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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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war voller Wärme, liebevoll und so weiter und so fort.
    »Wenn ihr so glücklich wart, warum hat dann niemand davon gewußt?« fragte ich, obwohl mir die Antwort ziemlich klar war. Wenn er sich nicht gerade vor Gram verzehrte, war er so unglaublich hübsch, daß man ihm einfach zu leicht auf den Leim ging. Vielleicht war Nancy seine Schönheit genug gewesen, vielleicht hatte sie über seine Unreife hinwegsehen können. Auch konnte sie kaltblütig genug gewesen sein, um über ihn Verbindungen zum Büro des Stadtrats zu knüpfen, obwohl ich das nicht glaubte.
    Er rutschte nervös hin und her. »Mein Vater war immer so erbost über SCRAP, daß er es nie geduldet hätte. Er fürchtete immer, daß sie den Bezirk übernehmen wollten, weil sie alles kritisierten, kaputte Bürgersteige, Arbeitslosigkeit und so weiter. Es war nicht sein Fehler, aber als der neue Bürgermeister im Rathaus einzog, haben die Weißen in South Chicago keinen Pfennig mehr gekriegt.«
    Ich machte den Mund auf und wollte ihm meine Meinung zu diesem Punkt sagen, besann mich dann jedoch eines Besseren. Der Verfall South Chicagos hatte viel früher - unter dem großen Bürgermeister Daley - eingesetzt, und seine Nachfolger Bilandic und Byrne hatten ihn nicht aufgehalten. Während all der Jahre war Art senior Stadtrat gewesen. Aber darauf herumzureiten, würde mich heute nachmittag nicht weiterbringen.
    »Sie wollten also nicht, daß er davon erfuhr. Und Nancy wollte nicht, daß ihre Freunde davon wußten. Aus demselben Grund?«
    Wieder wand er sich in seinem Stuhl. »Ich glaube nicht. Ich glaube -sie war ein bißchen älter als ich. Nur zehn Jahre. Na ja, fast elf. Ich glaube, sie hatte Angst, daß die Leute sie auslachen würden, wenn sie wüßten, daß ihr Freund jünger war.«
    »Okay. Es war also ein großes Geheimnis. Vor drei Wochen ist sie zu Ihnen gekommen, um herauszufinden, ob Art gegen die Recyclinganlage ist. Was ist passiert?«
    Er griff nach der Weinflasche und schenkte sich den Rest ein. Nachdem er sein Glas fast geleert hatte, spuckte er stückchenweise die Geschichte aus. Art war gegen die Recyclinganlage. Sein Vater bemühte sich nach Kräften, neue Betriebe im Süden anzusiedeln, und hatte Angst, daß die Anlage einige Firmen davon abhalten könnte, sich in einer Gegend niederzulassen, in der sie ihre Abfälle extra in Tonnen füllen mußten, um sie wiederaufbereiten zu lassen, anstatt sie einfach in den Fluß zu kippen. Das hatte er Nancy erzählt, und sie hatte unbedingt alle Akten über das Projekt sehen wollen. Offenbar war sie wie ich der Meinung gewesen, daß es keinen Sinn hatte, darüber zu streiten, was Art senior tatsächlich dazu bewog, die Anlage abzulehnen. Sie hatte also Art junior solange gedrängt, bis er sie eines Nachts in das Büro der Versicherungsagentur mitnahm. Nancy durchsuchte Arts Schreibtisch. Es war schrecklich, es war die schrecklichste Nacht seines Lebens, er fürchtete ständig, daß sein Vater oder die Sekretärin hereinschneien würde oder daß Parteifreunde aus dem Büro Licht sehen und sie überraschen würden.
    »Ich verstehe. Der erste Einbruch ist immer der schlimmste. Aber warum hat Nancy diese Versicherungsakte mitgenommen und nichts über die Recyclinganlage?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Sie interessierte sich für alle Papiere, auf denen die Namen der Firmen standen, die mit der Anlage zu tun hatten. Und dann hat sie diese gefunden und sagte, sie habe nicht gewußt, daß wir - die Agentur meines Vaters - für Xerxes Versicherungen abwickelten, und dann hat sie sie durchgelesen und gesagt, das sei was Brandheißes. Sie wollte die Papiere kopieren und mitnehmen und ging deshalb auf den Flur, wo der Kopierer steht. Und dann kam mein Vater.«
    »Ihr Vater hat sie gesehen?« Mir blieb die Luft weg.
    Er nickte bedrückt. »Und Steve Dresberg war auch dabei. Nancy wollte fliehen, aber dabei sind ihr die Originale runtergefallen. Sie wußten also, was sie kopiert hatte.«
    »Und was haben Sie getan?«
    Sein Gesicht erglühte dunkelrot, er schämte sich so jämmerlich, daß er mir beinahe leid tat. »Sie haben nie erfahren, daß ich auch dort war. Ich habe mich in meinem eigenen Büro versteckt.«
    Das verschlug mir die Sprache. Daß er sie ganz einfach ihrem Schicksal überlassen hatte. Daß er gewußt hatte, daß Dresberg mit seinem alten Herrn zusammen dort gewesen war. Im gleichen Augenblick nahm die logische Hälfte meines Gehirns die Arbeit auf: War Nancy ermordet worden

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