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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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erste Blasen. Die Dämmerung brach an, der aufgehende Mond warf erste Schatten über die Sonne. Eine Sonnenfinsternis. Und zwar keine, die von den Wissenschaftlern vorhergesagt worden war. Diese Sonnenfinsternis hatte ausschließlich was mit bösen Omen und Portalen zu tun. Sie war der Vorbote der Götterdämmerung.
    »Was gibt's?«, fragte Rose und kletterte auf eins der Seile. Um uns herum nichts als glotzende Zivilisten, obwohl ihre Aufmerksamkeit nicht uneingeschränkt uns galt. Immerhin stand das Ende der Welt unmittelbar bevor. Und der brodelnde Fluss war mindestens so interessant wie ein paar durchgedrehte, messerschwingende Figuren auf den zwangsweise abgestellten Autos.
    »Dämon im Anmarsch«, sagte ich und nickte zum Wasser hin. Dann legte ich den Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel. »Und ein ganzer Haufen anderer hinterdrein.«
    Wir kletterten hoch, was nicht ganz einfach war, weil die Stahlseile rutschig waren und in einem unmöglichen Winkel angebracht waren. In Zeiten wie diesen sind Superkräfte wirklich praktisch. Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, wir hätten die Spitze locker erklommen, aber immerhin erreichten wir sie. Zumindest ich. Deacon war knapp hinter mir, und Rose bildete das Schlusslicht. Sie hielt sich mit einer Hand fest und wehrte mit der anderen einen drahtigen, flaumigen Dämon ab, der sie verfolgte.
    Ich hatte ein ähnliches Problem. Denn kaum hatte ich die Plattform oben auf dem Pylon erreicht, musste ich die kleine Betonplatte auch schon mit einem zähnefletschenden, nach mir schnappenden affenähnlichen Dämon teilen, der offenbar über das gegenüberliegende Seil hochgekommen war, nur um mich zu ärgern.
    »Es kommt«, rief Deacon. »Es steigt hoch.«
    Steigt hoch ?
    Ich riskierte einen kurzen Blick nach unten, und tatsächlich, das Portal schwebte in die Höhe. Ein dunkles Oval wie die Pupille eines Katzenauges war wie aus dem Nichts entstanden. Gut einen Meter über der Wasseroberfläche. Bei seinem Aufstieg dehnte es sich aus. Bis es sich, laut Deacon, oberhalb des Pylons öffnen würde, wäre es vermutlich locker so groß, dass die gesamte Hölle durchpassen würde.
    »Was soll ich tun?«, schrie ich. »Was muss ich mit dem Schlüssel machen?«
    Dem Dolch war kein Handbuch beigelegt gewesen, nichts, und das Portal hatte nicht die Form eines gigantischen Schlüssellochs. Es sah auch nicht aus wie die Mitte einer Zielscheibe, wo das Messer reintreffen müsste.
    »Schieb den Dolch einfach rein«, schrie Rose zu mir rauf. »Bevor es zu groß wird.«
    Der Vorschlag war ebenso gut wie jeder andere. Also machte ich mich daran, wieder runterzuklettern, weil ich einen geeigneten Platz lieber über einem relativ kleinen Portal als über einem klaffenden Riesenloch finden wollte.
    Der Dämon allerdings, der mir oben gegenübergestanden hatte, war nicht so scharf darauf, mich einfach ziehen zu lassen. Er stürzte sich auf mich. Ich wich aus, verlor das Gleichgewicht und drohte, vom Pylon abzustürzen. Ich griff blind um mich, um Halt zu finden, und erwischte voll die gezackte Klinge seines Messers, die mir die ganze Hand zerfetzte.
    Das Blut machte meine Finger glitschig, aber ich packte das Stahlseil, konnte mich auch ganz gut daran festklammern. Dann holte ich mit dem Bein aus und trat zu. Der Dämon torkelte vom Pylon und stürzte in die Tiefe.
    Ich packte wieder richtig zu und ließ mich abwärtsgleiten. Diesmal kam mir das Blut sogar zugute, weil das Seil so rutschig wurde, dass ich mit der dreifachen Geschwindigkeit nach unten sauste.
    Etwa dreißig Zentimeter oberhalb des Portals hielt ich an. Inzwischen war es so groß wie die Öffnung eines Glases Essiggurken. Ich rammte den Dolch in das aufsteigende Loch, hielt den Atem an und harrte der Dinge, die da kommen sollten - egal, welche. Vielleicht ein Zischen, wenn das Portal zufiel.
    Aber da zischte nichts. Es gab überhaupt keine Reaktion.
    Zu allem Überfluss stieg das Portal weiter nach oben, und urplötzlich befand ich mich unterhalb von dem Ding.
    Scheiße.
    Schnell steckte ich das Messer in die Scheide und kletterte wieder nach oben. Dabei schrie ich Deacon zu: »Es hat nicht geklappt. Was habe ich falsch gemacht?«
    Er antwortete nicht, denn er war anderweitig beschäftigt. Fünf Dämonen waren ihm das Stahlseil hoch gefolgt und hatten ihn umzingelt. Deacon hielt sich mit einer Hand fest und versuchte mit der anderen, sie abzuwimmeln.
    Ich erreichte wieder die Spitze des Pylons, Gott sei Dank vor dem Portal,

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