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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Bier nur so spritzte. »Mist, verfluchter!« Ich schnappte mir ein Tuch und fing an, wie von Sinnen rumzuwischen. Ich wollte nicht weinen.
    Mist!
    Ich drehte mich um, spürte aber, dass alle mich anstarrten. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Eichenholzplatte und richtete den Blick auf die Flaschen in den Regalen. Ich konnte die anderen sehen, im Glas der Flaschen und im Spiegel an der Rückwand. Sie erinnerten mich an moderne Gemälde. Deacon und Rachel ganz in der Nähe und Rose zusammengekauert ein Stück entfernt in einer der Nischen. Rose sah aus, als stünde sie unter Schock. Ich zumindest fühlte mich so. Deacon wirkte selbstsicher und entschlossen. Wie ein Soldat. Das tröstete mich ein wenig.
    Und Rachel...
    Rachel machte den Eindruck, als wünschte sie sich, das alles wäre endlich vorbei.
    Tja , dachte ich. Wünschen wir uns das nicht alle?
    »Er hatte bis zuletzt seinen Glauben«, sagte Deacon nachdenklich. »Und den Schlüssel finden wir auch ohne den Rufer.«
    »Und wie?«, fragte ich und ging um ihn herum. »Wie sollen wir das schaffen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Mehr sagte er nicht. Nur: »Ich weiß es nicht.« Aber ich hörte aus diesen paar Worten sehr viel mehr heraus. Ich hörte Mitgefühl und Verständnis. Ich hörte den Widerhall von allem, was er in seiner Zeit auf der Erde verloren hatte. Von allem, das er hatte erreichen wollen.
    Und ich hörte das Versprechen heraus, mir auf meinem Leidensweg beizustehen. Mit mir gemeinsam einen Ausweg zu finden.
    Vielleicht interpretierte ich zu viel in seine Worte hinein, aber wie ich so sein Gesicht betrachtete, die Wärme in seinen Augen sah, konnte ich mir das nicht vorstellen.
    Und ich konnte nur hoffen, dass ich mich nicht irrte.

18
    Die Zeit wurde knapp, und ohne den Rufer waren wir vermutlich ein für alle Mal am Ende. Ich machte mir Vorwürfe, weil ich so übereilt gehandelt hatte, statt mir einen Plan zurechtzulegen, wie ich den Priester retten und den Rufer gefangen nehmen konnte. Vielleicht hätte ich den Monsignore doch opfern sollen. Ich wusste es nicht.
    Ich wusste nur eins: Ich musste herausfinden, wo Alice’ Mom den Dolch versteckt hatte. Und in dem Punkt stand ich mit völlig leeren Händen da. Wir hatten Stunden damit zugebracht, die Wohnung und das Pub nach einem Talisman zu durchsuchen, den Alice’ Mutter benutzt haben könnte, um den Dolch zu verstecken, und den Egan möglicherweise gestohlen und dann seinerseits versteckt hatte.
    Nichts.
    »Das Buch«, sagte ich, als es schon langsam Abend wurde. »Es muss das Buch sein. Alles andere ergibt keinen Sinn.«
    »Aber es hat nicht funktioniert«, erwiderte Deacon. »Und du wärst auch noch fast ums Leben gekommen.«
    Das war zugegebenermaßen ein Schwachpunkt. »Aber was sollte es sonst sein? Außer, das Portal wäre in einem von Alice’ Küchenmessern versteckt.«
    »Oder in einem Brieföffner«, ergänzte Rose.
    Rachel verschränkte die Arme und zog die Stirn in Falten. »Ich weiß nicht ...«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich versuch's noch mal. Hol das Buch, Rose.«
    Freundlicherweise stritt sie nicht lang herum, sondern trottete die Treppe hoch und schleppte den zerfledderten Band an. Sie legte ihn auf den Tresen. Wir alle starrten es aus sicherer Entfernung an, als könnte es uns beißen.
    Deacon trat neben mich und nahm meine Hand. Trotz seiner Vorbehalte gegen das Experiment stand er für mich als Anker bereit.
    »Wird schon schiefgehen.« Ich schlug das Buch auf der Seite mit der Widmung auf, schnitt mir in die Handfläche, drückte sie auf das Buch und wartete auf das Zerren.
    Es kam nicht.
    »Was ist?«, fragte Rachel.
    »Nichts«, gab ich zu und öffnete die Augen. »Überhaupt nichts.«
    »Kein Grummeln? Kein Ziehen im Bauch?«, fragte Rose.
    »Ich sag doch: nichts!«, schnauzte ich sie an. Ich war allerdings mehr über den Fehlschlag verärgert als über die Fragen. Am liebsten hätte ich die Schwarte quer durchs ganze Zimmer gepfeffert. Stattdessen riss ich mich von Deacon los, stampfte nach hinten, holte mir einen Riesenbecher Eiscreme und fing an, mir das Zeug reinzuschaufeln.
    Wenn alles danebengeht, muss man manchmal zu den guten alten Hilfsmitteln greifen.
    Rose kam in den Kühlraum, verzog das Gesicht und nahm mir das Eis weg. Ich protestierte - die Schokolade hatte ich jetzt bitter nötig -, dann kapierte ich, dass sie mich nur aus der Kälte holen wollte.
    Wir setzten uns an den kleinen Tisch, an dem sich unser Koch Caleb während seiner Schicht manchmal

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