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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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sie. »Du hast es überstanden. Bald bist du wieder gesund.«
    Sie schaute mich aus glasigen, trüben Augen an. Dann lächelte sie, wenn auch nur kurz. Teilnahmslos drückte sie meine Hand. »Ja«, sagte sie. »Ganz bestimmt.«

16
    »Sie wird wieder gesund.« Ob ich damit Rose oder mich selbst beruhigen wollte, wusste ich selbst nicht so recht. Wir hatten das Pub dichtgemacht und anschließend Rachel in die Wohnung hochgebracht. Jetzt lag sie im Bett, in Decken eingepackt von zwei Frauen, die zwar nicht ihre richtigen Schwestern, aber irgendwie ihre Familie geworden waren. »Sie braucht bloß Schlaf.«
    Ich drückte Roses Schulter. »Und du auch.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht müde. Ich glaube kaum, dass Kiera schlafen musste.«
    »Jetzt leg dich schon hin. Du musst bei Kräften bleiben. Außerdem ist es mir lieber, wenn du bei ihr bleibst. Falls sie irgendwas braucht.«
    Stirnrunzelnd schaute sie zur Schlafzimmertür.
    »Verdammt noch mal, Rose«, sagte ich schärfer als beabsichtigt. »Nun mach schon!«
    Sie zog eine Schnute, aber sie ging. Ich sackte auf der Couch zusammen. Mir schwirrte der Kopf. Die dunkle Kraft des Tötens hallte noch in mir nach. Das Gefühl störte mich nicht mehr. Im Gegenteil, es war angenehm. Kalt, aber vertraut.
    Ich dachte an Morwain. Dass er kam, wenn ich ihn rief. Dass er sich verbeugte, wenn ich ihm Befehle erteilte. Dass er sich, ohne auch nur zu murren, in die Schlacht geworfen hatte, nur weil ich es angeordnet hatte.
    Wie leicht es wäre, sich in dieser Rolle auf ewig zurechtzufinden. Ich schloss die Hand um den Oris Clef und spürte, wie allein der Gedanke an diese Möglichkeit mich schon innerlich aufwühlte. Wie verlockend und sicher es sich anfühlen würde, wenn ich jederzeit in Sekundenschnelle Verbündete um mich scharen könnte.
    »Nein«, sagte ich leise. »Nein, nein und nochmals nein.«
    Deacon stand schweigend am Fenster und sah auf die Straße hinunter, wo wir so gekonnt eine Schar Dämonen abgeschlachtet hatten. Nicht schlecht für einen Tag, dennoch fürchtete ich ...
    Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. Meine Gedanken schweiften ab, weigerten sich, meine Ängste zu formulieren, und sei es nur in meinem Kopf. Aber wenn ich Deacon so betrachtete, war mir klar, dass ich sie letztlich sogar laut aussprechen musste.
    Ich stand auf, holte tief Luft und ging zu ihm hinüber. Wir hatten fast Vollmond, und sein Schein warf im Zimmer lange Schatten. Es war noch nicht allzu spät, aber im Oktober wurde es früh dunkel. Deshalb hatte man leicht den Eindruck, Mitternacht sei schon vorüber. Und lang war es auch nicht mehr hin. Dann hatten wir nur noch zwei Tage bis zur Konvergenz. Nicht einmal ganz, wenn man in Betracht zog, dass der letzte Tag näher am Mittag als bei Mitternacht enden würde.
    Der Zeitpunkt rückte rasch näher, und in weniger als vierzig Stunden würden wir wissen - so oder so —, wie es mit der Erde weitergehen würde.
    Deacon drehte sich zu mir um und betrachtete mich. Er rührte sich nicht, nur die Flügel, die mir inzwischen wie selbstverständlich erschienen, zuckten, als ich näher kam. Während der Schlacht waren sie größer geworden und hatten sich gedehnt, fast als würden sie sich herausputzen, als würden sie die Rückkehr ins Reich der Finsternis feiern.
    Ich streckte den Arm aus, strich über die glatte Haut. Deacon zuckte zurück und wandte sich ab.
    »Es ist genau so«, sagte er, »wie wir befürchtet hatten: Wir kämpfen, um der Welt Ordnung und Licht zu bringen, und verurteilen uns dadurch selbst zur Dunkelheit.«
    Er nahm meine Hand und zog mich vor sich, sodass ich zwischen ihm und dem Fenster eingeklemmt wurde. Mein Körper warf einen Schatten auf ihn, gleichzeitig ließ der Mondschein seine Silhouette hell leuchten. Dadurch sah er aus, als würde sein Leib glühen wie der eines ätherischen Wesens. Eines Engels. So wie ich mir zumindest Engel vorstellte.
    Ich spürte die Hitze, die seine nackte Brust ausstrahlte, und seine Lust. Ich wollte, dass er mich berührte, wollte mich mit ihm verlieren, wollte, dass er die Besitzansprüche, die er mir gegenüber so oft erhoben hatte, endlich in die Tat umsetzte: Du gehörst mir, Lily. Du gehörst mir.
    Als würde er mein Bedürfnis verstehen, legte er mir eine Hand auf die Hüfte. Langsam und sanft glitt sie nach oben, über die Taille zur Brust und weiter zum Hals. Als er beim Mund angelangt war und mir seinen Daumen zwischen die Lippen schob, war mir vor Verlangen

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