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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Problem ist, daß es in einem politischen Saustall wie diesem zu viele Möglichkeiten gibt. Die Mafia zum Beispiel. Die hat in Chicago ihre Finger in einer Menge von Müllbeseitigungsprojekten. Vielleicht denken sie, daß ihr euch ein Stück von ihrem Kuchen abschneiden wollt. Oder zurück nach Eden. Soviel ich weiß, sind sie angeblich hundertprozentige Umweltschützer, aber in letzter Zeit haben sie 'ne Menge Geld gemacht bei Sammlungen nach ihren Aktionen hier in South Chicago. Vielleicht wollen sie nicht, daß ihnen ein anderes Projekt das zahlende Publikum stiehlt. Oder die Leute von der Müllabfuhr, die sich vielleicht schmieren lassen und wegschauen, wenn's um Umweltverschmutzung geht, damit sie ihre Einkünfte nicht verlieren. Oder Xerxes will nicht -«
    »Jetzt reicht's!« protestierte sie. »Du hast natürlich recht. Es könnte jeder oder alle von ihnen sein. Aber an meiner Stelle, wo würdest du zuerst nachforschen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich nachdenklich. »Wahrscheinlich bei Jur-shak. Überprüfen, ob der Druck tatsächlich von ihm ausgegangen ist. Und wenn ja, warum. In dem Fall könntest du dir die Mühe sparen, alle anderen Möglichkeiten nachzuprüfen. Außerdem blieben dir Scherereien mit Leuten erspart, die dir allein schon wegen der Fragerei Zementschuhe verpassen wollen.«
    »Du kennst ein paar von den Leuten, die für Art arbeiten, oder?« fragte Caroline Nancy.
    »Ja.« Sie machte sich an einem weiteren Hühnerteil zu schaffen. »Ich wollte bloß nicht ... Na gut. Alles für die gute Sache.« Sie nahm ihren Mantel und ging zur Tür, drehte sich noch einmal zu uns um, biß dann die Zähne zusammen und ging.
    »Vielleicht möchtest du ihr gern helfen herauszufinden, wer gegen die Anlage ist«, sagte Caroline.
    »Das hättest du gern, Süße. Und obwohl es bestimmt Spaß machen würde, verkraftet meine finanzielle Lage nicht mehr als einen mittellosen Klienten.«
    »Heißt das, daß du mir helfen willst? Daß du meinen Vater suchen wirst?« Die blauen Augen verdunkelten sich in der Erregung. »Ich kann bezahlen, Vic. Wirklich. Ich will nicht, daß du umsonst für mich arbeitest. Ich habe tausend Dollar gespart.«
    Mein üblicher Satz sind zweihundertfünfzig Dollar pro Tag plus Spesen. Selbst bei einem zwanzigprozentigen Familienrabatt würde ihr das Geld schneller ausgehen als mir die Arbeit. Aber niemand hatte mich gezwungen, den Auftrag zu übernehmen. Ich war ein freier Mensch, beherrscht lediglich von meinen eigenen Launen und Schuldgefühlen. »Ich schick' dir morgen einen Vertrag«, sagte ich. »Und ruf mich ja nicht jede halbe Stunde an, weil du Ergebnisse sehen willst. Es wird eine Zeitlang dauern.«
    »Nein, Vic, werd' ich nicht tun.« Sie lächelte ängstlich. »Ich kann dir gar nicht sagen, was mir deine Hilfe bedeutet.«

4
    Zu Gast bei alten Leuten
    In jener Nacht träumte ich von dem Baby Caroline, dessen Gesicht gerötet und fleckig war vom vielen Brüllen. Meine Mutter stand hinter mir und ermahnte mich, auf das Kind aufzupassen. Als ich um neun aufwachte, benebelte der Traum meinen Kopf und hüllte mich in Lethargie. Der Auftrag, den ich angenommen hatte, erfüllte mich mit Abscheu.
    Für tausend Dollar sollte ich Carolines Vater finden. Entgegen dem lauthals geäußerten Widerstand Louisas. Wenn er sie nach so langer Zeit noch zu solchen Gefühlsausbrüchen hinreißen konnte, war es wahrscheinlich besser, er bliebe verschollen. Vorausgesetzt, er lebte noch, vorausgesetzt, er lebte in Chicago und war nicht irgendein Handelsreisender, der sich kurz einmal in der Stadt amüsiert hatte.
    Schließlich streckte ich einen bleischweren Fuß unter der Bettdecke hervor. Im Zimmer war es eiskalt. Der Winter war bislang sehr mild gewesen, deshalb hatte ich die Heizung abgestellt, damit die Luft im Zimmer nicht stickig wurde, aber über Nacht war die Temperatur offenbar gefallen. Ich zog den Fuß wieder zurück; die Bewegung rettete mich aus meiner trägen Starre. Ich schlug die Decke zurück, stand auf, griff nach einem Sweatshirt, das ich im Kleiderhaufen auf dem Stuhl fand, und trottete in die Küche, um Kaffee zu kochen. Vielleicht war es zu kalt, um zu joggen. Ich schob den Vorhang beiseite und sah aus dem Fenster, das auf den Hinterhof hinausging. Der Himmel war grau verhangen, und der Ostwind wehte Abfall gegen den Zaun. Ich wollte den Vorhang gerade fallen lassen, als eine schwarze Nase und zwei schwarze Pfoten vor der Fensterscheibe auftauchten und ein lautes Bellen

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