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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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fliehen!
    »Los!«, schrie Sayid den Mann auf seinem Monitor an. »Hau ab, so schnell du kannst!«
    Ein lauter Warnton drang aus Sayids Computer. Er ließ sich nicht abstellen. Die Männer näherten sich dem Untersuchungsraum, die Fahrstuhltüren glitten auf. Sayid drückte eine Taste, um sich den Text der Warnung anzeigen zu lassen. Sie kam von der White-Hat-Gruppe und lautete:
    Geh aus dem Programm raus! Sofort! Sie sind dir auf der Spur. Wir können sie nicht aufhalten. Diese Leute sind mächtig. Schalt ab!
    Angst machte sich in Sayid breit. Er klickte wieder auf die Kamera. Der Mann vom MI5 stand mit dem Rücken zu dem Glaskäfig. Er hielt sich die Hand vor das Gesicht, so als müsste er sich vor einem Schlag schützen. Dann war die Sicht auf ihn versperrt durch einen der beiden neu hinzugekommenen Männer. Einer von ihnen streckte den Arm nach vorne. Zielte er gerade mit einer Waffe auf den Agenten?
    Hilflos schrie Sayid den Bildschirm an: »Tut ihm nichts! Tut ihm nichts!«
    Mit einem Mal riss einer der Männer die Kamera nach unten. Er blickte direkt in die Linse und fuhr sich mit dem Zeigefinger über den Hals, als wäre es ein Messer. Dabei lächelte er. Sayid schaltete den Computer aus.
    Ein paar Sekunden blieb er wie erstarrt sitzen. Dann stieß er panisch seinen Stuhl vom Schreibtisch zurüc k – es kam ihm so vor, als wäre dieser Mann in sein Zimmer eingedrungen.
    Die Geschehnisse in dem Gebäude standen in einem Zusammenhang mit Max. Wer waren diese Männer? In welche schreckliche Geschichte war Max da bloß hineingeraten?
    Tonmasken mit leeren Augenhöhlen und zum Schrei aufgerissenen Mündern hingen an einer Wand von Flints Hütte. Tierfelle lagen auf dem Boden, seltene exotische Pflanzen, die vor Feuchtigkeit tropften, waren in die Ecken gestopft und konkurrierten mit einer Sammlung von Speeren, Schilden, Bogen und Pfeilen um den vorhandenen Platz. Es war wie ein richtiges Dschungelmuseum.
    Weitere Gesichtsmasken, die jedoch aus grobem Holz geschnitzt und mit leuchtenden Farben bemalt waren, hingen an einer anderen Wand.
    »Setz dich da hin«, sagte Flint und zeigte auf eine Stelle am Boden.
    Er kramte in einer Ecke herum, in der neben verschiedenen anderen Dingen zusammengerollte Karten und Diagramme standen.
    Max konnte seine Ungeduld kaum zügeln. Wo war seine Mutter vor ihrem Tod gewesen? Aber er durfte diesem merkwürdigen Menschen keinen Druck machen, immerhin hatte er ihm zu verdanken, dass er überhaupt hier war. Wie es weitergehen würde, wusste er noch nicht. Nur eins war sicher: Aus diesem entlegenen Versteck im Dschungel konnte Max nicht fliehen. Er war auf Flint angewiesen. Und deshalb übte er sich in Geduld.
    »Haben diese Masken eine Bedeutung?«, fragte er.
    Flint betrachtete weiterhin seine Rollen. »Die Maya nennen ihn Balam . Jaguar. Weißt du denn gar nichts? Der Jaguar wird hier sehr verehrt.«
    Max’ Herz hämmerte. Erinnerungen an die Raubkatze im Dschungel überschwemmten ihn. Der Blick in ihre Augen, das Knurren und wie er in ihr Bewusstsein eindrang.
    Flint entrollte zwei Landkarten und breitete sie auf dem Boden aus. Die Ecken beschwerte er mit ein paar Steinen, Töpfen und einem Affenschädel.
    »Leute wie du und deine Eltern kommen hierher, aber was wissen sie über die Kultur der Maya? Ich schätze, nicht viel. Ihr wollt sie retten, sie muss jedoch gar nicht gerettet werden. Sie besteht aus den Menschen der Erde und des Himmel s – und dem Jaguar. Vor Tausenden von Jahren haben sie die Sterne und die Planeten erforscht, ihre Tempel wurden an exakt den Stellen errichtet, die genaue Himmelsbeobachtungen ermöglichten. Sie haben ermittelt, dass ein Jahr 365,2 4 Tage hat. Sie waren Handwerker, Bauern, haben in ganz Mittelamerika mit Jade gehandelt. Sie waren Krieger, die Mann gegen Mann kämpften und Gefangene machten, die sie opferten. Unter ihrem Messer zu sterben war ein Privileg. Das Blutvergießen war wichtig, um die Götter gnädig zu stimme n – es brachte Regen und ertragreiche Ernten. Selbst Könige und Königinnen haben sich die Stacheln von Seeigeln durch die Zunge gestochen, um ihr Blut den Göttern darzubieten. Und dann kamen die Europäer daher und zeigten ihnen, was echte Barbarei ist, indem sie diese Menschen mit Musketen abschlachteten und tödliche Krankheiten verbreiteten.«
    Flint hockte sich auf die Fersen und drehte sich eine Zigarette. Seine Miene war grimmig.
    Max ließ sich nicht einschüchtern. »Ich bin nicht für den Niedergang einer

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