Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1
unsere Kieseinfahrt ab, die unter den Reifen knirschte. Ich erinnerte mich daran,
wie ich mit meinen blutigen Fingern die weißen Steinchen ruiniert hatte. Wenn ich im Lotto gewänne, würde ich als Erstes die Einfahrt pflastern lassen. Und dann würde ich nach New Mexico ziehen.
Nicholas
Ich parkte das Cabrio hinter einem alten VW Käfer, dessen Stoßstange und Heckscheibe mit Aufklebern übersät waren. Der Motor meines Sebring summte leise und ich zog den Zündschlüssel, während ich die Aufkleber entzifferte. Gab es wirklich noch Menschen mit einem RETTET DIE WALE-Aufkleber? Antwort: Jep.
Ich drehte mich um, lehnte mich mit dem Rücken an die Tür und legte das Knie auf den Sitz. Silla saß wie versteinert da, nur der Wind spielte in ihrer dunklen Koboldfrisur. Sie starrte immer noch auf ihre Hände, die verkrampft in ihrem Schoß lagen. Wo hatte sie all diese Ringe her? Sie wirkten nicht billig wie von Claire’s oder Hot Topic. Die antiken Fassungen waren anmutig zu komplizierten Mustern verschlungen. Ich war fast sicher, dass mindestens ein paar Steine echt waren. Dann ließ ich den Blick über ihre Arme zu ihrem Gesicht wandern. »Hey, Silla.«
Sie hob langsam den Kopf.
»Ist das dein Auto?«
Sie öffnete den Mund, als hätte sie etwas ganz anderes erwartet. »Äh, nein, der gehört Grandma Judy. Sie ist ein bisschen radikal.« Silla lächelte liebevoll.
Ich hätte sie gern nach Samstagabend gefragt. Ob ich mir all das in der dunklen, einsamen Friedhofsnacht eingebildet
hatte? Aber sie sah müde aus und traurig. Und wenn sie nun behauptete, ich wäre verrückt? Ich fasste ihr Handgelenk. »Wie geht es deinem Daumen?«
»Meinem Daumen?« Sie hob die Hand und dann flatterten plötzlich ihre Wimpern. »Oh, gut. Ich habe Peroxid draufgetan, wie du gesagt hast.« Sie zeigte mir das Pflaster, das sie über den Schnitt geklebt hatte.
»Sei in Zukunft lieber vorsichtig«, sagte ich, aber das meinte ich nicht so bevormundend, wie es sich anhörte. Es lag nur daran, dass mich ihr verbundener Finger so sehr an Mom erinnerte.
Auf einmal schnappte sie sich ihren Rucksack – so schnell, als stünde sie in Flammen – und riss die Tür auf. »Danke fürs Mitnehmen.«
Ich zuckte zusammen, als sie mir den Rücken zudrehte. Wahrscheinlich hatte ich sie mit meiner blöden Bemerkung vergrault. »Gerne und jederzeit. Ich bin wohl sowieso bei den meisten Proben dabei.«
»Ach, echt?« Sie schloss leise die Beifahrertür und steckte noch mal den Kopf durchs Fenster. Sie schien ziemlich interessiert. Oder bildete ich mir das ein? »Ich wollte dich schon fragen, was du mit Stokes besprochen hast.«
»Ich mache bei der Bühnencrew mit.«
Jetzt lächelte sie richtig und das war nicht gespielt. »Schön.« In Windeseile verkroch sich ihr Lächeln wieder unter die stille Maske, die sie eigentlich ständig zur Schau trug. »Bis morgen, Nick.«
»Gute Nacht, Silla.« Ich zwang mich, nicht so lange zu warten, bis sie über die Veranda ins Haus gegangen war, sondern startete das Cabrio und fuhr davon.
Silla
Ich lauschte auf der Veranda, bis Nicks Wagen nicht mehr zu hören war. Im Schatten war es kühl, und ich fragte mich wie üblich, was ich diesmal im Haus vorfinden würde. Wenn ich Nick eingeladen hätte, Grandma Judy kennenzulernen, hätte ich nicht allein reingehen müssen. Auf den Gedanken musste man erst mal kommen: sich jemanden zu wünschen, mit dem man das Entsetzen teilen könnte.
Ich legte die Stirn an die kühle Haustür. Drinnen lief Folk von Joni Mitchell, die Gram besonders gern hörte. » You’re in my blood like holy wine «, sang sie.
Eine fröhliche Maske wäre gut: blau wie ein Bergsee, mit silbernen Spiralen über den Aussparungen für die Augen. Ich stellte mir vor, dass ich sie trug, und stieß die Tür auf.
»Bist du’s, Drusilla?«
Mein Rucksack schlug dumpf auf den Boden im Eingang. »Ja, Gram.«
»Judy«, verbesserte sie mich, ohne von ihrer Zeitschrift aufzublicken.
Als ich mir in der Küche einen Stuhl ranzog, überfiel mich die Erinnerung an das Zauberbuch, wie es noch hübsch verpackt in braunem Packpapier auf dem Tisch gelegen hatte, bevor ich es geöffnet und die Dämonen herausgelassen hatte. Doch jetzt steckte das Buch oben unter meiner Matratze. Ich stützte das Kinn in die Hand und musterte Grandma Judys Magazin. »Steht da was Gutes drin?«
»Ach, naja, genug, um auf dem Laufenden und wütend zu bleiben.« Sie warf die Zeitschrift auf den Tisch und lächelte. Ihr Lächeln
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