Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1
lächelte er verzerrt. Nein, oh, nein!
Ich stürzte auf Nick zu, doch als ich bereits die Hand nach ihm ausstrecken wollte, verkrampfte sich sein Gesicht und er glitt schlaff auf die Knie. Die Blauhäher kreischten und warfen sich schwer auf meinen Rücken. Ihre Krallen durchdrangen mein T-Shirt. Ich wedelte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten, und drehte mich blitzschnell, um die Vögel abzuwehren. Eine schmerzvolle Hitze kochte in meinem Körper.
Reese brüllte auf wie ein Krieger. Er hatte eine Schaufel und einen Mülleimerdeckel. Mit der Schaufel schlug er nach den Vögeln und den Deckel benutzte er als Schild. Ich sank neben Nick zu Boden, der aufstehen wollte. Das Zauberbuch lag aufgeschlagen und verkehrt herum auf dem Kies. Ein paar Seiten waren zerknittert. Nick nahm meinen Arm.
»Es geht wieder«, sagte er rasch und wir standen auf und stürzten zu Reese.
»Hinter mich!«, schrie Reese und schwang die Schaufel in hohem Bogen. Von dem stumpfen Geräusch, wenn er traf, wurde mir fast schlecht. Wir kämpften uns rückwärts zum Haus. Judy riss die Tür für uns auf. Nick und ich fielen geradezu über die Schwelle, aber Reese war stark und die Ruhe in Person. Kaum waren wir drinnen, ließ er die Schaufel fallen und knallte die Tür zu.
Nicholas
Judy ging mit Silla nach oben, um ihren Rücken zu verarzten und ihr etwas Frisches zum Anziehen zu geben. Ich setzte mich an den Küchentisch und Reese versorgte meinen Nacken mit Peroxid. Dann klebte er Pflaster auf die Wunden.
Er gab keinen Kommentar ab und mir war auch nicht danach. Gegen den Schmerz schloss ich die Augen und biss die Zähne zusammen, während ich noch mal daran dachte, wie es in dem kurzen Augenblick war, in dem ich nicht mehr ich selbst gewesen war. Orientierungslos, wie gelähmt hatte ich mich gefühlt. Wie in einem seltsamen Wachkoma. Doch dann hatte ich gemerkt, wie sie die Macht über mich verlor, weil sie im Triumph, das Zauberbuch in der Hand zu halten, versehentlich losgelassen hatte. In dem Moment hatte ich mich befreien können.
Aber ich wusste nicht, ob mir das noch mal gelingen würde. Ich erschauerte.
»’tschuldigung«, murmelte Reese, als er ein Pflaster auf meinen Haaransatz klebte.
»Das wird schrecklich, wenn ich es abreißen muss.«
Er knurrte zustimmend.
»Danke.«
»Bitte.« Er ging ins Bad, um sich die Hände zu waschen, und ich stützte die Ellbogen auf den Tisch und vergrub mein Gesicht in den Händen. »Bin gleich wieder da.« Reese ging zur Haustür und griff nach der Schaufel.
»Warte, was hast du vor?«
»Du hast das Zauberbuch fallen lassen. Wir müssen es holen.«
Ich stand auf und suchte in meiner Jeans nach dem Autoschlüssel.
»Das mache ich. Gib mir Deckung. Wir brauchen noch was aus dem Kofferraum.«
Wir zählten bis drei, rissen die Tür auf und rannten heraus. Ich schlitterte über den Kies, stützte mich schmerzhaft mit der Hand auf und schnappte mir das Zauberbuch. Da merkte ich erst, dass Reese die Schaufel gar nicht brauchte und die Vögel verschwunden waren. Am Himmel war weit und breit nichts zu sehen. Kein Blättchen regte sich und kein Laut trübte den Nachmittag. »Ich hasse das«, murmelte ich und steckte den Schlüssel ins Schloss des Kofferraums.
Reese lief knurrend über den Kies und ging in die Knie, um gegen einen Angriff gewappnet zu sein. Mit eisernem Griff umklammerte er die Schaufel.
Als ich die Kiste unterm Arm und das Buch in der Hand hatte, nickte ich und knallte den Kofferraum wieder zu. Dann waren wir wieder im Haus; wir hatten keine zwei Minuten gebraucht.
Erschöpft sanken wir an den Küchentisch. Die Kiste und das Buch lagen zwischen uns und meine Tasche hing an der Lehne meines Stuhls. Reese stand schlagartig wieder auf und ging zur Arbeitsplatte.
Ich schloss die Augen und öffnete sie erst wieder, als ich hörte, wie ein Becher auf den Tisch gestellt wurde. Es roch nach Kaffee. »Oh Mann.« Ich legte die Hände um das heiße Getränk und atmete den Duft ein.
Reese setzte sich neben mich und hielt seinen Becher über seinem Schoß.
»Reese«, setzte ich an. Er warf mir einen fragenden Blick zu.
»Ich wusste immer schon, was es mit der Magie auf sich hat.«
Er blinzelte nur, verdammt. Dann verdunkelte sich durch eine kleine Veränderung sein ganzes Gesicht. So in der Art der kaum wahrnehmbaren Reaktionen meines Vaters.
»Meine Mutter hat sie praktiziert und mir einiges beigebracht, als ich klein war.«
Seine Kiefermuskeln spannten sich an und
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