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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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wegen der Versicherungsunterlagen oder weil sie Art mit Dresberg zusammen gesehen hatte? Es war keine Überraschung, daß der Stadtrat Verbindungen zu dem Müllkönig unterhielt. Und es war verständlich, daß er sie geheimhalten wollte. »Verstehen Sie denn nicht?« schrie ich Art junior in zugegeben viel zu lautem Ton an. »Wenn Sie mir letzte Woche auch nur ein Wort über Ihren Vater und Steve Dresberg gesagt hätten, wären wir mit einem Schlag ein ganzes Stück weitergekommen. Liegt Ihnen denn überhaupt nichts daran, ihre Mörder zu finden?«
    Er starrte mich mit seinen blauen Augen tragisch an. »Wenn es Ihr Vater wäre, würden sie dann wirklich wissen wollen, ob er zu solchen Dingen fähig ist? Abgesehen davon ist er überzeugt, daß ich ein absoluter Versager bin. Was würde er von mir denken, wenn ich ihn der Polizei ausliefere? Er würde behaupten, ich hätte mich für SCRAP und gegen ihn entschieden.«
    Ich schüttelte den Kopf in der Hoffnung, dadurch meine Gedanken klären zu können. Vergebens. Ich versuchte zu sprechen, aber jeder Satz endete in einem unverständlichen Kauderwelsch. Schließlich fragte ich ihn leise, was er von mir wolle.
    »Ich brauche Hilfe«, murmelte er.
    »Ich weiß, Sie meinen es ernst. Aber ich bin mir nicht mal sicher, ob Ihnen der teuerste Psychiater der Stadt helfen könnte. Eines allerdings weiß ich hundertprozentig: Ich kann es nicht.«
    »Ich weiß, ich bin nicht besonders mutig. Nicht so wie Sie oder - oder Nancy. Aber ich bin auch kein Idiot. Und deshalb brauchen Sie sich nicht über mich lustig zu machen. Mit dieser Sache werde ich nicht allein fertig. Ich brauche Hilfe und habe mir gedacht, weil Sie doch eine Freundin von ihr waren, könnten Sie mich vielleicht ... « Seine Stimme verlor sich.
    »Retten?« beendete ich den Satz sarkastisch. »Okay. Ich werde Ihnen helfen. Als Gegenleistung will ich einige Informationen über Ihre Familie.«
    Er sah mich wütend an. »Meine Familie? Was hat die damit zu tun?«
    »Ich stelle hier die Fragen. Wie war der Mädchenname Ihrer Mutter?«
    »Der Mädchenname meiner Mutter?« wiederholte er verständnislos. »Kludka. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Nicht Djiak? Haben Sie diesen Namen jemals gehört?«
    »Djiak? Natürlich kenne ich den Namen. Die Schwester meines Vaters hat einen Kerl namens Ed Djiak geheiratet. Aber sie zogen nach Kanada, noch bevor ich geboren wurde. Ich hab' sie nie gesehen. Ich wüßte nicht einmal von dieser Frau, wenn ich nicht zufällig ihren Namen auf einem Brief gelesen hätte, als ich in die Agentur eintrat. Als ich meinen Vater nach ihr fragte, erzählte er mir, daß er und seine Schwester sich nie verstanden hätten und daß sie die Verbindung abgebrochen habe. Warum interessieren Sie sich für sie?«
    Ich gab ihm keine Antwort. Mir war so übel geworden, daß ich den Kopf auf die Knie legen mußte. Als Art mit hochrotem Gesicht, das kastanienbraune Haar wild abstehend, hereingekommen war, war seine Ähnlichkeit mit Caroline so groß gewesen, daß man sie für Zwillinge hätte halten können. Er hatte das Haar seines Vaters, Caroline schlug Louisa nach. Natürlich. Wie einfach und wie entsetzlich. Die gleichen Gene. Die gleiche Familie. Als sie Seite an Seite vor mir standen, hatte ich an diese Möglichkeit nicht denken wollen. Statt dessen hatte ich darauf gehofft, daß auf irgendeine Weise Arts Mutter mit Caroline verwandt sei.
    Meine Unterhaltung mit Ed und Martha Djiak vor drei Wochen fiel mir wieder ein. Und die mit Connie. Wie gut es ihrem Onkel gefallen hatte, wenn Louisa für ihn tanzte. Mrs. Djiak wußte Bescheid. Was hatte sie gesagt? »Männer können sich manchmal nicht kontrollieren.« Und daß es Louisas Fehler gewesen sei - daß sie ihn verführt habe.
    Mein Mageninhalt stieg hoch, und ich meinte, ersticken zu müssen. Es war Louisas Schuld. Es sollte die Schuld der fünfzehnjährigen Tochter sein, wenn ihr eigener Onkel sie schwängerte? Mein einziger Wunsch war, den Revolver zu holen und augenblicklich zu ihnen zu fahren und solange auf sie einzuprügeln, bis sie die Wahrheit gestanden.
    Ich stand auf, und das Zimmer schwamm dunkel vor meinen Augen. Ich setzte mich wieder, versuchte, mich zu beruhigen, und bemerkte, daß Art junior angstvoll auf mich einredete.
    »Ich habe Ihnen gesagt, wonach Sie mich gefragt haben. Jetzt müssen Sie mir helfen.«
    »In Ordnung. Ich werde Ihnen helfen. Kommen Sie mit.«
    Er wollte protestieren, wollte wissen, was ich vorhatte, aber ich schnitt

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