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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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gelitten, jetzt ist sie dran, ein wenig zu leiden, oder?« Er starrte mich an mit einem höhnischen, ärgerlichen Blick.
    »Erklären Sie mir das, Mr. Djiak«, sagte ich aggressiv. »Was hat sie Ihnen getan, daß Sie so leiden mußten?«
    Martha räusperte sich. »Victoria arbeitet jetzt als Detektiv, Ed. Ist das nicht schön?«
    Er ignorierte sie. »Du bist wie deine Mutter. Sie hat sich benommen, als ob Louisa so was wie eine Heilige wäre und nicht die Hure, die sie in Wirklichkeit war. Du bist genauso verdorben. Was sie mir getan hat? Sie wurde schwanger. Hat meinen Namen in den Schmutz gezogen. Ist hier in der Gegend geblieben und mit ihrem Kind herumspaziert, anstatt zu den Schwestern zu gehen, wie wir es wollten.«
    »Louisa wurde schwanger?« wiederholte ich seine Worte. »Beim Truthahnrupfen unten im Keller? Ein Mann war nicht dabei?«
    Martha holte tief Luft. »Victoria, wir sprechen nicht gern über diese Dinge.«
    »Nein, tun wir nicht«, stimmte Ed gehässig zu und wandte sich zu ihr um. »Deine Tochter. Von dir hat sie sich nichts sagen lassen. Fünfundzwanzig Jahre lang haben die Nachbarn hinter meinem Rücken getuschelt, und jetzt muß ich mich in meinem eigenen Haus von der Tochter dieser italienischen Hure beleidigen lassen.«
    Ich spürte, wie mir das Blut zu Kopf stieg. »Sie widern mich an, Djiak. Sie haben solche Angst vor Frauen, daß Sie sich in die Hosen machen. Sie hassen Ihre eigene Frau und Ihre Tochter. Kein Wunder, daß sich Louisa ein bißchen Zuneigung bei jemand anderem geholt hat. Wer hat Sie so gedrillt? Der Pfarrer hier?«
    Er sprang auf, schüttete sein Bier um und schlug mir auf den Mund. »Raus aus meinem Haus, du Hure, du Mischling! Laß dich hier nie mehr blicken, mit deinen dreckigen Gedanken, mit deinem Lästermaul!«
    Ich stand langsam auf, ging zu ihm hinüber und baute mich vor ihm auf; ich war so nah, daß ich seinen Bieratem riechen konnte. »Meine Mutter beleidigen Sie nicht, Djiak. Jeden anderen Dreck aus der Jauchegrube, die Ihr Verstand ist, kann ich ertragen, aber sollten Sie noch einmal in meiner Gegenwart meine Mutter beleidigen, werde ich Ihnen alle Knochen im Leib brechen.« Ich starrte ihn wütend an, bis er verunsichert wegsah. »Auf Wiedersehen, Mrs. Djiak. Danke für den Kaffee.«
    Als ich die Küchentür erreichte, kniete sie auf dem Boden und wischte auf. Das Bier hatte meine Socken durchweicht; im Flur blieb ich stehen, um sie aus- und meine Joggingschuhe anzuziehen.
    Mrs. Djiak wischte hinter mir her. »Ich hab' dich darum gebeten, nicht damit anzufangen, Victoria.«
    »Mrs. Djiak, ich will nur den Namen von Carolines Vater. Nennen Sie ihn mir, und ich werde Sie nicht mehr belästigen.«
    »Du darfst nicht wiederkommen. Er wird die Polizei rufen oder dich vielleicht sogar selbst erschießen.«
    »Dann werde ich eben das nächste Mal meinen Revolver mitbringen.« Ich fischte eine Visitenkarte aus meiner Handtasche. »Sollten Sie es sich anders überlegen, rufen Sie mich an.«
    Sie antwortete nicht, nahm aber die Karte und steckte sie in die Schürzentasche. Ich zog die blitzblanke Tür auf. Sie blieb mir gerunzelter Stirn im Flur stehen.

5
    Die einfachen Freuden der Kindheit
    Ich saß lange im Wagen, bis ich mich abgeregt hatte und wieder normal atmete. »Wie wir ihretwegen gelitten haben!« Tatsächlich, das hatte er gesagt. Arme, zu Tode erschrockene, tapfere Louisa. Wieviel Mut hatte sie aufbringen müssen, um den Djiaks zu beichten, daß sie schwanger war, was für einen Kampf mußte es gegeben haben, als sie sich weigerte, in das Heim für ledige Mütter zu gehen, in das sie sie stecken wollten. Andere Mädchen, die ich kannte - weniger kämpferisch als Louisa - waren von dort zurückgekommen mit grauenhaften Geschichten über schwerste körperliche Arbeit, spartanische Zimmer, erbärmliches Essen - die neunmonatige Bestrafung, die ihnen die Nonnen auferlegt hatten.
    Ich verspürte einen wilden Stolz auf meine Mutter, weil sie sich ihren rechtschaffenen Nachbarn entgegengestellt hatte. Mir fiel die Nacht wieder ein, als sie vor Louisas Haus gezogen waren, mit Eiern geworfen und Beleidigungen gegrölt hatten. Gabriella hatte sich auf der vorderen Veranda aufgestellt und sie in Grund und Boden gestarrt. »Ja, ihr seid Christen, nicht wahr?« hatte sie ihnen mit unüberhörbarem Akzent zugerufen. »Heute nacht wird euer Christus sehr stolz auf euch sein.«
    Meine nackten Füße wurden steif. Die Kälte brachte mich wieder zur Besinnung. Ich ließ den

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