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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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spülte ihn nur so hinunter. Unter diesen Umständen hätte es vermutlich auch Wasser getan.
    »Wo haben Sie sich versteckt? Wissen Sie, daß jeder Polizist in Chicago Ihre Beschreibung hat? Daß Ihre Mutter am Rand des Nervenzusammenbruchs steht?« Das waren nicht die Fragen, die ich eigentlich stellen wollte, aber irgendwie mußte ich ja anfangen.
    Seine Lippen verzogen sich nervös - es war die Parodie seines einstigen wunderschönen Lächelns. »Ich war in Nancys Haus. Hab' mir gedacht, dort würde mich niemand suchen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie sind seit Montag verschwunden, und ich war am Dienstag mit Mrs. Cleghorn in Nancys Haus.«
    »Die Nacht von Montag auf Dienstag habe ich im Auto verbracht. Und dann habe ich mir gedacht, daß Nancys Haus das sicherste Versteck ist. Es - es war nicht zu übersehen, daß es jemand auf den Kopf gestellt hatte. Es war ganz schön gespenstisch, aber ich wußte, daß ich dort in Sicherheit war, weil sie es schon durchsucht hatten.«
    »Wer sind >sie    »Die Leute, die Nancy umgebracht haben.«
    »Und wer sind diese Leute?« Mir war, als ob ich ein Glas Kunsthonig verhörte.
    »Ich weiß es nicht«, murmelte er und sah weg.
    »Aber Sie können es sich denken«, half ich nach. »Erzählen Sie mir etwas über die Versicherung, die Ihr Vater für Xerxes managt. Warum hat sich Nancy dafür interessiert?«
    »Wie sind Sie an diese Papiere gekommen?« flüsterte er. »Heute morgen habe ich meine Mutter angerufen - ich wußte, daß sie sich Sorgen macht -, und sie sagte mir, daß Sie dagewesen sind. Mein -mein alter Herr hat Ihre Karte gefunden und ist an die Decke gegangen, sagt sie. Er hat herumgebrüllt, er hat gesagt, daß - daß er dafür sorgen wird, daß ich ihn nie wieder hintergehe. Deswegen bin ich hier. Ich will wissen, was Sie wissen. Und ob Sie mir helfen können.«
    Ich sah ihn verärgert an. »Seit zwei Wochen versuche ich, Sie dazu zu bewegen, mir ein paar Dinge zu erzählen. Und Sie verhalten sich, als ob Sie kein Englisch verstehen.«
    Zerknirscht blickte er weg. »Ich weiß. Aber als Nancy starb, hatte ich entsetzliche Angst. Angst, daß mein Vater etwas damit zu tun hat.«
    »Warum sind Sie dann nicht schon früher davongelaufen? Warum haben Sie damit gewartet, bis ich mit Ihnen gesprochen hatte?«
    Er wurde dunkelrot. »Ich habe gehofft, daß vielleicht niemand von unserer - Beziehung weiß. Aber wenn Sie es herausgefunden haben, wissen es andere auch.«
    »Die Polizei zum Beispiel? Oder Ihr Vater?« Als er nicht antwortete, fragte ich mit aller Geduld, deren ich fähig war: »Warum sind Sie heute hergekommen?«
    »Heute morgen habe ich mit meiner Mutter telefoniert. Ich wußte, daß mein alter Herr bei einer Sitzung und mit Sicherheit nicht zu Hause war. Es ging um die Nominierung der Kandidaten, verstehen Sie.« Er lächelte unglücklich. »Nachdem der Bürgermeister gestorben ist, haben sie sich heute morgen getroffen, um die Wahlen vorzubereiten. Vater versäumt manchmal Stadtratssitzungen, aber da mußte er hin. Wie auch immer, Mutter hat mir von Ihnen erzählt. Daß Sie dagewesen sind, und wie Sie dann fast so umgekommen wären wie Nancy. Ich konnte nicht ewig in ihrem Haus bleiben, es gab kaum Lebensmittel, und ich hatte zuviel Angst, um nachts die Lichter einzuschalten. Und ich dachte mir, wenn sie hinter jedem her sind, der von Nancy und der Versicherung weiß, dann brauche ich Hilfe, oder sie ermorden mich auch.«
    Ich zügelte meine Ungeduld, so gut ich konnte. Es würde den ganzen Nachmittag dauern, bis ich ihm alles aus der Nase gezogen hatte. Die Fragen, die mir wirklich auf der Zunge brannten - die über seine Familie -, würden warten müssen. Als erstes wollte ich klären, welches Verhältnis er zu Nancy gehabt hatte. Da er einen Schlüssel zu ihrem Haus hatte, war anzunehmen, daß sie ein Liebespaar gewesen waren. Endlich rückte er heraus mit dieser sentimentalen, traurigen, dummen Geschichte.
    Er und Nancy hatten sich vor ungefähr einem Jahr auf einer Bürgerversammlung kennengelernt. Sie hatte SCRAP vertreten und er den Stadtrat. Er hatte sich sofort unwiderstehlich zu ihr hingezogen gefühlt -immer schon hatte er eine Schwäche für ältere Frauen gehabt - und sie auf der Stelle zum Essen eingeladen. Aber bis vor ein paar Monaten hatte sie ihn mit unterschiedlichen Ausreden stets abgewiesen. Dann begannen sie sich zu treffen, und bald war eine ausgewachsene Affäre daraus geworden. Er war über die Maßen glücklich gewesen. Sie

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