Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
fragte Sarah matt. Langsam schien sie sich von dem Schock zu erholen und Dustin atmete erleichtert auf. Ihr Puls war endlich stabiler, ebenso wie sein eigener. »Ach, er hat nur gefragt, ob wir irgendetwas brauchen«, erwiderte Dustin. Ihm gingen im Moment zu viele Dinge im Kopf herum. Bevor er Sarah unnötig beunruhigte, musste er erst selbst wieder klar denken können. Es gab genügend anderes, worüber sie sich unterhalten mussten. Jonathan würde er sich zu gegebener Zeit allein vornehmen. Die plötzliche Aggressivität seines Rivalen hatte Dustin schockiert und er fragte sich, ob Jonathan tatsächlich vorgehabt hatte, bis zum Letzten zu gehen. Dustins Gedanken fuhren noch immer Karussell und es fiel ihm schwer, nachzuvollziehen. was eigentlich vorgefallen war. Was war in diesen Momenten in Jonathans Kopf vorgegangen? Er musste komplett ausgerastet sein. Die ganze Situation war so unglaublich ... bizarr gewesen, dass Dustin sie am liebsten verdrängen wollte. Aber Tatsache war nun einmal, dass Jonathan ihn zweifellos hätte fertigmachen können, wenn er es gewollt hätte. Und dieser Punkt machte Dustin Angst. Er war es nicht gewohnt, sich einem Menschen unterlegen zu fühlen. Während all der vergangenen Jahre hatte sich ein Gefühl der Sicherheit bei ihm eingestellt. Es war zwar nicht so, dass er seine besonderen Fähigkeiten und Kräfte oft einem Menschen gegenüber hatte einsetzen müssen, aber die Erkenntnis, dass er es nun nicht mehr konnte , beunruhigte ihn zutiefst. Und dass es ausgerechnet Jonathan gewesen war, der ihm seine Schwäche demonstriert hatte, verwunderte und erschreckte ihn. Sicher, er wirkte zäh und sah nicht gerade unsportlich aus, aber nie hätte Dustin dem blonden Sunnyboy so viel Kraft und ein derart gutes Reaktionsvermögen zugetraut. Anscheinend war er selbst zusätzlich geschwächt, weil er und Sarah sich ihre Energie teilten. Anders konnte sich Dustin sein Kräftedefizit nicht erklären.
»Wie hast du dir eigentlich deine Verletzung zugezogen, Dustin? Die Wunde sah ja wirklich schlimm aus, fast so, als hätte dich ein Tier angefallen.«
Sarahs Worte rissen Dustin aus seinen Gedanken. »Ich ... wollte nur noch ein paar Möbel zur Seite rücken, damit wir etwas mehr Platz haben, dabei habe ich mich irgendwo gerissen. Es hat sofort... angefangen zu bluten.« Dustin warf Sarah ein schwaches Lächeln zu und sie erwiderte es.
»Das war bestimmt aufregend für dich, oder?«
Dustin senkte den Blick. »Ja, ziemlich ungewohnt, stimmt, aber ... Es hat mir auch klargemacht, wovor du mich bereits gewarnt hast. Ich bin verletzbar und damit sterblich. Und mein Blutverlust hat noch etwas anderes bewiesen.« Dustin sah Sarah in die Augen. »Ich habe das Gefühl, wir teilen uns tatsächlich ein Leben, Sarah. Wir zehren von der Energie und dem Blut, die sonst ein einziger Mensch braucht, um ein normales Leben führen zu können. Benötige ich mehr Energie, weil ich mich anstrenge oder aufrege, wird sie dir entzogen. Und umgekehrt. Das wussten wir ja bereits. Aber hinzukommt nun - wenn sich einer von uns verletzt und Blut verliert, dann fehlt dieses Blut anscheinend uns beiden.«
Sarah sah ihn aus großen Augen an und nickte dann langsam. Ja, ich habe dort im Waschraum gespürt, dass ich immer schwächer wurde«, berichtete sie und runzelte die Stirn, als erinnerte sie sich erst jetzt wieder. »Da habe ich bereits geahnt, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt. Ich wollte nachsehen, ob dir etwas zugestoßen ist, aber ich war sogar zu schwach, mich auf den Beinen zu halten. Und dann ist plötzlich ein furchtbarer Schmerz durch meinen Arm gefahren, dort, wo du deine Verletzung hast. Mir ist schwarz vor Augen geworden und ich bin gestürzt. Dabei muss meine alte Wunde an der Hand wieder aufgerissen sein.«
Sie betrachtete ihr bandagiertes Handgelenk. Zum Glück hatten sie in dem alten Medizinschränkchen im Waschraum Verbandszeug gefunden und Dustin hatte Sarahs Wunde versorgen können. Für ihn selbst hatte der Verband gerade mal so weit gereicht, dass er die schlimmsten Kratzspuren verdeckte, aber das Blut war bereits an einigen Stellen wieder durchgesickert und hatte feine rote Linien darauf gezeichnet.
Dustin seufzte. »Das macht unsere Lage noch komplizierter, als sie ohnehin schon ist«, murmelte er. Zärtlich strich er Sarah über die Wange. »Warum hören die Probleme nie auf, sondern werden stattdessen immer noch mehr? Er zog sie an sich und vergrub seine Nase in ihrem frisch, gewaschenen
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