Blood Sun
was mit Helen Gordon passiert war. So musste es gewesen sein!
Es gab noch andere Steinreliefs: kleine Kinder, die wie Sklaven zusammengebunden waren.
»Waren das die Kinder der Menschen, die geopfert wurden?«, fragte Max und dachte an Dannys Botschaft.
»Du kommst allmählich dahinter, mein Junge.«
»Jedenfalls war das ein sehr gefährlicher Ort. Ein Bekannter hat mir eine verschlüsselte Nachricht geschickt. Ich begreife einfach nicht, was sie dort wollte und warum dieser eine Stein so wichtig ist.«
Flint zeigte auf die Karte. »Vor zwanzig Jahren wurde an dieser Stelle ein großes Biosphärenreservat zum Schutz des Regenwalds mit seinen Tieren und Pflanzen angelegt. Es ist jedoch ständig in Gefahr wegen der Ölpipelines und illegalen Rodungen. Zum einen wird das Holz verkauft und zum anderen werden große Flächen für die Landwirtschaft gebraucht. Auf diese Weise kommen arme Länder zu etwas Macht und Wohlstand. Einige Umweltschützer sind deshalb umgebracht worden.«
Flint drehte sich eine neue Zigarette und behielt Max dabei im Blick.
Max studierte die Karte und sah ein hellgrün getüpfeltes Gebiet. Das klein gedruckte Wort Biosphäre war kaum erkennbar.
»Ich weiß, dass meine Mutter den Regenwald und die Pflanzen retten wollte, die für die Medizin wichtig sind. Sie war wirklich mutig. Ob ihr dort etwas zugestoßen ist?«
Flint schwieg und legte das letzte Foto auf eine dunkel schattierte Stelle. Im Hintergrund des Bildes stieg eine Rauchfahne auf. Max nahm an, dass sie von einem Vulkan stammte. Er suchte die Konturlinien auf der Karte und fand sie weit außerhalb des Biosphärenreservats.
»Ist das Foto da gemacht worden?«, fragte Max. »Das ist noch ein Reservat, oder?«
Flint lächelte. Der Junge hatte Grips und verstand sich aufs Kartenlesen. Vielleicht bestand für ihn ja doch noch Hoffnung.
»Aha.« Flint leckte den Rand des Zigarettenpapiers an.
Max zog ihm die fertige Zigarette aus den Fingern und klemmte sie sich hinters Ohr.
Flint war erst irritiert, doch dann sagte er: »Solche Laster kann man sich nur schwer abgewöhnen.«
»Ich möchte mir keine Vorträge anhören, ich suche nach Antworten. Meine Mutter ist dorthin gegangen, richtig?« Max ließ nicht locker. Sein Finger lag auf der dunklen Fläche, die wie ein Virus über das Blatt verbreitet war und deren Ränder in die Regenwälder ragten. »Was ist das?«
Flint verzichtete auf die Zigarette und zog einen Bogen um die dunkle Markierung. »So genau weiß das niemand, aber es wird als Gebiet ausgewiesen, das für die Wissenschaft sehr wichtig is t – was auch immer das heißen mag. Die Gesellschaft, die das Biosphärenreservat eingerichtet hat, kümmert sich auch um diesen Landesteil.«
»Wer sind die?«
»Zaragon.«
Max kannte den Namen! Leider wusste er nicht mehr, woher, doch das würde ihm sicher noch einfallen. Vielleicht war das ein weiterer Hinweis, der ihm dabei helfen würde, die Wahrheit über den Tod seiner Mutter aufzudecken.
»Diese Gegend ist ein Erdbebengebiet«, fuhr Flint fort. »Ein aktiver Vulkan steht mitten in dem Reservat. Ab und zu bricht er durch die tiefer gelegenen Spalten am Berg aus. Die Lava ergießt sich in die Schluchten, wird später jedoch von den riesigen unterirdischen Höhlen wieder verschluckt. Dort dürfen die Maya leben, wie sie schon immer gelebt haben, ohne Einmischung von außen. Obwohl es in diesem Reservat alte Tempelruinen gibt, haben Touristen und Forscher keinen Zutritt. Es ist eine verbotene Zone.«
Max lief ein Schauer über den Rücken. Dorthin war seine Mutter gegangen, dessen war er sich jetzt sicher.
»Warum?«, fragte er fast schon flüsternd.
Max sah, wie Flint die Augen niederschlug. Gab es etwas, was er ihm nicht ins Gesicht sagen konnte? Glaubte Flint vielleicht, dass seine Mutter auf einem Mayatempel geopfert worden war? Bei der Vorstellung wurde ihm übel. Grausame Bilder erschienen vor seinem inneren Auge. Er schüttelte den Kopf, um sie wieder loszuwerden.
»Niemand kann wissen, ob sie dort war«, sagte Max.
»Richtig. Aber die Bilder sprechen dafür, dass sie in diese Richtung gegangen ist. Menschen überleben da draußen nicht lange. Sie sterben an Schlangenbissen, Verletzungen, Krankheiten«, erwiderte Flint. Er klang nun schon etwas freundlicher. »Wahrscheinlich ist deiner Mutter eines dieser Schicksale widerfahren.«
»Sind Sie mal dort gewesen?«, fragte Max.
»Ich? Nein. Ich habe nur die Geschichten von Leuten gehört, die es versucht habe n
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