Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1
Zimmer mit einem Haufen von mindestens zwanzig Büchern aus der Leihbücherei und ausgedruckten Internetseiten. Das alles verschwand dann wieder
und er erwähnte das Thema in der darauffolgenden Woche so gut wir gar nicht mehr, als würde nun alles in die verschiedenen Abteilungen seines Gehirns geschafft. Und am Schluss, pling! , kam die Information wieder zum Vorschein, die nun in sein übriges Leben verwoben war. So war es immer gewesen und so würde es auch mit dem Zauberbuch geschehen.
Am Freitag musste Reese aufs Feld zurück, und meine Energie reichte aus, um in die Schule zu gehen. Ich wäre lieber zu Hause geblieben, um weiter an der Magie zu arbeiten, aber wie sollte ich der Schule fernbleiben, wenn Reese und Grandma Judy merkten, dass es mir besser ging?
In der dritten Stunde hatten wir Physik und ich verlor mich in Tagträumen vom Kitzeln der Macht, das ich in meinem Blut spürte. Dann schob mir Wendy einen Zettel rüber. Sie wollte wissen, ob ich krank gewesen war.
Magendarm , schrieb ich zurück.
Hauptsache, es ist besser. Wie war’s mit Nick?
Ach ja, Nick hatte mich ja am Mittwoch mitgenommen. Ich kritzelte eine Antwort. Nur heimgefahren.
Wendy: ?
Ich: Nichts.
Wendy zog beide Augenbrauen hoch und unterstrich ihr Fragezeichen gleich doppelt. Ich zuckte nur kurz mit den Achseln und konzentrierte mich wieder auf das Diagramm, das Mr Faulks an die Tafel zeichnete. Gleichzeitig holte Wendy ihren pinkfarbenen Lipgloss aus der Tasche und tat so, als wollte sie ihn frisch auftragen, während sie mir dadurch eigentlich erlaubte, sie nicht weiter zu beachten.
Vor schlechtem Gewissen wurde mir eng um die Brust. Wenn ich Wendy vergraulte, hatte ich wirklich überhaupt keine Freunde mehr. Ich mag ihn , schrieb ich deshalb auf einen
Zettel, den ich rechts an mein Pult schob, damit sie ihn lesen konnte.
Sie machte große Augen und lächelte. Als sie nickte, glitzerten die pinkfarbenen Haarspangen, mit denen sie ihre blonden Haare aus dem Gesicht hielt, im Neonlicht. Dann schrieb sie: Gut! Freu mich, weil es dir dann egal ist, wenn ich Eric anmache.
WAS?
Will dir nicht in die Quere kommen.
Du HASST ihn.
Er ist total süß!
Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Ich war vor zwei Jahren ein paar Monate mit Eric zusammen gewesen, weil wir die einzigen Neuntklässler waren, die bei der Aufführung von Oklahoma! mitmachten. Und seitdem lief zwischen Wendy und ihm so eine komische Konkurrenznummer. Jetzt, da er an meiner Stelle Präsident des Theaterclubs war, schubste sie ihn die ganze Zeit herum.
Wendy zuckte mit den Schultern und lächelte leicht sündhaft.
Nach der Stunde nahm sie mich am Ellbogen und lehnte sich flüsternd an mich. »Du musst heute Abend zu der Party kommen, als Verstärkung.«
»Was für ’ne Party?«
Sie verdrehte übertrieben die Augen. »Sil! Die Anti-Football-Party! Bei Eric, Menschenskind!«
Ach ja. Für alle Schulclubs, die nichts mit Sport zu tun hatten, war diese Party eine große Sache. Sie wurde in jedem Herbst vom Präsidenten des Theaterclubs veranstaltet, und zwar immer an jenem Tag, an dem unser Football-Team gegen den Erzrivalen, die Glouster Panthers, spielte. Das war ja furchtbar! Ich hatte mit Reese vereinbart, dass wir am Abend weitere Zaubersprüche ausprobieren wollten … Aber Wendy
lächelte mich entspannter an, als sie eigentlich war. Sie tat nur so, als wäre ihr das alles nicht so wichtig. Ich setzte eine freundlichere Miene auf. »Glaubst du, Eric steht auf dich?«
»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden«, sagte sie lässig. »Und du kannst eine Party gut gebrauchen. Du bist seitdem nicht mehr ausgegangen.«
Ich kaute auf meiner Zunge herum.
»Es ist wichtig, Silla. Und ich brauche dich.«
Wie hätte ich da Nein sagen sollen? Reese konnte sich allein vergnügen.
»Gut, ich komme.«
»Yay!«, kreischte sie und ihre Locken hüpften wie Slinkys.
Nicholas
In der Cafeteria starrte ich sie an, wie sie Schlange stand und ein einsames Schüsselchen mit Wackelpudding auf ihr Tablett stellte. Heute standen ihre Haare in ein Dutzend Richtungen ab, und nur ein schmales blaues Haarband hinderte sie daran, ihr ständig ins Gesicht zu fallen. Am Mittwochabend war sie endlich wieder auf dem Friedhof gewesen, aber mit einem Typen. Der Kerl hatte richtig breite Schultern und hätte meinen Kopf wahrscheinlich zwischen seinen Pranken zerquetscht, wenn ihm danach gewesen wäre. Ihr Bruder, hoffte ich. Anfangs hatte ich sie beobachtet, aber sogar für
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