Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung
Wenn er bereit ist, uns zu helfen, umso besser, wenn nicht, helfen wir ihm ein bisschen auf die Sprünge.« Schon der bloße Gedanke daran löste bei mir eine gewisse Vorfreude aus, wofür ich mich eigentlich gern verachtet hätte, es aber natürlich nicht tat. Dafür schwelgte ich viel zu sehr in dem unheiligen Vergnügen, das mir die Vorstellung bereitete, einen Dämon so lange zu foltern, bis er gefügig wurde. Wie viel Schmerz musste man wohl einem Wesen zufügen, das auf Schmerz und Dunkelheit abfuhr?
Zu meiner großen Schande muss ich gestehen, dass es mich außerordentlich reizte, dies herauszufinden.
»Wie?« Ich hoffte, meine Empfindungen standen mir nicht ins Gesicht geschrieben. »Wie finden wir einen Rufer?«
»Ich könnte ja mal rumfragen ...«, begann Rachel, wurde aber von Rose unterbrochen.
»Wir brauchen keinen Rufer! Den Dolch finden wir auch allein.«
Alle fuhren wir herum und starrten sie an. Sie schrumpfte in sich zusammen, offensichtlich erschrocken über unsere Reaktion.
»Was meinst du damit?«, platzte ich heraus.
Unsicher fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. »Es war ... na ja, du weißt schon, bloß so ein Gedanke.«
»Raus mit der Sprache!« Aufmunternd gab Rachel ihr einen Klaps.
»Alice musste den Schlüssel doch auch finden können, oder? Und bestimmt wollte ihre Mom nicht, dass sie dafür erst mit Dämonen ins Bett steigen musste?« Sie sah Rachel an.
»Nein!«, bestätigte diese. »Das wäre das Letzte gewesen, was Mom gewollt hätte.«
»Genau. Das bedeutet, dass eure Mom den Dolch versteckt hat. Sie hat ein Portal erschaffen und ihn darin versenkt, und sie hat Alice einen Hinweis hinterlassen, um selbst daraufzukommen, ohne erst einem Rufer schöne Augen machen zu müssen.«
»Aber warum hat sie es ihr nicht einfach gesagt? Oder mir?«
»Du warst doch auf der falschen Seite«, erinnerte ich Rachel. »Und vielleicht hatte sie Angst, dass sich Alice ebenfalls falsch entscheiden würde. Oder sie fürchtete, dass ein Dämon sich in Alice’ Kopf einschmuggeln könnte, ehe es an der Zeit war, den Dolch einzusetzen.« Ich wusste verdammt gut, dass manche Dämonen so leicht Gedanken lesen konnten wie Menschen die Sprechblasen in Comics. »Deshalb hat sie den Hinweis hinterlassen«, fuhr ich fort. »Mein Tattoo.«
»Alles so weit logisch«, nickte Rachel. »Aber wie machen wir jetzt weiter?«
»Keinen blassen Schimmer.«
»Lass mal sehen«, bat mich Rose, und ich zog einmal mehr den Ausschnitt nach unten und entblößte den gefährlich aussehenden Dolch, den ich schon immer für völlig deplatziert an einem sonst so makellosen Körper gehalten hatte.
»Vielleicht passiert was, wenn du die Hand drauflegst«, schlug Rose vor. »So, wie du es machst, wenn du die Symbole auf deinem Arm in Portale verwandelst.«
Ich hatte meine Zweifel, aber da Rose vor Ideen nur so sprühte, war es wohl einen Versuch wert. Ich atmete tief ein, konzentrierte mich und presste die flache Hand auf das Zeichen an meiner Brust.
Nichts geschah.
Ich holte erneut Luft, schloss die Augen und drückte fester.
Immer noch nichts.
Ich schlug die Augen wieder auf. Rose und Rachel sahen mich enttäuscht an. Deacon blickte bloß finster drein. »Was ist?«, fragte ich ihn. Seine inneren Dämonen konnte er bekämpfen, so viel er wollte - im Moment war er aber derjenige, der sich mit diesem Zeug am besten auskannte, und ich brauchte seine Hilfe.
»Dein Körper ist es nicht. Eher ... ein Zauberspruch. Sie wird irgendwas mit einem Zauber belegt haben. Etwas, das Alice bekommen würde, falls sie selbst sterben würde, ehe sie ihrer Tochter das Geheimnis verraten konnte.«
Ich vergab ihm auf der Stelle seine Launenhaftigkeit. Er hatte vollkommen recht.
»Dann nichts wie auf in Alice’ Wohnung.« Ich sah auf die Uhr. Es war erst sechs Uhr früh. Jede Menge Zeit, um ihre Bude auseinanderzunehmen und danach rechtzeitig das Pub aufzumachen.
»Kommt nicht in Frage! Wir machen auf!«, war Rachels Reaktion auf meinem Vorschlag, einfach den ganzen Tag über das Closed -Schild an die Tür hängen. »Wir haben eine Abmachung: Ich zeige sie dir, du machst sie kalt. Besser, stärker, schneller. Schon vergessen?«
Nein, ich hatte es nicht vergessen. Und da wir diese Schlacht schon hinter uns hatten - und ich, nicht unüblich für jüngere Schwestern, unterlegen war -, hatte ich keine große Lust, dieses Thema erneut zu diskutieren.
»Schön«, sagte ich. »Wir sind rechtzeitig wieder hier.«
Das eigentliche
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