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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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von Spülbecken und Klo putzen. Ich hab' mir geschworen, daß ich meinen Töchtern so was nie antue.« Beim Gedanken an die alten Kümmernisse verzog sie erbittert den Mund.
    »Klingt nicht gut«, sagte ich voller Mitgefühl. »Hast du das Gefühl, daß Louisa dir zu oft den Schwarzen Peter zugeschoben hat?« Sie schüttelte den Kopf. »Es war nicht so sehr ihr Fehler als die Art, wie sie sie behandelt haben. Jetzt ist mir das klar, Louisa konnte herausgeben, weißt du, und Pa fand das niedlich. Zumindest als sie klein war. Als sie älter war, hat er sich nicht mal von ihr mehr was sagen lassen. Und wenn Mas Bruder kam, wollte er, daß sie für ihn sang und tanzte. Sie war so klein und hübsch, verstehst du, wie eine Puppe. Als sie älter wurde, war es natürlich zu spät. Zu spät, um ihr Disziplin beizubringen, meine ich.«
    »Sieht aus, als hätten sie ganze Arbeit geleistet. Sie aus dem Haus zu werfen und so weiter. Das muß auch dir Angst eingejagt haben.«
    »Ja, hat es.« Sie trocknete die Hände wieder und wieder an dem Küchentuch, das sie benutzt hatte, um eine kleine Wasserlache aufzuwischen, die beim Füllen der Kaffeemaschine entstanden war. »Zuerst haben sie mir nicht einmal gesagt, was los war.«
    »Willst du damit sagen, du hast nicht gewußt, daß sie schwanger war?« fragte ich ungläubig.
    Sie wurde so rot, daß ich glaubte, das Blut müsse jeden Augenblick durch ihre Haut sickern. »Ich weiß, daß du das nicht verstehen wirst«, sagte sie sehr leise. »Du hast ein völlig anderes Leben geführt, du hast Freunde gehabt, bevor du geheiratet hast. Ich weiß das. Ma - Ma verfolgt deinen Werdegang. Als Mike und ich geheiratet haben, wußte ich nicht einmal - wußte ich nicht - ich - die Nonnen in der Schule haben nie über solche Dinge gesprochen. Ma, natürlich, sie konnte nicht -konnte nicht darüber reden. Als ihre Periode ausblieb, hätte Louisa mir nie auch nur ein Wort davon gesagt. Vielleicht hat sie auch überhaupt nicht gewußt, was es bedeutete.«
    Tränen schossen ihr in die Augen, obwohl sie dagegen ankämpfte. Ihre Schultern zuckten, als sie versuchte, das Schluchzen unter Kontrolle zu bringen, und das Handtuch wand sie so fest um ihre Hände, daß die Venen in ihren Armen hervortraten. Ich stand auf und legte eine Hand auf ihre bebende Schulter. Weder rührte sie sich, noch sagte sie ein Wort, aber nach ein paar Minuten beruhigte sie sich und atmete wieder normal.
    »Also wurde Louisa schwanger, weil sie nicht wußte, was sie tat oder daß sie schwanger werden konnte?«
    Den Blick auf den Boden gerichtet, nickte sie schweigend.
    »Hast du eine Ahnung, wer der Vater gewesen ist?« fragte ich leise, die Hand noch immer auf ihrer Schulter.
    Sie schüttelte den Kopf. »Pa - Pa hat nicht zugelassen, daß wir uns mit Jungen trafen. Er sagte, daß er nicht all das Geld gezahlt hätte für die katholische Schule, damit wir uns dann an - an Jungen ranmachen. Natürlich waren 'ne Menge Jungen hinter Louisa her, aber sie hätte sich nie mit einem von ihnen verabredet.« »Erinnerst du dich an ihre Namen?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Es ist zu lange her. Ich weiß, daß der Junge vom Lebensmittelladen ihr jedesmal, wenn sie kam, Popcorn geschenkt hat. Ich glaube, er hieß Ron. Ron Sow-irgendwas. Sower oder Sowling oder so ähnlich.« Sie drehte sich um zur Kaffeemaschine. »Vic, das Entsetzliche an der Sache ist - ich war so eifersüchtig auf sie, daß ich mich zuerst sogar gefreut habe, als sie in der Patsche saß.«
    »Mein Gott, Connie, das hoffe ich doch schwer. Wenn ich eine Schwester hätte, von der jeder behauptet, sie sei hübscher als ich, und die verhätschelt und verwöhnt wird, während man mich in die Kirche schickt, hätte ich ihr mit einer Axt den Schädel gespalten, statt darauf zu warten, daß sie schwanger und aus dem Haus gejagt wird.«
    Sie wandte sich wieder um und sah mich erstaunt an. »Aber, Vic! Du bist so - so kaltblütig. Nichts hat dich je aus dem Gleichgewicht gebracht. Nicht einmal, als du fünfzehn warst. Als deine Mutter starb, sagte Ma, daß Gott dir statt eines Herzens einen Stein eingepflanzt hat, so kaltblütig warst du.« Sie legte erschrocken die Hand auf den Mund und setzte an, sich zu entschuldigen.
    »Ich hatte mir geschworen, vor Frauen wie deiner Mutter, die ihr Lebtag nicht ein gutes Wort für Gabriella übrig hatten, keine einzige Träne zu vergießen. Aber du kannst mir ruhig glauben, wenn ich allein war, hab' ich geheult wie ein Schloßhund.

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