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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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deutlich heraushören, »dann werde ich es tun.«
    Wie gern hätte ich die Augen geschlossen und um Stärke gebetet, aber die tobenden Dämonen um uns herum versagten mir diesen Luxus. Meine Augen blieben offen, und mein Messer arbeitete unermüdlich.
    Ja, ich wollte ihn darum bitten. Aber irgendwie wollten die Worte nicht herauskommen. Es roch zu sehr nach Verrat, und ich würde Deacon den Wölfen nicht mehr zum Fraß vorwerfen. Nicht, wenn es eine andere Möglichkeit gab.
    Und ich hoffte von ganzem Herzen, dass es diese Alternative gab.
    Rose runzelte die Stirn. »Dann rennen wir also? Wir zählen bis drei und laufen los, so schnell wir können. Das klappt bestimmt, oder?«
    »Nein«, wiedersprach ich. »Vielleicht geht es gut. Vielleicht aber beißen wir auch alle ins Gras.«
    Ich warf ihr schnell einen Blick zu und sah, wie sich ihre Miene verhärtete. »Die Risiken kenne ich. Ich bin bereit.«
    »Ja, vielleicht.« Ich warf mein Messer auf einen Dämon, der so blöd war, uns ganz allein auf die Pelle zu rücken. Er stürzte und löste sich vor unseren Augen auf. Und während mich die angenehme Macht erfüllte, die ich in mich aufnahm, merkte ich, dass ich den Oris Clef umschlungen hielt. Seine Energie durchfloss mich. So süß, so verführerisch. So ...
    »Wir halten nicht mehr lange durch«, schrie Rose, und Deacon gab ihr recht. Die Dämonen kamen uns immer näher und schwärmten aus wie Fliegen, die endlich herausgefunden hatten, welche Taktik sie am besten gegen eine kleine Gruppe anwenden sollten. Ihre Vorhut würden sie verlieren, aber am Ende der Schlacht wären wir geschlagen und sie die Sieger. Kein tolles Ergebnis, und ich hatte auch nicht vor, es so weit kommen zu lassen.
    »Stopp!«, brüllte ich. Im gleichen Moment wusste ich, was ich zu tun hatte.
    Ich trat vor Deacon und Rose. Ihre Proteste beachtete ich gar nicht.
    » Stopp! «, wiederholte ich, und diesmal dröhnte meine Stimme los, als wäre sie an einen magischen Verstärker angeschlossen. Offenbar stimmte das sogar. »Lasst uns durch.«
    Ich wartete. Irgendwie wusste ich - ich wusste es einfach -, dass es klappen würde, auch wenn ich insgeheim doch fürchtete, ich könnte mich irren.
    Aber ich irrte mich nicht.
    Die Dämonen, die zuvor auf die Straße gestürmt waren, traten jetzt mit gesenktem Haupt einen Schritt zurück. Die unmittelbar vor uns sogar noch weiter, ja sie fielen auf die Knie. Und als alle ihre neue Position bezogen hatten, erinnerten sie an Truppen, die ein Spalier bildeten.
    Wow!
    Auch wenn ich noch nicht ihre Königin war, so bekam ich hier doch einen Vorgeschmack auf die Macht, die mir diese Stellung verleihen würde. Und ich muss schon sagen, es war echt super.
    »Beeilt euch!«, trieb ich Deacon und Rose an. »Es hat funktioniert, aber wer weiß, wie lange.«
    »Wahnsinn!«, rief Rose, als wir die Straße hinunterrannten und das erstbeste Auto knackten. »Der totale Wahnsinn!«
    »Kann man so sagen.« Dann wandte ich mich an Deacon. »Kannst du uns noch rechtzeitig zur Brücke bringen?« Laut Uhr am Armaturenbrett hatten wir noch knapp vierzig Minuten.
    Deacon schnitt eine Grimasse. »Kein Problem.« Leider war die Fahrt der blanke Irrsinn: Die Straßen waren wegen der Erdbeben und Brände nur noch Schrott, und als Deacon vor einer Kurve abbremste, warf sich auch noch so ein dämlicher Dämon aufs Auto. Er dachte wohl, er könne uns aufhalten oder so.
    Den Trick mit meiner Dröhnstimme versuchte ich gar nicht erst. So rasant wie Deacon fuhr, wären wir längst fort gewesen, bis die Botschaft beim Dämon angekommen wäre.
    »Da!«, rief ich, als wir endlich die Auffahrt zur Schnellstraße Richtung Brücke erreichten. »Schneller! Schneller!«
    Deacon schenkte sich die Antwort, er drückte unverdrossen aufs Gas, bis er schließlich unmittelbar am Ufer des Charles River auf die Bremse stieg, dass die Reifen nur so quietschten. Nicht schlecht, aber nicht ganz da, wo wir hinmussten.
    Weiter kamen wir allerdings nicht. Denn vor uns waren Fahrzeuge praktisch übereinandergestapelt. Der schlimmste Stau, den ich je erlebt hatte.
    »Acht Minuten noch « Deacon warf einen vorwurfsvollen Blick zur Uhr. »Wir müssen rennen.«
    Auch das war mit den vielen Autos nicht ganz einfach, aber mit einigen Klettereinlagen schafften wir es zum ersten Pylon, dessen Stahlseile in Form eines Engelsflügels gespannt waren.
    »Was jetzt?«, fragte ich Deacon. Die Brücke schwang schon leicht hin und her, das Wasser des Charles River schlug bereits

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