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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Touristin ausgegeben«, sagte Flint mit der Zigarette im Mundwinkel. »Für den Fall, dass ihr jemand folgt, denn ein Mensch wie deine Mutter hat diese Orte doch gekannt. Auf jedem der Bilder ist eine andere Kultstätte abgebildet. Die meisten davon sind bloß ein paar Forschern und Einheimischen bekannt. Touristen suchen diese Orte nicht auf. Deine Mutter ist immer tiefer in den Dschungel vorgedrungen.«
    Die Fotos faszinierten Max nun noch mehr, denn jetzt erzählten sie ihm eine Geschichte. »Glauben Sie, sie wollte mir oder jemand anderem sagen, wohin sie unterwegs war?«
    Flint zuckte mit den Achseln und legte die erloschene Zigarette zur Seite. Hustend schüttelte er den Kopf. »Das weiß ich nicht.«
    Dann ging er die restlichen Fotos durch, berührte sie der Reihe nach, während er Max erklärte, wo die Aufnahmen entstanden waren und was die Steinfriese bedeuteten.
    »Die Steinfiguren mit den Vogelfedern sind Priester und Schamanen. Sie haben die Blutopferzeremonien geleitet. Und das da sind Schlangenkrieger.«
    »Schlangenkrieger?«, fragte Max. »Haben die Schlangen als Waffen benutzt?«
    Flint streckte die Hand aus und griff nach einem an der Wand lehnenden Speer. »Nein, das war einfach die Bezeichnung für die Krieger. Aber hier gibt’s gigantische Schlangen. Wenn man eine Zeit lang im Dschungel lebt, bekommt man schon mal zu sehen, wie eine Boa constrictor ein Tier packt, es zerquetscht und als Ganzes hinunterschlingt. So einer Schlange kommt man besser nicht in die Quere.« Flint reichte Max den Speer. »Das ist eine der Waffen, die die Krieger verwendet haben.«
    Max wiegte den Speer in der Hand und befühlte die Spitze, eine massive Schneide aus Stein, deren Kanten gezackt waren, damit sie sich gut im Fleisch des Feindes verhaken konnten.
    »Diese Speere hießen Zähne des Blitzes . Sie hatten auch Steinmesser, die wie die Pfote eines Jaguars geformt waren. Eine grausame Waffe, aber sie waren Krieger, die von Angesicht zu Angesicht gekämpft haben, das kann man nur bewundern. Kämpfen oder sterben.« Flint hielt Max das Foto vors Gesicht. »Siehst du diese Steinbilder?«
    Max nahm ihm die Aufnahme ab. Seine Mutter stand neben den Ruinen eines Tempels. Sie hatte das Gesicht der Kamera zugewandt und schien mit der rechten Hand auf einen bestimmten Stein zu deuten. Max schaute genauer hin. In den Stein war eine Gestalt gemeißel t – vielleicht ein Heiliger oder ein Häuptling. Er saß auf einer Art Hocker, hatte irgendwelche Zeichen auf dem Arm und trug einen Kopfschmuck. Die Ellbogen waren gebeugt, weil er etwas in den Händen hielt. Es war ein abgeschlagener Kopf.
    »Der Schemel besteht aus den Knochen des Geopferten, dessen Kopf du hier siehst«, erklärte Flint.
    Er zeigte auf eine Stelle auf der Karte. Hier war nicht mal ein Dorf oder eine kleine Siedlung verzeichnet. Das Foto war mitten im Nichts aufgenommen worden, das sich ganz in der Nähe des dunkel schraffierten Gebietes befand.
    Max war mit einem Mal ganz aufgeregt. Lag das daran, dass er nun wusste, welchen Weg seine Mutter durch den Dschungel gegangen war? Oder spürte er drohendes Unheil? Waren diese Bilder kurz vor dem Tod seiner Mutter aufgenommen worden oder war sie ohne Begleitung noch viel tiefer in den Dschungel vorgedrungen?
    »Die Fotos muss der gemacht haben, der sie geführt hat«, sagte Max. »Glauben Sie, wir können ihn finden?«
    »Vielleicht. Es wird ein Maya gewesen sein. Es gibt nicht viele, die sich so weit in die Berge hineinwagen. Und schon gar nicht an diesen Ort. Da geht niemand hi n – und niemand kommt von dort zurück. Ich kenne die Gegend nicht, aber ich würde meinen letzten Dollar drauf verwetten, dass dort Wayob sind.«
    » Wayob ?«, fragte Max.
    »Dschungelgeister. Schamanen können solche Gestalten erzeugen. Du kannst sie nicht töten, die bösen unter ihnen aber können dich töten.«
    Während seiner Zeit in Afrika hatte Max gelernt, alte Mythen und Glaubensvorstellungen nicht als Unsinn abzutun. Es stimmte sicherlich, dass sich die Gestaltwandlung für böse Zwecke genauso nutzen ließ wie für gute. Auf einem Foto stand seine Mutter neben steinernen Darstellungen eines Menschenopfers. Von Gewalt handelte auch Dannys Quipu. Gab es da einen Zusammenhang?
    Max’ Mutter war vor Dannys Reise gestorben. Sie konnten sich also gar nicht begegnet sein, doch vielleicht hatte er ihren damaligen Führer getroffen. Danny machte seine Forschungsarbeit, stieß dabei zufällig auf den Führer und erfuhr von ihm,

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