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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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die sich wohl auf dreißig Dollar belaufen würde.
    Ich war bei zweihundertfünfzig Dollar angelangt, als Art junior mit gewohnt zaghaftem Schritt hereinkam. Seinem Gesicht war der flehentliche Wunsch, von den müden alten Männern akzeptiert zu werden, so deutlich abzulesen, daß es mir fast peinlich war. Sie sahen ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken, und warteten darauf, daß er etwas sagte.
    »Hat - hat mein Vater was für mich hinterlassen?« Er leckte sich nervös über die Lippen.
    Glatze schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seiner Zeitung zu. »Die Dame da möcht' mit dir sprechen«, sagte er aus den Tiefen der Sun-Times heraus.
    Art hatte mich noch nicht bemerkt - er war ganz mit seiner Enttäuschung beschäftigt. Als er mich entdeckte, erkannte er mich nicht gleich: Seine Stirn lag in fragenden Falten. Erst als er mir die Hand schüttelte, fiel ihm wieder ein, wo er mir schon begegnet war, und da war es für eine Flucht schon zu spät.
    »Wo können wir uns unterhalten?« fragte ich entschlossen.
    Er lächelte unglücklich. »Oben. Ich - ich habe dort ein Büro. Ein kleines Büro.«
    Ich folgte ihm hinauf zu einem Bürotrakt, auf dessen äußerer Tür der Name seines Vaters prangte. Eine Frau mittleren Alters in einem hübschen Kleid, das braune Haar ordentlich frisiert, saß an einem Schreibtisch, auf dem hauptsächlich Topfpflanzen und Familienfotos standen. Hinter ihr befanden sich zwei Türen, auf einer stand noch einmal der Name des Seniors, die andere war nicht beschriftet.
    »Dein Vater ist nicht hier, Art«, sagte die Frau in mütterlichem Ton. »Er ist den ganzen Tag in der Stadtratssitzung. Ich glaube nicht, daß er vor Mittwoch noch einmal vorbeikommt.«
    Art errötete bis in die Haarwurzeln. »Danke, Mrs. May. Ich will nur für ein paar Minuten in mein Büro.«
    »Natürlich, Art. Deswegen brauchst du mich nicht um Erlaubnis fragen.« Sie starrte mich die ganze Zeit über an in der Hoffnung, sie könnte mich dazu bewegen, mich vorzustellen. Ich hatte den Eindruck, daß es ein winziger, aber wichtiger Sieg für Art wäre, wenn sie nicht wüßte, wen er da mitbrachte. Ich lächelte sie an, ohne etwas zu sagen, aber ich hatte ihre Hartnäckigkeit unterschätzt.
    »Ich bin Ida Maiercyk, aber alle nennen mich Mrs. May«, sagte sie, als ich an ihrem Schreibtisch vorüberging.
    »Wie geht es Ihnen?« Ich lächelte weiterhin und ging an Art vorbei, der mir niedergeschlagen seine Bürotür aufhielt. Ich hoffte, sie aus der Fassung gebracht zu haben, blickte aber nicht zurück.
    Art drückte auf einen Wandschalter und beleuchtete eine der dürftigsten Zellen, die ich je außerhalb eines Klosters gesehen habe. Ein einfacher Spanplattentisch und zwei Klappstühle aus Metall waren das ganze Mobiliar. Sonst nichts. Nicht einmal ein Aktenschrank, um dem Ganzen einen Anstrich von Arbeit zu geben. Ein kluger Stadtrat wohnt nie besser als die Leute, die ihn gewählt haben, vor allem dann, wenn die Hälfte der Bevölkerung arbeitslos ist, aber das hier war eine ausgesprochene Beleidigung. Die Sekretärin war dagegen verschwenderisch ausgestattet.
    »Warum lassen Sie sich das gefallen?« wollte ich wissen.
    »Was lasse ich mir gefallen?« erwiderte er errötend.
    »Das wissen Sie selbst - die ekelhafte Frau dort draußen, die Sie wie einen zurückgebliebenen Zweijährigen behandelt. Dieses Parteifußvolk, das Sie wie einen Karpfen ködern will. Warum suchen Sie sich nicht eine Stellung in einer anderen Agentur?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Sache ist nicht so einfach, wie Sie meinen. Ich habe erst vor zwei Jahren mein Examen gemacht. Wenn ich meinem Vater beweise, daß ich ihm einen Teil seiner Arbeit abnehmen kann ...« Er verstummte.
    »Wenn Sie auf seine Anerkennung warten, dann werden Sie den Rest Ihres Lebens hier verbringen«, sagte ich hart. »Wenn er Sie nicht akzeptieren will, werden Sie nichts daran ändern können. Sie sollten sich die Mühe sparen, weil es Ihnen dabei nur schlecht geht, und Ihren Vater werden Sie damit nicht beeindrucken.«
    Er lächelte wieder unglücklich, und am liebsten hätte ich ihn am Kragen gepackt und geschüttelt. »Sie kennen ihn nicht und Sie kennen mich nicht, also wissen Sie auch nicht, worüber Sie reden. Ich bin - und bin es immer gewesen - einfach eine zu große Enttäuschung für ihn. Aber das hat nichts mit Ihnen zu tun. Wenn Sie gekommen sind, um mit mir über Nancy Cleghorn zu sprechen, kann ich Ihnen jetzt auch nicht mehr helfen als heute

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