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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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ist Danny nach Mittelamerika gereist? Er war nicht nur in Peru?«
    »Richtig. Ich habe mir damals ziemliche Sorgen gemacht. Die Landenge ist einer der Hauptwege des kolumbianischen Drogenschmuggels. Auf diesem Weg wird die heiße Ware nach Mexiko und in die Vereinigten Staaten gebracht. Und Danny ist einfach so querfeldein über die Berge und durch den Regenwald gegangen.«
    »Meine Mutter ist irgendwo im Regenwald gestorben«, sagte Max aufgeregt. »Verrät uns dieses Quipu noch mehr? Zum Beispiel, in welchen Teilen des Dschungels Danny war?«
    Professor Miller rang mit sich. Er hatte Angst, dass er mit seinem Eifer, Max zu helfen, die Hoffnungen des Jungen noch mehr steigerte. Er zögerte, doch dann zuckte er mit den Schultern. »Ich sagte ja bereits, das hier ist ein primitives Exemplar. Ein Quipu ist ein Speicher für Informationen.«
    »Wie ein Computer«, fügte Max hinzu, dem Sayids Worte wieder einfielen.
    »Ja. Aber wenn man in einen Computer die falschen Buchstaben eintippt, kann nichts Vernünftiges dabei herauskommen. Und bei diesen Knoten ist es ähnlich. Wer weiß, was Danny dazu getrieben hat, sich diese Botschaft auszudenken.«
    »Professor Miller, verstehen Sie das denn nicht? Ich weiß, dass er mir etwas über meine Mutter sagen wollte. Er hätte die Information doch niemals so mühsam verschlüsselt, wenn sie nicht hochbrisant gewesen wäre. Ich nehme an, Danny wurde getötet, weil er etwas gesehen oder erfahren hat, was vertuscht werden soll. Auf jeden Fall muss in diesen Knotenschnüren ein schreckliches Geheimnis stecken. Er war da. Genau da, wo meine Mutter gestorben ist.«
    Max’ Stimme war beim Sprechen immer lauter geworden. Als er die besorgte Miene des alten Mannes sah, beruhigte er sich wieder. »Ich bin davon überzeugt, dass Danny bei dem Versuch gestorben ist, mir diese Nachricht zu übermitteln. Auch ich bin bereits angegriffen worden. Können Sie mir noch irgendetwas sagen?«
    Professor Miller befingerte die Knotenschnüre wie Sayid seine Misbaha, die Gebetskette, die er von seinem Vater geerbt hatte.
    »Ich kann nur spekulieren«, erwiderte Professor Miller schließlich. »Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es bei diesem Quipu um deine Mutter geht. Nichts weist darauf hin. Es dreht sich viel eher um eine gefährliche Angelegenheit, in die Kinder involviert sind.«
    Er nahm Max’ Hand und legte sie auf das Quipu. »Schließ die Augen und spüre die Knoten«, sagte er leise.
    Max gehorchte. Die glatten Handflächen des Mannes streiften sacht über seine Finger und ließen ihn dann los. Max konnte die Knoten, über die seine Fingerspitzen fuhren, vor seinem inneren Auge sehen. In diesem Moment der Stille glaubte er, jede einzelne Faser zu erspüren. Seit er das Quipu bekommen hatte, hatte er verzweifelt nach Antworten gesucht, ohne das Vermächtnis des Toten einfach mal auf diese Weise zu erforschen.
    Die Knotenschnüre besaßen einen Rhythmus. Die einzelnen Knoten fühlten sich unterschiedlich an. Die Zwischenräume zwischen ihnen und die verschieden langen, an der Hauptschnur befestigten Schnüre kamen ihm wie Satzzeichen, wie einzelne Sätze vor. Das konnte kein Zufall sein. Das musste eine Bedeutung haben. Aber welche?
    Die Stimme des Professors führte ihn wie jemand, der einen Menschen durch ein stockdunkles Zimmer geleitet. »Ich denke, die Lücke, die du dort fühlst, steht für eine riesige Landfläche. Die Schlingen und Schleifen in den Knoten deuten auf eine größere Störung hin. Irgendwelche Schäden. Verwüstung. In der Gegenwart oder der Vergangenheit. Es könnte ein Vulkan in der Nähe sein. Womöglich ist der Tempel, wo die bewaffneten Männer sind, nicht weit von einem Vulkan entfernt. Und ich spüre große Angst.«
    Max machte die Augen auf. Der alte Mann sah auf die Karte, während sein Finger über der Mitte eines Gebietes schwebte. »Die Fotos von deiner Mutter könnten ohne Weiteres in dieser Gegend entstanden sein. Im dortigen Dschungel gibt es Tempelpyramiden und die Grenzen auf der Halbinsel Yucatán sind nicht exakt festgelegt. Viele der Täler und Berge in Belize und Guatemala sind praktisch unpassierbar. Das sind gefährliche Orte, wo auch heute noch ein alter Aberglaube herrscht.«
    Professor Miller drehte sich zu dem Relief um, auf dem zu sehen war, wie der Große Jaguar sich so etwas wie eine Nadel durch die Zunge stieß. Piercing war eine Sache, aber das hier war etwas anderes.
    »Blutopfer«, flüsterte der alte Mann.
    »Weg!«, schrie Max.
    Er

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