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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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als sie sich unterbrach. »Vic! Du siehst ja entsetzlich aus. Was ist los?«
    Ich zwang mich zu lächeln. »Nichts Lebensgefährliches. Nur eine seltsame Unterhaltung, über die ich dir irgendwann einmal berichten werde.«
    »Ich muß sowieso gehen, meine Liebe«, sagte Max und stand auf. »Sonst trinke ich dir noch diesen ganzen exzellenten Cognac weg.«
    Lotty brachte ihn zur Tür und kam eilig zurück. »Was ist los, Liebchen? Du siehst aus wie der Tod.«
    Ich versuchte noch einmal zu lächeln. Zu meinem Entsetzen schluchzte ich jedoch einfach los. »Lotty, ich dachte, ich hätte alle schrecklichen Dinge gesehen, die Leute sich in dieser Stadt antun können. Männer, die sich wegen einer Flasche Wein gegenseitig umbringen. Frauen, die ihren Liebhabern Säure ins Gesicht schütten. Warum mich diese Sache so mitnimmt, kann ich dir nicht sagen.«
    »Hier.« Lotty führte ein Glas mit Cognac an meinen Mund. »Trink das und beruhige dich. Versuch mir zu erzählen, was passiert ist.«
    Ich schluckte etwas von dem Cognac, der den Geschmack von Galle wegspülte. Während Lotty meine Hand hielt, brach die Geschichte aus mir heraus. Wie ich die Ähnlichkeit zwischen Art junior und Caroline bemerkt und gedacht hatte, daß seine Mutter mit Carolines Vater verwandt gewesen sein mußte. Wie ich dann erfuhr, daß sein Vater mit Carolines Großmutter verwandt war. »Aber das war noch nicht das Schlimmste«, schluchzte ich. »Natürlich ist auch das schon schrecklich. Aber was mich wirklich krank gemacht hat, ist diese elende, herausgeputzte Frömmigkeit und daß sie darauf bestehen, daß es Louisas Schuld war. Weißt du, wie sie sie erzogen haben? Wie streng die beiden Schwestern überwacht wurden? Keine Verabredungen, keine Jungen, keine Gespräche über Sex. Und dann der Bruder ihrer Mutter. Er belästigt das eine Mädchen, und sie lassen zu, daß er sich auch noch an dem anderen vergeht. Und dann bestrafen sie sie.« Meine Stimme überschlug sich, ich hatte sie nicht mehr unter Kontrolle. »Das kann nicht sein, Lotty. So etwas darf nicht sein. Ich sollte in der Lage sein, etwas so Gemeines zu verhindern, aber ich bin vollkommen hilflos.«
    Lotty nahm mich wortlos in die Arme. Nach einer Weile hörte ich auf zu schluchzen, blieb aber an ihre Schulter gelehnt.
    »Du kannst die Welt nicht heilen, Liebchen. Das weißt du selbst. Man kann sich immer nur um einzelne kümmern. Aber auch das zeitigt Wirkung. Nur die Größenwahnsinnigen, die Hitlers und Leute seiner Sorte, glauben, daß sie das Leben aller Menschen lenken können. Du gehörst zu den Gesunden, Victoria, und damit zu denen, die nur begrenzten Einfluß besitzen.«
    Sie führte mich in die Küche und fütterte mich mit den Überresten des Huhns, das sie für Max gekocht hatte. Zudem goß sie mir immer wieder Cognac nach, so daß ich bald schlafen wollte. Sie brachte mich ins Gästezimmer und half mir beim Ausziehen.
    »Mr. Contreras«, sagte ich mit belegter Stimme. »Ich hab' vergessen, ihm zu sagen, daß ich die Nacht über bei dir bleibe. Kannst du ihn anrufen? Sonst bringt er Bobby Mallory dazu, den See nach mir abzusuchen.«
    »Natürlich, meine Liebe. Sobald du eingeschlafen bist. Leg dich hin und mach dir keine Sorgen.«
    Als ich am Sonntagmorgen erwachte, hatte ich einen unglaublich leichten Kopf - die Folge von zuviel Cognac und Tränen. Aber nach dem Mordanschlag hatte ich zum ersten Mal richtig durchgeschlafen, und ich konnte die Schultern fast schmerzfrei bewegen. Lotty brachte mir die New York Times und frische Brötchen mit Marmelade. Wir verbrachten einen gemütlichen Vormittag mit Zeitunglesen und Kaffeetrinken. Mittags, als ich über Art Jurshak sprechen wollte - über eine Möglichkeit, seinen allgegenwärtigen Leibwächtern zu entgehen und mit ihm zu reden -, schnitt sie mir brüsk das Wort ab. »Heute wirst du nichts unternehmen, Victoria. Wir werden aufs Land fahren, frische Luft schnappen und nicht eine Sekunde an irgendwelche Probleme denken. Dann wird dir morgen schon etwas einfallen.«
    Ich willigte ein, und sie behielt recht. Wir fuhren weit nach Michigan hinein, wanderten in den Sanddünen, ließen uns von dem kalten Wind erfrischen, besuchten einige kleine Weinkellereien und kauften als Souvenir für Max, der sehr stolz auf seine feine Zunge ist, eine Flasche Kirsch-Preiselbeer-Wein. Als wir um zehn Uhr abends nach Hause zurückkehrten, fühlte ich mich durch und durch sauber.
    Gut, daß ich diesen Ruhetag eingelegt hatte, denn der Montag wurde

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