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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Beispiel. Möglicherweise würde jede Sekunde Magnum auftauchen und mich aus meinem Gefängnis befreien.
    Meine Arme und Beine zitterten. Zuviel Anstrengung, zu wenig Glukose. Alle paar Zentimeter mußte ich still sitzen und mich ausruhen. Ich dämmerte wieder ein und wachte auf, als ich auf die Seite ins Gras kippte. Danach zwang ich mich zu zählen. Fünfmal schieben, bis fünfzehn zählen, fünfmal schieben, bis fünfzehn zählen, fünfmal schieben, bis fünfzehn zählen. Schlotternde Beine, alles dreht sich, fünfzehn. Mein fünfzehnter Geburtstag. Zwei Tage zuvor war Gabriella gestorben, hatte in Tonys Armen ihren letzten Atemzug getan, während ich am Strand war. Vielleicht gab es ja wirklich einen Himmel, und Gabriella sang mit ihrer Engelsstimme im himmlischen Chor, erwartete mich mit ausgebreiteten Flügeln, mit in unendlicher Liebe geöffneten Armen, wartete darauf, daß meine Altstimme sich mit ihrem Sopran mischte.
    Hundegebell brachte mich wieder zu mir. Der rotäugige Köter. Diesmal konnte ich es nicht verhindern: Ich mußte mich übergeben, Erbrochenes tropfte von meinem Kinn. Ich hörte, wie der Hund näherkam, heftig atmete, kurz und laut bellte, spürte, wie eine Nase gegen die Decke stieß und mich auf die Seite warf. Ich wand mich wild, und zwei Pfoten stützten sich schwer auf meinen Körper. Ich stieß hilflos gegen die Decke, versuchte, den Hund fernzuhalten. Tränen rannen über mein Gesicht. Der Hund gab nicht auf, stürzte sich wieder und wieder auf die Decke. Meine schwachen Tritte machten ihm nichts aus. Wenn er sich durchbiß, wie sollte ich meine Kehle schützen? Wieder erfaßte mich Panik, mich schwindelte und meine Beine erlahmten. Über dem Rauschen in meinen Ohren meinte ich, eine Stimme zu hören. Mit letzter Kraft versuchte ich zu schreien.
    »Hast du sie gefunden? Sind Sie das, Schätzchen? Sind Sie da drin? Können Sie mich hören?«
    Nicht der Höllenhund, sondern Peppy. Und Mr. Contreras. Meine Erleichterung war so groß, daß ich für einen Augenblick keine Schmerzen mehr empfand. Ich stöhnte leise. Der alte Mann kämpfte fieberhaft mit den Knoten und sprach dabei ununterbrochen mit sich selbst. »Hätte ich mir wirklich denken können. Hätte ein Messer statt der Rohrzange mitnehmen sollen. Hätte ich mir wirklich denken können. Wieso schleppe ich die Rohrzange mit, wenn ich ein Messer brauche. Ruhig da drin, Mädchen, wir haben's gleich geschafft. Nur jetzt nicht aufgeben, jetzt, wo wir's gleich geschafft haben.«
    Endlich riß er die Decke von meinem Kopf. »Ach, du meine Güte, das sieht böse aus. Wir müssen Sie hier wegschaffen.«
    Er bemühte sich wie ein Wahnsinniger, löste mühsam die Knoten an meinen Gelenken. Peppy sah mich begeistert an und begann, mein Gesicht zu lecken. Ich war ihr verlorenes Kind, das sie im letzten Moment wiedergefunden hatte.
    Mich in der Unterwäsche zu sehen, war ein Schock für ihn, er befürchtete, ich sei vergewaltigt worden, und konnte kaum glauben, daß man mich nur hatte ersäufen wollen. Ich stützte mich schwer auf seine Schulter, ließ mich von ihm zurück zur Straße schleppen. »So ein junger Heißsporn wartet dort. Sagt, er wär' Rechtsanwalt. Hat nicht geglaubt, daß Sie wirklich hier sind, deswegen ist er beim Auto geblieben. Als unsere Prinzessin ohne Sie vom See zurückkam, hab' ich mir halt Sorgen gemacht. Dann taucht dieser hochnäsige Kerl auf, sagt, er wär' um neun mit Ihnen verabredet und wo Sie sind, er kann nicht den ganzen Tag warten. Ich weiß, daß Sie nicht wollen, daß ich Ihnen auf die Finger schau', aber ich war dabei, als Sie angerufen wurden, und die junge Freundin von Ihnen hat gesagt, daß sie Sie im Sumpf versenken werden, und da hab' ich gesagt, er muß uns hierher fahren. Ich und die Prinzessin, wir haben uns gedacht, wir finden den Platz, den Sie mir auf der Karte gezeigt haben.«
    Wieder und wieder erzählte er mir das alles auf dem Weg zur Straße. Ich sah Ron Kappelman, der an seinem verbeulten Polo lehnte, hörte, wie er leise vor sich hin pfiff und ins Leere starrte. Als er uns bemerkte, sprang er auf und lief über die Straße. Er half Mr. Contreras, mich über den Zaun und auf den Rücksitz des Wagens hieven. Peppy bellte kurz und schob sich an ihnen vorbei neben mich.
    »Verdammt, Warshawski. Wenn Sie einen versetzen, dann aber wirklich mit Pauken und Trompeten. Was, zum Teufel, ist passiert?«
    »Lassen Sie sie in Ruhe, junger Mann, und hören Sie auf zu fluchen. Es gibt genügend andere

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