Blood Sun
Betrachtungsschirme. Bis jetzt haben wir nur eine Datensammlung mit Autopsieergebnissen gefunden. Sir, Keegan war, bei allem Respekt, nicht der Robusteste. Ihn haben die Bilder der Obduktionen wahrscheinlich einfach sehr geschockt.«
Ridgeway wusste nicht weiter. Momentan hatte er nur den Beweis dafür, dass Sayid Khalif sich in die Kameras in dem Gebäude eingehackt und dessen Koordinaten an den MI5 durchgegeben hatte. Wäre Keegan nicht tatsächlich verschwunden, könnte er die Sache als Schuljungenstreich abtun.
Ridgeway sah Sayid eindringlich an. »Ich komme nicht weiter, wenn du mir nicht noch mehr Informationen geben kannst. Hast du gesehen, dass diese Männer meinen Agenten verletzt haben?«
»Nein, Sir, aber ich glaube, dass einer seine Waffe auf ihn gerichtet hat.«
»Denk bitte gut nach, ob du nicht doch ein Detail vergessen hast.«
Sayid fiel beim besten Willen nichts ein. Er bat den jungen MI5-Agenten, noch mal auf jede Kamera zu klicken. Als der gekachelte Raum mit dem Untersuchungstisch aus Stahl auf dem Bildschirm erschien, stoppte Sayid ihn. Irgendetwas war jetzt anders. Aber was?
Er deutete auf den Raum. »Da waren rollbare Kleiderständer, an denen Bio-Schutzanzüge hingen. Jetzt sind sie weg.«
»Bio-Schutzanzüge?«, fragte Ridgeway.
»Ja, dieselben habe ich auch im U-Bahn-Tunnel gesehen, als man Danny Maguires Leiche geborgen hat«, berichtete Sayid.
Ridgeway überlegte kurz und hob das Handy wieder ans Ohr. »Sperren Sie das Gebäude komplett ab und lassen Sie die Kriminaltechnik anrücken.«
Der Agent nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
Ridgeway blickte Sayid ernst an. »Ich wüsste nicht, warum du so etwas erfinden solltest. Du hast mich davon überzeugt, dass in dem Gebäude irgendetwas Seltsames vorgeht. Gut gemacht, mein Junge.«
Die Schlange ringelte sich zusammen. Es ging so schnell, dass er nicht einmal mehr Zeit hatte zu schreien. Ihm stockte der Atem, als sie aus dem Schlamm glitt, seine Knöchel umfing und sich um ihn wand. Er hatte zwar noch eine Hand frei, kam aber an keine seiner Waffen heran. Mit einem Messer hätte er auf den Kopf einstechen können, der direkt vor seinem Gesicht schwebte. Immer wieder schnellte die gespaltene Zunge heraus.
Das Tier zerquetschte ihn. Wie stählerne Bänder schlossen sich die ringförmig angeordneten Muskeln um ihn und pressten seine Organe zusammen.
Max musste würgen, als die Schlange ihre Kiefer öffnete. Und dann entfuhr ihm ein gellender Schrei, der durch den Urwald hallte.
Der Schrei war entsetzlich. Xavier und seinem Bewacher gefror das Blut in den Adern. Xavier fing sich als Erster. Er entwand sich dem Griff des Mannes und rannte die Schneise entlang, ohne nach rechts oder links zu sehen. Obwohl er immer wieder Haken schlug, war er ein leichtes Ziel. Der Mann hob seine Waffe.
»Halt!«, schrie Orsino Flint und brach aus dem Unterholz.
Der Bewaffnete drehte sich um und feuerte. Flint ging in Deckung.
Xavier blieb stehen und rief überrascht: »Flint!«
Der Bewaffnete fuhr herum und schoss auf den Jungen, der seine Furcht vor dem Dschungel vergaß und zwischen die Pflanzen sprang.
»Nicht schießen!«, brüllte Flint.
Er lief abwechselnd ins Freie und ging dann wieder im Wald in Deckung. Dabei arbeitete er sich mit jedem Schritt weiter an Xavier heran.
Auf beide zugleich konnte der Bewaffnete nicht zielen. Er hielt die Kalaschnikow mal hier- und mal dorthin. Der Mann hatte Angst. Der Schrei aus dem Wald und die Tatsache, dass seine Kumpel nicht wieder aufgetaucht waren, machten ihm bewusst, dass er allein und schutzlos war. Am Rand des Dschungels war plötzlich eine hektische Bewegung zu sehen. Er feuerte darauflos, die Kugeln rasierten einige Blätter von den Bäumen, aber Flint war schon weitergelaufen und überquerte den freien Streifen.
Flint packte Xavier am Hals und drückte ihn auf den Boden, die Kugeln pfiffen über ihnen durch die Luft. »Du Dummkopf! Wie kann man nur so blöd sein?«
»Warum sind Sie noch hier?«, fragte Xavier und starrte den Pflanzendieb ungläubig an.
»Ich habe deine dämliche Aktion gesehen und konnte es gar nicht glauben. Komm schon! Der lädt nach.« Flint zog Xavier auf die Füße.
Xavier sah, wie der Verfolger mit einem neuen Magazin herumhantierte. Er fragte sich, was schlimmer war: der Mann mit der Kalaschnikow oder das, was ihn im Dschungel erwarten würde.
Max schoss zwischen den Baumwurzeln hervor und ging brüllend zum Angriff über. Er hielt den Speer mit beiden
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