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Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
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finden, Reese und Judy zu beschützen. Und alle anderen auch.
    Das Grinsen verging ihr. »Ich könnte wetten, dass dein Freund es weiß.«

    Bevor ich darauf reagieren konnte, sprang sie mich an. Der Zusammenprall war heftig. Sie traf mich mit der Schulter, ich ging zu Boden und krachte in ein Pult. Beim Aufprall verknackste ich mir das Steißbein und prellte mir die Rippen an der Kante eines Pults. Einen Augenblick saß ich nur da, weil ich kaum noch Luft bekam und mir langsam schwarz vor Augen wurde. Dann war ich wieder klar, aber mein Kopf schmerzte von dem Getöse.
    Josephine war weg, in Wendys Körper. Wohin wollte sie?
    Ich stand schnell auf und raste durch den leeren Raum.
    Nick. Sie war hinter Nick her.

24
    13. Juni 1937
    So viele Jahre sind vergangen, seit ich Boston den Rücken kehrte. In all diesen Jahren schlummerte dieses Buch in der Bibliothek zwischen vergessenen Geschichten und Gedichten aus dem vergangenen Jahrhundert.
    Spielt es eine Rolle, was ich in der Zwischenzeit getan oder wo ich gelebt habe?
    Philip würde diese Frage bejahen, würde sagen, dass ich mich erinnern muss. Aber ich sage: Wie könnte ich jemals vergessen?
    Es war der Erste Weltkrieg, der uns aus Boston vertrieb.
    Die schwere Zeit danach, das zerstörte Europa, rief meinen Prospero auf den Plan wie einen Geist, der nicht ruhen konnte. Schließlich erklärte ich mich einverstanden, mit ihm den Ozean zu überqueren.
    Sobald wir drüben waren, fand ich Trost in der Gesellschaft, während Philip die schäbigen Gassen bevorzugte, die geschleiften Städte und Dörfer. Wenngleich es in den Städten von Armen nur so wimmelte, so gab es doch stets einige wenige, die ihren Kummer in Tanz und geistigen Getränken zu vergessen suchten. Wir zogen durch London und Edinburgh bis nach Frankreich. In Paris fand ich schließlich eine neue Heimat.
    Oh, wie lebendig stehen mir die Nächte vor Augen, vor denen Philip seine Augen verschloss – mit Tanz und Theater in Gesellschaft der Edelsten in Europa. Es ist mir ein Leichtes, Menschen um mich zu scharen, und Philip ist so still, so stattlich und sanft, dass man ihn einfach verehren muss. Er fand eine gewisse Freude
daran, an philosophischen und naturwissenschaftlichen Sitzungen teilzunehmen, während ich entzückende Séancen leitete, um alle die zu unterhalten, die sich mehr für die spirituellen Seiten der Natur interessierten. Nach diesen jeweiligen Vergnügungen kamen wir wieder zusammen in den Wohnungen oder Häusern, die ich mit verwandeltem Gold kaufte, und er beglückte mich mit den sagenhaften Ideen, die ihm durch den Kopf gingen. Ich lauschte andächtig und liebte ihn umso mehr für das leidenschaftliche Leuchten seiner Wangen, für die Art, wie sein Wissen in ihm glühte.
    So manche Nacht haben wir im Gespräch über seine Theorien verbracht und uns ausgemalt, welche ungeahnten Möglichkeiten uns mit unserem Blute offen stehen. Philip begreift es immer noch eher als Privileg und Verantwortung, für mich dagegen ist es ein Geschenk des Himmels. Es macht uns stärker, besser, zu allem fähig. An den meisten Abenden verwandelt sich unser Streit so leicht in Lachen und Liebe wie Granit in Gold.
    Ich bin ja so glücklich! Wenn er nur meinen Namen sagt, bin ich schon aufgeregt, und unsere Zaubersprüche haben eine besondere Kraft, wenn wir sie zusammen erschaffen, Blut mit Blut. Der einzige Wermutstropfen in meiner Freude rührt von seiner Weigerung her, mich zu heiraten, selbst nach so vielen Jahren. In dieser einen Angelegenheit ist er geradezu übereifrig im Lügen, und wenn ich nach dem Grund frage, warum wir bei all seiner Moral und seinen strengen ethischen Grundsätzen noch immer keine Eheleute sind, ist seine Antwort stets dieselbe. »Josephine«, sagt er, »eines Tages wirst du meiner überdrüssig, und wenn ich dich heirate, bist du in der Ehe gefangen.«
    »Aber dafür hat man doch die Scheidung erfunden, Liebling«, antworte ich dann, jedoch nur, weil er meinen Beteuerungen, dass ich ihn auch noch in tausend Jahren lieben werde, niemals Glauben schenken will.

    »Du weißt um die Macht der Rituale. Auch mit Stift und Papier und einer Horde Anwälten ist ihnen nicht so leicht beizukommen.«
    »Aber ich liebe dich.«
    Er küsst mich. »Und ich liebe dich.«
    Ich glaube ihm, und deshalb lassen wir Boston morgen wieder hinter uns und fahren mit unserer neuen Tin Lizzie nach Westen in den Bundesstaat Kansas, wo sich der Diakon in den Flint Hills auf einem Stück Land niedergelassen hat.

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