Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
Boden. Auch Sarah senkte den Blick.
»May hat mir gegenüber immer behauptet, sie glaubte gar nicht wirklich an Emilias Existenz«, sagte sie leise. »Und nun verbündet sie sich vielleicht sogar mit ihr? Hat sie denn gar keine Angst vor ihr?«
Dustin schüttelte müde den Kopf. »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll, Sarah. Vielleicht war sie ja auch tatsächlich nur irgendeine Bekannte, keine Ahnung. Würde Anna noch leben, hätte ich bei ihrem Anblick vermutlich auf sie getippt. Auf jeden Fall müssen wir vorsichtig sein. Es wäre schlimm, wenn wir Emilia ausgerechnet hier im Wohnheim in die Arme liefen.«
Sarah sah Dustin flehend an. »Du wirst aber doch morgen nicht zu dem Treffen mit May gehen, oder? Mal angenommen, die beiden haben wirklich Kontakt, dann wird Emilia von deinem Vorhaben, May zu besuchen, erfahren. Sie könnte dir ganz bequem auflauern. In deinem jetzigen Zustand hättest du keine Chance gegen sie. Wer weiß, vielleicht hat sie ja auch ein paar entscheidende Zeilen deines Briefes gelesen. Kann das sein?«
Dustin seufzte. »Keine Ahnung. Ich habe nicht mit meinem Namen unterschrieben und ich glaube, sie hatte den Brief auch nicht lange genug in der Hand. Aber trotzdem, unter diesen Umständen ist es tatsächlich zu riskant, zu May zu gehen. Dabei hatte ich gehofft, sie würde meinen Brief als Friedensangebot verstehen. Sie ist vielleicht die Einzige, die uns bei unseren Problemen weiterhelfen kann.«
»Aber du darfst ihr nicht trauen, Dustin, und jetzt erst recht nicht mehr. Bitte, mach keine Dummheiten, geh kein Risiko ein.«
»Das ist mehr so leicht, Sarah, du hast es schließlich selbst gesagt. Irgendetwas müssen wir endlich unternehmen.« Dustin musste wieder an Jonathans Attacke denken. Es wurde Zeit, dass sie weiterkamen - und bald von hier verschwinden konnten. Er blickte Sarah in die Augen. »Im Moment fällt mir nur eine Sache ein, die ich tun könnte: Ich muss heute um Mitternacht zum alten Steinbruch.«
»Was?« In Sarahs Blick trat Entsetzen und sie schüttelte energisch den Kopf.
Dustin legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Ich muss wissen, was Emilia dort geplant hatte, das bringt uns vielleicht ein Stück weiter. Es kann schließlich auch sein, dass sie schon längst von meiner Flucht aus der Grube weiß und gar nicht mehr dort auftaucht. Aber wenn sie kommt, dann hat May ihr anscheinend nichts von dem Inhalt meines Briefes verraten und wir können davon ausgehen, dass die beiden keine Komplizinnen sind.«
»Aber Emilia wird dich töten, falls sie dich entdeckt.« Sarah klammerte sich hilflos an Dustins Arm. »Bitte geh nicht, lass mich nicht hier allein im Ungewissen. Das ... das halte ich nicht aus.«
»Sarah, ich werde nur dann etwas gegen Emilia und den Fluch, der auf uns lastet, ausrichten können, wenn ich mich nicht weiterhin vor allem und jedem verstecke, sondern endlich handle. Und ich kann Emilia nur dann besiegen, wenn ich sie überrasche und ihr nicht die Möglichkeit gebe, mich unerwartet zu überfallen. Du und ich, wir beide werden sonst nie in Frieden leben können. Ich werde vorsichtig sein und nichts Unüberlegtes tun, versprochen. Ich weiß, was auf dem Spiel steht. Aber während ich unterwegs bin, brauche ich alle Kraft, die wir gemeinsam haben. Ich brauche die Schläge unserer beiden Herzen, Sarah. Deshalb musst du unbedingt so viel Ruhe wie möglich bewahren, wenn ich gehe. Am besten, du versuchst inzwischen zu schlafen. Dann kannst du dir auch nicht so viele Sorgen um mich machen und schaust nicht ständig nervös auf die Uhr.«
Sarah schloss die Augen, schließlich nickte sie. »Okay, ich weiß ja, dass du recht hast. Aber ob ich wirklich so tief einschlafen kann ... Obwohl, warte mal.« Sie rappelte sich auf. »Mir fällt gerade etwas ein. Keine Ahnung, ob das Zeug noch wirkt oder schon längst abgelaufen ist«, murmelte Sarah, »aber nebenan, bei den Verbandssachen, habe ich auch ein Fläschchen mit Beruhigungstropfen entdeckt. Warte, ich hole es. Ein Versuch ist es jedenfalls wert. Dann hättest du die Garantie, dass ich eine Zeit lang ruhiggestellt bin und dir nicht versehentlich Energie raube.«
Im Gehen drehte sie sich noch einmal zu Dustin um. »Vielleicht finde ich ja auch noch irgendein Aufputschmittel für dich« , fügte sie lächelnd hinzu, obwohl ihr alles andere als zum Spaßen zumute war.
May lief, noch immer völlig benommen von ihrer seltsamen Entdeckung, zurück zum Treppenhaus. Sie kam hier nicht weiter. Sie
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