Blood Shot
ihm das Wort ab. »Kommen Sie mit. Ich habe es eilig.«
Er beobachtete wortlos, wie ich meinen Mantel anzog, Führerschein und Geld in die Hosentasche steckte. Als ich die Smith & Wesson überprüfte, fing er erneut an, Fragen zu stellen, zum Beispiel, ob ich seinen Vater erschießen wollte.
»Andersrum wird ein Schuh daraus«, sagte ich kurz angebunden. »Die Kumpels von Ihrem Daddy waren die ganze Woche hinter mir her.«
Wieder stieg ihm die Schamröte ins Gesicht, und er verstummte. Ich brachte ihn hinunter zu Mr. Contreras. »Das ist Art Jurshak. Sein Daddy hat möglicherweise was mit Nancys Tod zu tun und ist im Moment nicht gut auf seinen Sohn zu sprechen. Kann er bei Ihnen bleiben, bis ich was anderes für ihn gefunden habe? Vielleicht kann er bei Murray Ry-erson unterkommen.«
So etwas tat dem alten Wichtigtuer gut. »Selbstverständlich, Schätzchen. Werd' keinem Menschen ein Wort sagen, und auf unsere Prinzessin ist ebenfalls Verlaß. Nicht notwendig, daß Sie diesen Ryerson um irgend etwas bitten. Macht mir gar nichts aus, ihn so lange, wie Sie wollen, bei mir zu behalten.«
Ich lächelte schief. »Vielleicht ändern Sie nach ein paar Stunden in seiner Gesellschaft Ihre Meinung - er ist nicht gerade unterhaltsam. Nur sagen Sie niemand etwas davon, daß er bei Ihnen ist. Und vielleicht kommt dieser Rechtsanwalt, Ron Kappelman, vorbei. Dem sagen Sie, daß Sie nicht wissen, wohin ich gegangen bin oder wann ich zurückkomme. Und kein Wort über unseren Gast.«
»Wohin gehen Sie, Mädchen?«
Verärgert kniff ich die Lippen zusammen, dann aber fielen mir die Vereinbarungen unseres Waffenstillstands ein. Ich winkte ihn in die Halle, wo ich ihm Namen und Adresse mitteilen konnte, ohne daß Art es hörte. Er nickte ernst. »Ich werde hier sein, wenn Sie zurückkommen. Heute nacht wird es niemand gelingen, mich hier wegzulocken. Wenn Sie bis Mitternacht nicht zurück sind, benachrichtige ich Lieutenant Mallory, Schätzchen.«
Peppy folgte mir bis zur Haustür und seufzte resigniert, als Mr. Con-treras sie zurückrief. Sie sah, daß ich keine Jogging-schuhe anhatte, aber die Hoffnung gab sie nie auf.
33
Eine Familienangelegenheit
Ich hörte Mrs. Djiaks hastige Schritte, sofort nachdem ich geläutet hatte. Sie öffnete die Tür und trocknete sich die Hände an der Schürze.
»Victoria!« Sie war entsetzt. »Was willst du hier mitten in der Nacht? Ich habe dich darum gebeten, nicht wiederzukommen. Mr. Djiak wird wütend sein, wenn er erfährt, daß du hier bist.«
Ed Djiaks nasaler Bariton hallte durch den Flur. Er wollte wissen, wer da sei.
»Ein - ein Nachbarskind, Ed«, rief sie atemlos und fuhr zu mir gewandt leise drängend fort: »Geh jetzt, bevor er dich sieht.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich komm' jetzt rein, Mrs. Djiak. Und wir -alle drei - werden uns darüber unterhalten, wer Louisa geschwängert hat.«
Die Augen in ihrem angespannten Gesicht weiteten sich. Flehend griff sie nach meinem Arm, aber ich war zu wütend, um Mitgefühl für sie aufzubringen. Ich schüttelte ihre Hand ab, ignorierte ihre mitleidheischenden Schreie und stürmte in den Flur. Meine Stiefel zog ich nicht aus, nicht weil ich ihren Kummer vergrößern wollte, sondern weil ich in der Lage sein wollte, schnell zu verschwinden, sollte es nötig werden.
Ed Djiak saß in der pieksauberen Küche, einen kleinen Schwarzweißfernseher vor der Nase, einen Bierkrug in der Hand. Er blickte nicht sofort auf, weil er annahm, es wäre seine Frau, aber als er mich erkannte, verfärbte sich sein Gesicht dunkelbraun. »Du hast hier nichts verloren.«
»Da bin ich anderer Meinung«, sagte ich, zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte mich ihm gegenüber. »Alles hier widert mich an, und Sie können Gift drauf nehmen, ich werde nicht länger bleiben als nötig. Ich möchte über Mrs. Djiaks Bruder reden.«
»Sie hat keinen Bruder«, entgegnete er barsch.
»Tun Sie nicht so, als wäre Art Jurshak nicht ihr Bruder. Ich glaube nicht, daß es große Schwierigkeiten machen würde, Mrs. Djiaks Mädchennamen herauszufinden. Ich warte bis Montag, gehe ins Rathaus und sehe mir die Heiratsurkunde an. Sie hieß Martha Jurshak. Dann frage ich nach Arts und Marthas Geburtsurkunden, und damit wäre die Sache erledigt.«
Sein Gesicht nahm einen dunklen Mahagoniton an. Er drehte sich zu seiner Frau um. »Du dummes geschwätziges Miststück. Wem hast du davon erzählt?«
»Niemand, Ed. Wirklich. Ich habe zu keiner Menschenseele ein Wort
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