hierher gefahren. Sie hat gesagt, sie findet uns von St. Jerome’s sympathisch.

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