Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
Haar, das noch feucht war. »Mmh, da duftest so gut.«
Sarah lächelte. »Rosenseife. Die habe ich nebenan zwischen dem anderen Krimskrams entdeckt. Ich wusste, dass ich dich damit betören würde.« Dann wurde sie jedoch gleich wieder ernst und machte sich von ihm los. »Hast du irgendeine Idee, wie wir weiter vorgehen können? Wir müssen früher oder später hier raus, Dustin. Spätestens nach diesem Wochenende. Meine Mom hat mir schon zwei weitere SMS geschrieben und ich habe ein schrecklich schlechtes Gewissen, wenn ich sie weiterhin anlüge.«
Dustin nickte. »Ich weiß, Sarah, das hier kann kein Dauerzustand sein. Und deshalb muss ich dir jetzt etwas Wichtiges erzählen. Auch wenn es dir wahrscheinlich nicht besonders gefallen wird.«
Sarah hob fragend die Augenbrauen und sah ihn erwartungsvoll an.
May nahm den Weg über das alte muffige Treppenhaus. Sie zögerte, bevor sie den Gang im ersten Stock betrat. Ihre Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Der Flur hatte keine Fenster und sie verzichtete darauf, das Licht anzuknipsen. Sie wollte sich nicht bemerkbar machen, falls Dustin sich tatsächlich in seinem Zimmer aufhielt. Sie pirschte sich Schritt für Schritt voran und achtete darauf, möglichst kein Geräusch zu verursachen. Vor Dustins Zimmertür blieb sie stehen und lauschte. Von innen war nichts zu hören und durch den Türspalt fiel auch kein Licht. Vorsichtig drückte May die Klinke herunter - die Tür ließ sich öffnen. Sie spähte in den dunklen Raum, der vor ihr lag.
Mit zitternden Fingern tastete sie nach dem Lichtschalter. In diesem Moment fiel irgendetwas zu Boden und May erschrak beinahe zu Tode. Endlich fand sie den Schalter und das Licht ging an. Es war nur eine Jacke, die vom Haken gefallen war. May blickte sich um. Sie konnte nicht sagen, ob vor Kurzem jemand hier gewesen war oder nicht. Alles sah noch genauso aus, wie an jenem Abend, an dem Dustin aus dem Fenster in die Tiefe gesprungen war.
Plötzlich fiel ihr Blick auf ein zusammengefaltetes Stück Papier, das halb unter dem Bett lag. Sie hob es auf und faltete es mit klopfendem Herzen auseinander. Sie erkannte sofort, worum es sich handelte. Es war der Brief, der Sarah vor ein paar Tagen aus der Manteltasche gefallen war. Dustins Brief, in dem er sie um ein Treffen bat. Warum lag er hier? May dachte nach. Wahrscheinlich hatte Sarah ebenfalls nach Dustin Ausschau gehalten und den Brief dabei verloren oder aus Versehen liegen gelassen.
May überflog die Zeilen und lachte verächtlich auf. Dustin machte Sarah doch tatsächlich ernsthafte Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft. Wie grausam konnte er bloß sein? Er wusste genau, dass er sie ins Unglück stürzen wurde. Er hatte sich kein bisschen unter Kontrolle, er konnte gar nicht mehr durch sie erlöst werden, durch niemanden! Dieser Brief bewies, wie skrupellos er inzwischen vorging. May merkte, wie ihr Tränen der Wut in die Augen schossen. Dustins Worte trieften vor falschem Bedauern und Selbstmitleid. Aber bald würde er keine falschen Versprechen mehr geben können. Sie war ihrem Ziel nahe, sehr nahe.
Kurzerhand steckte May den Brief ein, doch bevor sie das Zimmer verlassen konnte, durchfuhr es sie plötzlich wie ein Blitz. Zitternd kramte sie ihn wieder hervor und faltete ihn erneut auseinander. Danach tastete sie nach dem anderen Brief, den sie vorhin achtlos in ihre Hosentasche gestopft hatte. Ihr Blick sprang zwischen den beiden Zetteln hin und her und die Buchstaben begannen vor ihren Augen zu verschwimmen.
Tatsächlich! Sie hatte es zunächst in ihrer Aufregung nicht bemerkt, aber nun war sie sich sicher: Die Handschriften stimmten nicht überein. Einer der beiden Briefe stammte nicht von Dustin. Einer von beiden ... war eine Fälschung.
Sarah starrte Dustin fassungslos an. »Bist du dir wirklich sicher?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
»Nein, nicht hundertprozentig. Ich habe sie leider nur von hinten gesehen, aber diese roten Haare und dann ... Ich glaube, ich konnte ihre Nähe spüren, verstehst du? Aber es kann natürlich auch nur Einbildung gewesen sein. Wahrscheinlich werde ich allmählich verrückt und sehe sie inzwischen überall. So mitten unters Volk hat sie sich bisher eigentlich nie gemischt, zumindest ... ist es mir nicht aufgefallen. Zuzutrauen wäre ihr allerdings alles. Und was May betrifft ... nach dem, was du mir erzählt hast, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass sie und Emilia ...« Dustin brach ab und blickte betreten zu
Weitere Kostenlose Bücher