Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1
vorgeht, Gram«, sagte ich und ging gleich aufs Ganze, damit die Wahrheit endlich ans Tageslicht kam. »Und zwar dieselbe Person, die Mom und Dad auf dem Gewissen hat.«
»Was? Aber Liebes, das kann gar nicht sein. Mit dieser Art von volkskundlicher Magie kann man niemandem richtig wehtun. Schon gar nicht jemandem wie deinem Vater, der die Vernunft in Person war.«
Ich drückte Nicks Hand. »Glaubst du wirklich, dass Dad, der Robbie, den du gekannt hast, Mom getötet hätte? Er ist doch nicht einfach verrückt geworden, wie alle sagen.«
Judy schüttelte langsam den Kopf. »Ach, Silla, was weiß denn ich? Ich glaube, niemand kann sich da sicher sein.«
»Oh doch.« Ich holte tief Luft und nickte einmal kurz und entschlossen. »Komm mit runter, dann zeige ich es dir.«
Nicholas
Silla führte mich die Treppe hinunter bis an den Küchentisch, als hätte ich einen Dachschaden. Vielleicht stimmte das ja. Ständig dachte ich an meine Mutter, wie sie in meinem Alter war und sich etwas schrecklich ersehnte. Aber dann schreckte ich wieder davor zurück, weil ich eigentlich überhaupt nicht
an sie denken wollte. Der eklig süße Gestank nach Erbrochenem und Mom, die sich über die Toilette beugte und Unsinn redete. Und ich, wie ich die Badezimmertür zuknalle und mich in meinem Zimmer verstecke, weil ich die Spritze gesehen habe, die über die Fliesen rollte.
Ich sah zu, wie Silla eine vertrocknete Blume aus einer Vase im Flur rupfte und sie vor Judy auf den Tisch legte. Silla pikste sich in den Finger und flüsterte einen Spruch auf Latein, um den verwelkten gelben Blütenblättern Farbe und eine festere Form einzuhauchen. Judy war außer sich vor Staunen, aber mich ließ das Wunder diesmal kalt. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Watte gefüllt.
»Oh.« Judy blinzelte und gab der Blume mit ihrem knochigen alten Finger einen Stups.
»Ich brauche nicht mal mehr Salz«, flüsterte Silla mir zu, als sie sich zurücklehnte.
Als Judy die Blume zur näheren Untersuchung in die Hand nahm, weil sie eindeutig etwas Zeit brauchte, um dieses Phänomen zu begreifen, sah Reese Silla und mich abwechselnd böse an. Wahrscheinlich weil sie Judy alles verraten hatte, ohne ihn vorher zu fragen. Eigentlich wollte ich mich an seinem Ärger ein wenig weiden, aber stattdessen dachte ich fortwährend weiter an meine Mutter. Wie sie versucht hatte, etwas Magisches bei Sillas Haus zu platzieren. Wie sie in Sillas Vater verliebt gewesen war.
»Wir brauchen einen Plan«, sagte Reese schließlich. »Silla, erzähl, was passiert ist.«
Silla hielt sich an ihrem Kaffeebecher fest und berichtete, was sich mit Josephine und Wendy in der Schule zugetragen hatte. Meinen Verdacht gegen Lilith erwähnte sie mit keinem Wort. Als sie fertig war, neigte sie den Kopf, um einen Schluck Kaffee zu trinken.
Judy schüttelte den Kopf. »Das schlägt doch wirklich alles! Ich kann es gar nicht abwarten, die alte Schachtel kennenzulernen und ihr meine Meinung dazu zu flüstern.«
Reese legte das Zauberbuch aufgeschlagen auf den Tisch und senkte seine Hände breit auf die Ecken. »Das hier hört sich nach dem besten Schutzzauber an. Wir brauchen etwas Silbernes, worin wir ihn einschließen können, so was wie ein echtes silbernes Amulett. Es sei denn, einer von euch möchte eine Katze häuten und ihr Fell zu Leder gerben.«
Silla verzog qualvoll den Mund, ich zuckte zusammen, und Judy sagte: »Oh, mein Gott.«
»Habe ich mir fast gedacht.« Reese lächelte säuerlich. »In diesem Fall ist es komplizierter, weil wir einen Zaubertrank brauen und das Silber damit tränken müssen. Für diesen Trank brauchen wir ein paar Zutaten, die wir nicht haben. Gartenraute, Odermennig und Löwenschwanz. Erstere habe ich online bestellt, wird aber erst Mittwoch geliefert. Außerdem brauchen wir eine große Wildvogelfeder, eine schwarze Kerze – davon habe ich gestern einen ganzen Haufen gekauft –, und natürlich Salz und Blut. Frisches, laufendes Wasser können wir aus Meroons Bach holen. Dann wären da noch Fokussteine, aber ich habe keinen Schimmer, was das sein soll. Vielen Dank für die präzisen Angaben, Dad.«
»Ich habe Odermennig und Löwenschwanz«, sagte ich und löste langsam die Verriegelung der Lackkiste. Meine Hände fühlten sich noch immer bleiern an. Es wurde Zeit, dass ich mich davon erholte. Als ich den Deckel aufklappte, schauten Judy und Reese interessiert in die Kiste.
»Wahnsinn«, sagte Reese. »Die hat deiner Mutter
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