Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
knurrte Penemue drohend, »so oder so.«
    Erneut rief ich nach Deacon, nur um festzustellen, dass sich die Horde zahlenmäßig bereits verdoppelt hatte und weitere Dämonen im Anmarsch waren. Er und Rose kämpften Rücken an Rücken und verteidigten sich nach Leibeskräften. Bislang erwehrten sie sich erfolgreich ihrer Haut, aber mir auch noch helfen konnten sie nicht.
    Ich saß in der Tinte. Und wenn mir nicht bald etwas einfiel, würde Penemue der neue König der ganzen Welt werden.
    Nicht meine Idealvorstellung von einem gütigen Monarchen.
    Das Zerren wurde stärker, die Windhose zusehends mächtiger. Eine Abfalltonne fiel um und kugelte an mir vorbei, dann wurde sie plötzlich hochgeschleudert und zischte nach hinten davon. Ich verdrehte mir den Hals, um ihr nachzuschauen. Meine Armmuskeln waren zum Zerreißen gespannt, so fest klammerte ich mich an den Laternenmast. Die Tonne rauschte auf den Schlund zu und wurde einfach verschluckt. Eine Szene wie aus einem dieser Science-Fiction-Streifen aus den 50er Jahren. In der Hauptrolle das schwarze Loch, das Cincinnati verschlang.
    Was sich hinter dem ursprünglichen Standort der Mülltonne befand, blieb unbehelligt. Daraus schloss ich, dass Penemue die Grenze, von der es keine Wiederkehr gab, bei meinem Mast gezogen hatte. Alles jenseits davon ging seinen Alltagsgeschäften nach, alles diesseits - zum Beispiel ich und der Oris Clef - verspürte einen Wahnsinnssog.
    Ich mobilisierte alle Kräfte, aber mich festzuhalten wurde immer schwieriger. Der Sog war unglaublich. Mein ganzer Körper dehnte sich wie auf einer Streckbank, und ich war fest überzeugt, wenn dieses Abenteuer zu Ende war, würde ich ein paar Zentimeter größer sein.
    »Du kannst nicht gewinnen, Kleine.« Die Stimme klang wie in Salzlauge getunktes Sandpapier, sie schabte mich auf und verursachte mir eine Gänsehaut.
    »Das glaubst auch nur du«, erwiderte ich. »Wenn ich loslasse, knalle ich mitsamt der Halskette voll in deine Windhose. Ich weiß zwar, wo es uns dann hinverschlägt, aber ich glaube kaum, dass du uns rechtzeitig zurückholen kannst, um den Oris Clef noch bei der Konvergenz anzuwenden.«
    »Welch naive Unschuld! Hast du immer noch nicht verstanden? Ist dir immer noch nicht klar, warum die einzelnen Elemente des Oris Clef auf deiner Haut erschienen sind? Warum du in der Lage warst, die Teile zu finden? Weil sie an diese Dimension gebunden sind, Lily. Genau wie du.«
    Ehrlich gesagt kapierte ich nicht so ganz, was er damit meinte, aber egal was, eins standfest: Für mich bedeutete es nichts Gutes.
    »Du wirst eingesogen, die Halskette jedoch nicht. Sie wird dir von deinem hübschen Hals gezogen und fällt runter auf den Boden. Mir direkt vor die Füße.«
    Das war ganz schlecht. Zu allem Übel verschwamm mir jetzt auch noch alles vor den Augen, ohne dass ich den genauen Grund hätte ausmachen können. Weil mein Verstand nicht mehr richtig arbeitete. Weil sich die Kette um meinen Hals zugezogen hatte und ich trotz aller Superkräfte immer noch atmen musste.
    Was mir langsam immer schwerer fiel.
    So schwer wie das Festhalten am Laternenmast.
    Ich blinzelte, mein Körper zuckte, meine Hände packten noch entschlossener zu. Nur dank reiner Willenskraft verlor ich nicht das Bewusstsein, aber lange würde ich nicht mehr durchhalten. Ich konnte nicht einmal mehr nach Deacon rufen. Aus seinem Privatkriegsgebiet konnte er ohnehin nicht ausbrechen, aber selbst wenn, meine Stimme gehorchte mir nicht mehr.
    Das Ende nahte schnell, aber es war ein Ende, das mir überhaupt nicht gefiel. In weniger als einer Stunde würden die Dämonen die Dimensionen überschreiten, und dann wäre endgültig alles aus.
    Nein.
    Irgendwo musste doch Hilfe zu finden sein. Nur wo? Morwain war tot, und zum ersten Mal wäre ich für so einen Untergebenen aufrichtig dankbar gewesen. Falls mich da draußen noch andere Dämonen unterstützten, so hatten sie sich jedenfalls nicht die Mühe gemacht, mir Bescheid zu geben. Ich kannte sie nicht und hätte sie auch nicht rufen können, wenn ich sie gekannt hätte. In meinem Kopf drehte sich alles. Die Welt wandelte sich von Bunt zu Grau zu Rot. Und ich tat etwas, das ich seit Ewigkeiten nicht mehr getan hatte.
    Ich betete.
    Ich betete um Hilfe. Um Kraft. Dass Gott mir den Weg weisen möge, wie ich diesen Dämon besiegen konnte. Denn ohne Hilfe war alles verloren. Für mich und für alle anderen.
    Als ich mein Gebet zu Ende gesprochen hatte, schlug ich die Augen auf, aber die Erde war

Weitere Kostenlose Bücher