Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
bleiben.
»Alles in Ordnung mit dir?« Eddie war plötzlich an unserer Seite aufgetaucht – oder vielmehr an Jills Seite. »Was ist passiert?« Er sah nicht mal zu dem Punsch hinüber, sondern war völlig auf Jill konzentriert. Und genau wie vorhin bemerkte sie es offenbar auch. Brayden war derjenige, der die Antwort gab. In seinen Augen leuchtete eine intellektuelle Neugier, während er die Lehrer beobachtete, die umherhuschten und versuchten, die Schweinerei aufzuwischen.
»Irgendwas wie eine chemische Reaktion, wenn ich raten müsste. Vielleicht auch einfach Backpulver. Oder vielleicht ein mechanisches Gerät?«
Ich warf Eddie einen vielsagenden Blick zu. »Es war ein Streich«, erklärte ich. »Hätte jeder sein können.«
Eddie sah mich an, dann wieder Jill. Ganz langsam nickte er. »Verstehe. Wir sollten dich von hier wegbringen«, sagte er zu ihr. »Du kannst nie wissen, was … «
»Nein, nein«, unterbrach ich ihn. »Bring lieber Angeline von hier weg.«
»Angeline?« Auf Eddies Gesicht zeichnete sich Ungläubigkeit ab. »Aber wie … ?«
Ich dirigierte ihn zu der Stelle, wo sie mit Trey auf der Tanzfläche stand. Wie viele andere betrachtete sie voller Staunen die Nachwehen der Punschexplosion. »Ich weiß nicht, wie sie hierhergekommen ist«, sagte ich. »Spielt auch keine Rolle. Sie muss jedenfalls wieder gehen. Mrs Weathers hätte sie fast erwischt.«
Ein wissendes Glitzern blitzte in Eddies Augen auf. »Aber der Punsch hat sie abgelenkt?«
»Ja.«
Seine Aufmerksamkeit galt wieder Jill, und er lächelte. »Sehr günstiges Timing.«
Sie lächelte zurück. »Diesmal hatten wir wohl Glück.« Ihre Blicke trafen sich, und es war beinahe eine Schande, sie zu unterbrechen. »Geh«, sagte ich zu Eddie. »Hol Angeline.«
Er warf einen letzten Blick auf Jill, dann wurde er aktiv. Von dem Gespräch mit Angeline und Trey bekam ich nichts mit, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht akzeptierte keine Widerrede. Ich sah, dass sich Trey der familiären Autorität ergab, und nach einigem weiteren Hin und Her gab Angeline ebenfalls nach. Eddie eskortierte sie schnell hinaus, und zu meiner Erleichterung hatte weder Mrs Weathers noch sonst jemand etwas bemerkt.
»Jill«, begann ich. »Es wäre vielleicht am besten, wenn ihr beide, du und Micah, etwas eher gehen würdet. Du brauchst ja nicht sofort aufzubrechen … aber bald.«
Jill nickte traurig. »Verstehe.«
Selbst wenn niemand sie mit dem Geschehen in Verbindung brachte, war es das Beste, wenn sie nicht in der Nähe blieb. Schon jetzt scharten sich Leute um den Tisch, die wie Brayden versuchten, die Ursache für ein solches Phänomen herauszubekommen. Jill verschwand in der Menge. Brayden wandte sich schließlich von dem Spektakel ab. Er wollte gerade etwas zu mir sagen, da riss er plötzlich den Kopf zu dem DJ herum.
»Oh nein«, sagte er niedergeschlagen.
»Was ist?«, fragte ich und erwartete halb, dass der Tisch des DJ s einstürzen oder ein Lautsprecher Feuer fangen würde.
»Dieser Song. Ich hatte ihn für dich bestellt … aber er ist fast vorbei.«
Ich legte den Kopf schief, um zu lauschen. Ich kannte den Song nicht, aber er war langsam und romantisch und weckte in mir … na ja, so was wie ein Schuldgefühl. Hier war sie, eine sentimentale Geste Braydens, und die überkandidelten Streiche meiner Familie machten alles zunichte. Ich griff nach seiner Hand.
»Na ja, noch ist er nicht zu Ende. Komm!«
Wir konnten zwar die letzte Minute zu dem Song tanzen, aber Brayden war trotzdem enttäuscht. Ich wollte ihn irgendwie dafür entschädigen, und trotz aller Ereignisse wollte ich nach wie vor die Erfahrung machen, nach der ich mich so gesehnt hatte: wie es nämlich bei einem ganz normalen Ball an der Highshool zugeht.
»Die Nacht ist noch jung«, neckte ich ihn. »Ich werde ein Stück für dich bestellen, und dann kannst du raten, wann es gespielt wird.« Wenn man bedachte, dass ich kein Radio hörte, konnte es nicht schwer zu erraten sein. Ich ging zum DJ hinüber, dann tanzte ich zu einem weiteren langsamen Stück mit Brayden. Ich war immer noch ein wenig besorgt wegen der Ereignisse von eben, sagte mir aber, dass jetzt alles gut sei. Jill war gegangen. Eddie hatte sich um Angeline gekümmert. Ich brauchte mich nur zu entspannen und …
Eine Vibration schreckte mich auf. Ich trug ein winziges rotes Handtäschchen über der Schulter. Es verlor sich in den Stoffbahnen meines Gewandes, aber das Summen meines Handys war unverkennbar. Ich
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