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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Angenommen, Louisa Djiak hätte sich an den Sabotageakten beteiligt und Humboldt schützte sie. Möglicherweise hatte er Caroline unter Druck gesetzt. Aber Caroline gehörte nicht zu der Sorte, die leicht nachgab. Im Gegenteil. Wenn jemand von Humboldts Größenordnung es auf sie abgesehen hätte, würde sie ihm die Zähne ins Fleisch schlagen und nicht mehr lockerlassen.
    Hatte Nancy Cleghorns Anruf mit der Sache zu tun? Ich versuchte es wieder bei ihr zu Hause, aber sie meldete sich nicht. »Komm schon, Cleghorn«, sagte ich. »Du wolltest doch so dringend mit mir sprechen. Bist du vom Zug überfahren worden oder wie oder was?«
    Schließlich hatte ich genug von all den fruchtlosen Gedankenspielen und rief Lotty Herschel an. Sie hatte nichts vor. Wir aßen gebratene Ente bei Gypsy, gingen anschließend in ihre Wohnung, wo sie mich sechsmal hintereinander beim Romme schlug.

11
    Carolines Geschichte
    Am nächsten Morgen, während ich Kaffee kochte und in der Zeitung blätterte, sprang mir Nancy Cleghorns Name ins Auge. Es war die Hauptmeldung auf der Seite mit den neuesten Verbrechen. Jetzt war mir klar, warum ich sie gestern nicht erreicht hatte. Gegen acht Uhr abends war ihre Leiche von zwei Jungen gefunden worden, die sich über die Regierung und ihre Eltern hinweggesetzt und das verbotene Gebiet um den Dead Stick Pond betreten hatten.
    Ein kleines Stück des früheren Marschlands stand als Illinois' letztes Brutgebiet für Zugvögel unter Naturschutz. Dead Stick Pond, einst ein riesiges Feuchtbiotop, war mittlerweile so PCB-verseucht, daß nur wenige Vögel und Kleintiere dort überleben konnten. Trotzdem gab es zwischen den stillgelegten Fabriken noch Reiher und andere seltene Vogelarten, ein paar Biber und Bisamratten.
    Die zwei Jungen hatten in diesem Gebiet vor kurzem eine Bisamratte entdeckt und hofften, sie erneut aufzuspüren. Am Ufer stießen sie auf ein ausrangiertes Boot. Da es dunkel war und sich ihre Aufmerksamkeit nicht auf Leichen konzentrierte, dauerte es eine Weile, bis sie merkten, daß das Boot deshalb so schwer war, weil eine Leiche daran hing.
    Nancy hatte einen Schlag auf den Kopf bekommen. Sie hätte an den inneren Verletzungen sterben können, aber offenbar war sie in den Teich geworfen worden und ertrunken. Was das Motiv betraf, so tappte die Polizei im dunkeln; es gab niemanden, der Grund gehabt hätte, sie zu umzubringen. Sie war gut angesehen gewesen, ihre Arbeit bei SCRAP hatte ihr in dem umweltgeschädigten Bezirk viel Ehre eingetragen und so weiter. Ihre Mutter und vier Brüder waren die einzigen Angehörigen.
    Als der Kaffee fertig war, ging ich mit der Zeitung ins Wohnzimmer, wo ich die Geschichte noch sechs- oder siebenmal las, ohne schlauer daraus zu werden. Nancy. Hatte ich mir nicht gestern abend laut die Frage gestellt, ob sie vielleicht überfahren worden sei? Mir standen die Haare zu Berge. Die Frage hatte sie nicht umgebracht. Das wußte mein Verstand, nicht aber mein Körper.
    Wenn ich nur gestern morgen nicht an den See gegangen wäre - es war dumm, so etwas zu denken. Wenn ich mich vierundzwanzig Stunden am Tag ans Telefon ketten würde, hätten bedürftige Freunde und Leute, die Telefonumfragen durchführten, leichtes Spiel mit mir und ich ein erbärmliches Leben. Aber Nancy. Ich kannte sie seit meinem sechsten Lebensjahr. In meiner Vorstellung waren wir noch immer jung; weil wir gemeinsam jung gewesen waren, hätten wir einander davor bewahren können, alt zu werden.
    Ich starrte aus dem Fenster. Es regnete so stark, daß ich kaum die Straße erkennen konnte. Ich zwinkerte, bewegte den Kopf, sah die Muster, die der Regen bildete, und fragte mich, was ich tun sollte. Es war erst halb neun - zu früh, um bei meinen Freunden von der Zeitung nach Neuigkeiten zu fragen. Leute, die um drei, vier Uhr nachts ins Bett gehen, sind kooperativer, wenn man sie ausschlafen läßt.
    Man hatte sie im vierten Polizeidistrikt gefunden. Dort kannte ich niemanden; mein Vater hatte auf dem Loop und in der Gegend nordwestlich davon gearbeitet, nicht in seiner eigenen Wohngegend. Außerdem war das über zehn Jahre her.
    Als es klingelte, glaubte ich, es wäre Mr. Contreras, der wollte, daß ich bei dem strömenden Regen den Hund ausführte, und rührte mich nicht. Als es das dritte Mal läutete, verließ ich widerwillig mein Versteck, entriegelte mit der Tasse in der Hand die Tür und stieg barfuß die drei Stockwerke hinunter. Vor der Haustür standen zwei massige Gestalten. Regenwasser

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