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Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
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Er hat Philip eine Nachricht zukommen lassen, dass er mich endlich kennenlernen möchte. Überdies will er Philip eine neue Methode der Medizinherstellung zeigen. Kansas! Meine Hoffnungen hinsichtlich der dortigen Gesellschaft sind eher gering, und ich frage mich, wieso der Diakon ausgerechnet dort sesshaft werden wollte.
    Mittlerweile erscheint mir die Zeit in Europa wie ein Traum – vielleicht weil ich mein Buch nicht mitgenommen hatte und meine Erlebnisse nicht notieren konnte, sobald sie sich ereignet hatten. Nun will ich es in die Tasche stecken, denn Philip hatte recht, als er vor langer, langer Zeit sagte, dass der einzige Weg, Erinnerungen zu behalten, darin besteht, sie aufzuschreiben.

25
    Nicholas
    Ich erwischte mich bei einem fröhlichen Pfeifen, als ich Farbe auf ein kreisrundes Stück Sperrholz klatschte. Ich hatte keine Ahnung, was aus diesem lila Teil werden sollte. Aber das war egal. Es war auch am späten Nachmittag noch warm, und das Licht wurde langsam so seltsam golden, wie es das in Chicago gar nicht gab. Keine Ahnung, ob das etwas mit Unterschieden in der Umweltverschmutzung zu tun hatte oder mit den nicht vorhandenen Spiegelungen der Wolkenkratzer, jedenfalls fand ich es schön. In diesem Licht wurden die Blätter nicht einfach nur welk und braun, sondern sahen irgendwie dicker und bauschiger aus, während sie sich für den Herbst verwandelten. Ich lehnte mich zurück auf die Fersen und betrachtete die bewaldete Anhöhe und das Blau des Himmels dahinter, das so blass war, dass es fast schon silbern aussah. War mir so was jemals zuvor aufgefallen?
    Nur wenige Meter entfernt hämmerten die anderen Bühnenarbeiter an einer Art Plattform und ich war froh, allein für meine Arbeit zuständig zu sein. Der Wind fegte über die Bäume hinweg und die Blätter rauschten in einer langen Welle wie bei La-Ola im Stadion. Und genau in diesem Augenblick merkte ich, dass ich vor mich hin pfiff.
    Ich hatte keine bestimmte Melodie im Sinn, wahrscheinlich klang es sogar eher falsch. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass ich die Lippen gespitzt hatte und Töne von mir gab.
Ich hörte sofort damit auf. In der neu entstandenen Stille hörte ich das Gelächter der anderen Bühnenarbeiter und einen aufheulenden Motor. Drüben auf dem Fußballplatz stöhnten die Football-Spieler in seltsam synchronisiertem Staccato. Wahrscheinlich droschen sie aufeinander ein.
    Und ich pfiff ein Liedchen.
    Wegen Silla.
    Wenn sie käme, wollte ich ihr sofort von meiner Mutter erzählen, von der lackierten Kiste, von der Magie, die ich damals praktiziert hatte … Ich würde ihr etwas Schönes zeigen und zusehen, wie sie sich freute. Ich wollte sie küssen, und dann würden wir zu ihr gehen und mit ihrem Bruder Amulette basteln. Später könnten wir einen langen Spaziergang machen, so richtig romantisch, wie Mädchen es gern hatten. Auf die Wiese hinter unserem Haus vielleicht, die neben der Friedhofsmauer lag. Dann würde ich eine Decke herausholen, eine Flasche Wein, die ich Lilith klauen würde, und Silla eventuell überreden, ein Schlückchen zu trinken. Dazu noch ein bisschen Bitterschokolade, und fertig wäre das Picknick, so ganz unter uns. Wenn es nach mir ginge, würde es die ganze Nacht so weitergehen.
     
    Küsse, nur Küsse
    Blutrot wie Blätter im Herbst
    Rot wie Zungen und Herzen
     
    Das musste ich unbedingt aufschreiben, auch wenn es sich nicht reimte. Als ich mich umschaute, entdeckte ich meine Tasche, die offen im Gras lag. Ich stand auf und ging hin. Hinter mir krächzte eine Krähe. Sie landete so abrupt in einem Baum, dass kleinere Vögel erschrocken in die Luft stiegen und wie irre Konfettischnipsel dort herumflogen. In meinem
Nacken kribbelte es von diesem Gefühl, beobachtet zu werden. Als ich den Blick zur Schule schweifen ließ, sah ich, dass Liliths protziger Jeep immer noch auf dem Parkplatz stand. Wieso zum Teufel war sie immer noch da? Ich seufzte genervt.
    In diesem Augenblick flog die Hintertür der Schule auf und Sillas Freundin Wendy schoss auf mich zu. »Nick!«
    Ich richtete mich besorgt auf. Sie raste auf mich zu, als ginge es um Leben und Tod.
    Silla. Irgendwas war mit ihr …
    Ich lief ihr entgegen. »Wo ist Silla?«
    »Hast du das Buch?«
    »Das Buch? Das …« Ich wurde langsamer, sie kam näher. »Wo ist Silla?«
    »Drinnen.« Wendy keuchte, aber sie warf mir ein flüchtiges Lächeln zu. Ihre Haare standen zu Berge. »Der geht’s gut, aber sie will, dass ich ihr das Zauberbuch

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