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Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
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eine reife Frau und so.«
    »Ich schaffe das schon.« Mit schmalen Lippen stand Wendy auf. Jetzt wusste ich, was hier nicht stimmte: Sie hatte keinen Lipgloss aufgelegt. Seltsam. Aber es ging mir viel besser, seit ich herausgefunden hatte, was mich störte. Sie stieg auf die mit Teppichboden ausgelegte Bühne in Stokes’ Klassenzimmer, hielt sich das Blatt vor die Augen und legte los. »Ach, lieber
Herr, wie trat ich Euch zu nah? Wie gab ich solchen Anlass Eurem Zorn, dass Ihr sogar auf mein Verstoßen sinnt, mir jede Lieb und Gunst entzogt?«
    Wendy machte ein trauriges Gesicht und einen Augenblick lang war ich echt beeindruckt. Sie hatte ihre Miene wirklich schwer verändert.
    »Gott weiß«, fuhr sie flüsternd fort, »ich war Euch stets ein treu ergeben Weib, zu allen Zeiten fügsam Eurem Willen, in steter Furcht, zu zünden Euren Unmut, ja, dienend Eurem Blick, trüb oder fröhlich, nach dem ich Euch bewegt sah.« Wendy seufzte. »Welche Stunde erschien ich je mit Eurem Wunsch in Streit … und der nicht auch der meine ward?« Sie schwieg und starrte auf die Worte.
    Als ich lachte, zog sie die Stirn kraus. »Gut, du hast mich überzeugt. Das war richtig gut.«
    Sie zog die Augenbrauen und reckte eingebildet das Kinn. »Selbstverständlich war es das.«
    Ihr Hochmut erinnerte mich an Nicks Stiefmutter und dadurch an Nick, an seinen Duft nach Haargel und daran, wie warm seine Finger waren. Jetzt konzentrier dich!, ermahnte ich mich. Auf Wendy.
    Ich legte das Notenblatt aufs Pult. »So, jetzt dazu. Ich glaube, Lucys Song ist ein Selbstläufer. Man könnte höchstens einwenden, dass es nicht dramatisch genug ist. Andererseits passt er sehr gut zu deiner Stimme.« Als ich »A New Life« umdrehte, entdeckte ich darunter »Your Daddy’s Son« aus Ragtime . »Oooh – das ist auch gut.« Da Wendy nicht reagierte, schaute ich auf. Sie starrte mich an, ihre Augen standen irgendwie enger beieinander und die Hände hingen locker an den Seiten. Den Monolog hatte sie fallen lassen. »Wendy?«
    Sie stieg von der kleinen Bühne. »Silla.«
    »Ist was?« Hatte Mrs Tripp irgendwas zu ihr gesagt oder sie
so erschreckt, dass sie in meiner Gegenwart jetzt nervös und ängstlich war?
    »Nein, nein.«
    »Du kommst mir … irgendwie anders vor.«
    »Ach ja?« Sie sah mich übertrieben unbedarft an. Als übten wir uns in Pantomime.
    Sie hatte noch nie irgendwas vor mir geheim gehalten. »Was hat Mrs Tripp gesagt?«
    »Die Vertrauenslehrerin?« Wendy kicherte. »Sie glaubt, du wärst gänzlich wild geworden.«
    Gänzlich wild geworden? Wendy walzte sich durch Jahrhunderte der Theatergeschichte: Shakespeare, Commedia dell’arte, Tennessee Williams Psychodrama. »Vielleicht … vielleicht solltest du dich hinlegen.«
    Sie veränderte ihre Körperhaltung, senkte die eine Schulter, neigte den Kopf und trug ein leichtes Schmollen zur Schau. »Ich musste gerade an deinen Vater denken.«
    Auf einmal war der Holzstuhl, auf dem ich saß, hart und spitz. »An meinen Vater?«
    Wendy kam auf mich zu und nickte. »Denkst du je darüber nach, was er in seinen letzten Augenblicken gedacht haben könnte? Über dich? Oder über deine Mutter? Vielleicht sogar über seine Vergangenheit?«
    »Darüber denke ich nicht nach.« Mein Blick war auf das Pult genagelt.
    »Warum nicht?«
    »Darum. Mensch, Wendy, ich will auch nicht darüber reden. Wenn wir hier fertig sind, würde ich gerne gehen.«
    »Ich will aber nicht, dass du gehst.« Sie schnappte sich einen Stuhl und setzte sich rittlings darauf, obwohl sie einen Rock trug. Dann stützte sie die Ellbogen auf die Lehne und lächelte. »Ich mag dich, Silla.«

    Ohne ihren glänzenden pinkfarbenen Lipgloss und mit diesem benebelten Blick war sie kaum wiederzuerkennen. Das Licht flutete durch die vielen Fenster, aber es spiegelte sich nicht in Wendys Augen. Als wäre sie gar nicht da. Nein, oh, nein! Plötzlich wusste ich Bescheid. Wendys Körper, Wendys Mund und Hände, aber keine Wendy. Das war nicht meine Freundin. Es lief mir kalt den Rücken runter, sodass ich mich gerade hinsetzte. »Du bist nicht Wendy«, flüsterte ich.
    Sie machte den Mund auf, sagte aber nichts. Einen Augenblick lang starrten wir einander an, während die Welt sich ohne uns weiterdrehte. Dann lächelte sie genüsslich und straffte die Schultern, ehe sie in sich zusammensank und in dem Stuhl nach unten rutschte, bis sie dort hockte wie ein Löwe. »Schnell wie der Blitz, genau wie dein Vater«, sagte sie affektiert.
    Mein Herz schlug

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