Bloodcast 01 - Cast & Crew
brauche dich nicht. Denn ich habe etwas, was sehr viel besser ist als du oder sonst ein Kerl!«
Vor der Tür blieb er stehen und wandte sich noch einmal um. »Und was soll das sein, Honey?«
»Ich werde es euch allen zeigen!«, erwiderte sie. Zu ihrer Bestürzung schossen ihr Tränen in die Augen. Ihrer Nacktheit wegen empfand sie keine Scham, wohl aber wegen der Schwäche, die sie zeigte. »Ich bin eine Gewinnerin, hörst du!«
»Ach ja?« Er lächelte schwach. Dann verließ er das Zimmer und ging hinaus. Die Tür fiel mit leisem Klicken hinter ihm ins Schloss.
»Arschloch!«, rief Kayla ihm hinterher - und korrigierte ihren Eindruck von vorhin.
Es war ein beschissener Tag.
*
Sie waren zu siebt.
Sieben junge Frauen, die aus der Masse der Bewerberinnen ausgewählt worden waren, den Kampf um den Titel des Face of KayS zu führen - aus Gründen, die für sie selbst kaum nachvollziehbar waren.
Die sieben Teilnehmerinnen der Endrunde saßen in dem Bus, der sie nach Grunewald brachte, in eine Villa, die für die nächsten sechs Monate ihr Zuhause sein sollte. Wenn Lena sich unter den Kandidatinnen umblickte, sah sie sieben junge Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Die einen noch halbe Kinder, die anderen bereits vom Leben gezeichnet, aber jede für sich ein eigener Typ. Und genau das schien es zu sein, worauf es den Juroren angekommen war.
Lena kam nicht umhin, stille Genugtuung darüber zu empfinden, dass sie sich gegenüber so vielen anderen Bewerberinnen durchgesetzt hatte. Aber dieser innere Triumph reichte nicht aus, um die Trauer zu überwinden, die sie noch immer empfand, die Wehmut darüber, Robby zurückgelassen zu haben. Sie konnte nur inständig hoffen, keinen Fehler begangen zu haben.
»Also wenn ihr mich fragt«, ließ sich Kayla, die im Bus ganz vorn saß, ungefragt vernehmen, »ist das doch alles nur Fake.«
»Was meinst du damit?«, fragte eine junge Frau, deren Namen Lena noch nicht kannte. Sie war von Kopf bis Fuß in düsteres Schwarz gekleidet. Auch ihr Haar war schwarz gefärbt, die blonden Ansätze jedoch zu erkennen.
»Was ich meine? Na, was wohl! Das alles ist doch nur Show. Der Sieger der Ausscheidung steht längst fest.«
»Ist das dein Ernst?«, fragte ein Mädchen mit offenbar orientalischen Wurzeln. Ihre Züge waren kantig und wirkten entschlossen; ihr Wuchs verriet die durchtrainierte Sportlerin.
»Aber sicher«, gab sich Kayla überzeugt. »Denk doch nur mal an die Veranstaltung vorhin! Wann hast du erfahren, dass du in der Endausscheidung bist?«
Die andere überlegte kurz. »Vor ein paar Wochen. Ich bekam einen Brief vom Castingbüro von Kayne & Sparks.«
»Ich auch«, bestätigte Kayla. »Wir alle hier im Bus haben solche Briefe bekommen, im Gegensatz zu all den anderen Mädchen, die heute da waren - diese dämlichen Tussen haben tatsächlich gedacht, dass die Entscheidung heute erst getroffen würde. Ist das nicht herrlich?« Sie lachte schadenfroh.
»Nicht, wenn man eine dieser Tussen ist«, wandte Lena ein.
»Ach herrje, die schon wieder! Fräulein Befindlichkeit.« Kayla zog die Oberlippe in Richtung Nase. »So läuft das nun mal in diesem Geschäft. Alles nur Schein. Genau wie die Sache mit dieser Villa. Das ist doch nur ein Werbegag. In Wirklichkeit steht die Gewinnerin längst fest.«
»Was du nicht sagst!«, konterte Lena. »Und das bist natürlich du.«
»Schwester«, erwiderte Kayla, ungeachtet der Tatsache, dass die anderen Teilnehmerinnen alle zuhörten, »hast du dich hier mal umgesehen? Die meisten von denen wissen nicht mal, wie man in High Heels über den Laufsteg geht, ohne runterzufallen.«
Das Mädchen mit den türkischen Wurzeln blickte an sich herab. Anders als Kayla trug sie keine hochhackigen Stiefel, sondern weiße Stoffturnschuhe, die sie mit allerhand Verzierungen bemalt und an den Knöcheln gebunden hatte.
»Siehst du, was ich meine?«, fragte Kayla herablassend.
»Arrogantes Miststück!«, fuhr die andere sie an. »Du denkst also tatsächlich, du hättest den Sieg schon in der Tasche?«
»Das denke ich nicht, das weiß ich.«
»Okay«, sagte die andere und erhob sich von ihrem Sitz, um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen, »ich werde dir was sagen: Ich will diesen Job, verstanden? Ich will ihn wirklich, und wahrscheinlich mehr als du - und ich bin bereit, dafür zu kämpfen!«
»Das bin ich auch, Schätzchen.«
»Das glaube ich nicht. So wie du aussiehst, bist du doch mit einem goldenen Löffel im Mund geboren
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