Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
entschuldigte mich bei Brayden und unterbrach den Tanz, um die Nachricht zu lesen. Sie stammte von Adrian: Müssen reden.
Na toll, dachte ich, und mir wurde flau. Konnte dieser Abend eine noch größere Katastrophe werden?
Ich schrieb zurück: Bin beschäftigt.
Seine Antwort: Beeile mich. Bin in der Nähe.
Ein Gefühl von Furcht beschlich mich: Wie nah?
Die Antwort war ungefähr so schlimm, wie ich erwarten konnte: Parkplatz.
Kapitel 14
O h, Himmel!«, sagte ich.
»Was ist los?«, fragte Brayden. »Alles in Ordnung?«
»Schwer zu sagen.« Ich steckte das Telefon wieder in meine Handtasche. »Es gefällt mir überhaupt nicht, aber ich muss mich da draußen um was kümmern. Bin so schnell wie möglich zurück.«
»Soll ich dich begleiten?«
Ich zögerte. »Nein, ist schon in Ordnung.« Ich hatte keine Ahnung, was mich dort draußen erwartete. Es war das Beste, wenn Brayden nichts damit zu tun hatte. »Ich beeil mich.«
»Sydney, warte.« Brayden hielt mich am Arm fest. »Das … das ist der Song, den du für mich bestellt hast, nicht wahr?« Der Song, zu dem wir getanzt hatten, war gerade zu Ende gegangen, und ein neuer ertönte – oder, na ja, ein alter. Ungefähr dreißig Jahre alt.
Ich seufzte. »Ja. Stimmt. Ich beeil mich, versprochen.«
Draußen war es angenehm warm, aber nicht drückend. Angeblich stand ein seltener Regen bevor. Während ich auf den Parkplatz zuging, fielen mir einige von Wolfes Lektionen wieder ein. Überprüfe deine Umgebung. Halt Ausschau nach Leuten, die in der Nähe von Autos herumlungern. Bleib im Licht. Achte darauf, dass du …
»Adrian!«
Alle vernünftigen Gedanken verschwanden aus meinem Kopf. Adrian lag auf meinem Wagen.
Ich lief zu Latte hinüber, so schnell das Kleid es mir gestattete. »Was tust du da?«, fragte ich scharf. »Geh da runter!« Automatisch suchte ich nach Dellen und Kratzern.
Um alles noch schlimmer zu machen, rauchte Adrian auch noch, während er auf der Motorhaube lag und in den Himmel emporschaute. Wolken zogen auf, aber der Halbmond war gelegentlich zwischen ihnen zu sehen. »Beruhig dich, Sage! Ich hinterlass schon keinen Kratzer. Wirklich, das ist überraschend bequem für ein Familienauto. Ich hätte erwartet … «
Er drehte den Kopf zu mir herüber und erstarrte. Ich hatte ihn nie so reglos erlebt – oder so still. Der Schock war so gründlich und intensiv, dass er tatsächlich seine Zigarette fallen ließ.
»Ahh!«, rief ich und machte einen Satz nach vorn, für den Fall, dass die brennende Zigarette den Wagen beschädigte. Sie landete aber harmlos auf dem Asphalt, und ich trat sie schnell aus. »Zum letzten Mal, kommst du endlich da runter?«
Adrian richtete sich langsam und mit großen Augen auf. Er rutschte von der Motorhaube und schien dabei keine Dellen zu hinterlassen. Natürlich würde ich den Wagen später untersuchen müssen. »Sage«, sagte er. »Was hast du da an?«
Ich seufzte und schaute auf das Kleid hinab. »Ich weiß. Es ist rot. Fang gar nicht erst an. Ich bin es leid, etwas darüber zu hören.«
»Komisch«, erwiderte er. »Ich könnte es niemals leid sein, es zu betrachten.«
Bei diesen Worten stutzte ich, und eine Hitzewelle durchlief mich. Was meinte er damit? Sah ich so ungeheuerlich aus, dass er nicht aufhören konnte, das verrückte Spektakel anzustarren? Gewiss … gewiss wollte er nicht andeuten, dass ich hübsch war …
Prompt riss ich mich zusammen und rief mir ins Gedächtnis, dass ich an den Jungen drinnen denken musste, nicht an den hier draußen. »Adrian, ich habe ein Date. Warum bist du hier? Auf meinem Auto?«
»Tut mir leid, wenn ich störe, Sage. Ich wäre sicher nicht auf deinem Auto gewesen, wenn sie mich in den Ballsaal gelassen hätten«, antwortete er. Etwas von seiner Ehrfurcht war gewichen, und er nahm eine typischere Adrian-Pose ein: Er lehnte sich an Latte. Zumindest stand er jetzt auf den Beinen, und die Wahrscheinlichkeit war darum geringer, dass er meinem Auto Schaden zufügen würde.
»Ja. Im Allgemeinen haben sie was dagegen, Männer über zwanzig zu Highschool-Events zuzulassen. Was wolltest du denn?«
»Mit dir reden.«
Ich wartete darauf, dass er ein wenig ins Detail ging, aber die einzige Reaktion, die ich erhielt, war ein kurzes Aufblitzen von oben. Es war Samstag, und ich war den ganzen Tag auf dem Campus gewesen; in dieser Zeit hätte er leicht anrufen können. Er hatte gewusst, dass der Ball heute Abend stattfand. Als ich dann jedoch den Geruch von Alkohol einatmete,
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