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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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der ihn umgab, wusste ich, dass mich heute Abend nichts von dem, was er tat, wirklich überraschen sollte.
    »Warum konnte es nicht bis morgen warten?«, fragte ich. »Musstest du wirklich heute Abend herkommen und … « Ich zog die Brauen zusammen und sah mich um. »Wie bist du überhaupt hergekommen?«
    »Ich habe den Bus genommen«, sagte er beinahe stolz. »Hierherzukommen ist erheblich einfacher als nach Carlton.« Das Carlton-College war die Schule, an der er Kunstkurse belegt hatte, und ohne einen eigenen Wagen war er ganz und gar auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen – eine völlig neue Erfahrung für ihn.
    Ich hatte gehofft, dass Sonya oder Dimitri ihn abgesetzt hätten – was bedeutet hätte, dass sie ihn wieder abholen würden. Aber natürlich konnte es nicht so gewesen sein. Keiner von ihnen hätte einen betrunkenen Adrian hierher gebracht. »Dann werde ich dich wohl nach Hause bringen müssen«, sagte ich.
    »He, ich bin allein gekommen. Ich werde also auch allein nach Hause zurückfinden.« Er wollte eine Zigarette herausnehmen, aber ich schüttelte streng den Kopf.
    »Tu’s nicht!«, sagte ich scharf. Mit einem Achselzucken steckte er das Päckchen wieder weg. »Und ich muss dich nach Hause bringen. Es gibt bald ein Gewitter. Im Regen gehst du mir nicht zu Fuß nach Hause.« Ein weiterer Blitz unterstrich meine Worte, und eine schwache Brise fuhr in den Stoff meines Kleides.
    »He«, erwiderte er. »Ich will dir nicht zur Last … «
    »Sydney?« Brayden kam mit langen Schritten über den Parkplatz. »Alles okay?«
    Nein, eigentlich nicht. »Ich muss für kurze Zeit weg«, antwortete ich. »Ich muss meinen Bruder nach Hause fahren. Ist es dir recht zu warten? Es sollte nicht allzu lange dauern.« Schon bei dem Vorschlag hatte ich ein mieses Gefühl. Brayden kannte so gut wie niemanden von meiner Schule. »Vielleicht könntest du Trey suchen?«
    »Natürlich«, sagte Brayden zögernd. »Oder ich kann euch begleiten.«
    »Nein«, protestierte ich hastig, weil ich nicht ihn und den betrunkenen Adrian im selben Auto haben wollte. »Geh einfach zurück und amüsier dich.«
    »Hübsche Toga«, sagte Adrian zu Brayden.
    »Es ist ein Chiton«, entgegnete Brayden. »Griechisch.«
    »Stimmt. Das war ja Thema des heutigen Abends. Hatte ich vergessen.« Adrian bedachte Brayden mit einem anerkennenden Blick, sah zu mir herüber und drehte sich dann wieder zu Brayden um. »Also. Was hältst du von dem Aussehen unseres Mädchens heute Abend? Ziemlich umwerfend, was? Wie Aschenputtel. Oder vielleicht ein griechisches Aschenputtel.«
    »An dem Kleid ist wirklich nicht viel echt griechisch«, meinte Brayden. Ich zuckte zusammen. Ich wusste, dass er nicht unsensibel sein wollte, aber seine Worte trafen mich etwas. »Das Kleid ist historisch nicht korrekt. Ich meine, es ist sehr hübsch, aber der Schmuck ist anachronistisch, und einen solchen Stoff hätten die altgriechischen Frauen nicht gehabt. Und gewiss nicht in dieser Farbe.«
    »Was ist mit diesen anderen Griechinnen?«, fragte Adrian. »Den eleganten, klugen.« Er legte die Stirn in Falten, als koste es ihn jede Unze seines Gehirns, das Wort zu finden, nach dem er suchte. Und zu meiner Überraschung fand er es tatsächlich. »Mit den Hetären.« Ich hatte ehrlich nicht geglaubt, dass er etwas von unserem Gespräch in San Diego behalten hatte. Ich versuchte, mir ein Lächeln zu verkneifen.
    »Die Hetären?« Brayden war noch erstaunter als ich. Er warf mir einen prüfenden Blick zu. »Ja … ja. Ich nehme an – falls solche Materialien in dieser Ära hypothetisch möglich gewesen wären – , dass man so was eher bei einer Hetäre gefunden hätte als bei der durchschnittlichen griechischen Hausfrau.«
    »Und sie waren Prostituierte, stimmt’s?«, fragte Adrian. »Diese Hetären?«
    »Einige ja«, stimmte Brayden zu. »Nicht alle. Ich glaube, der übliche Ausdruck ist Kurtisane.«
    Adrians Gesicht war völlig ausdruckslos. »Also. Du willst sagen, dass meine Schwester gekleidet ist wie eine Prostituierte.«
    Brayden beäugte mein Kleid. »Na ja, wenn wir immer noch von hypothetischen Bedingungen sprechen würden … «
    »Wisst ihr was?«, unterbrach ich ihn. »Wir müssen mal los. Es wird jeden Moment regnen. Ich bringe Adrian nach Hause, und dann treffen wir uns wieder hier, okay?« Ich wollte nicht, dass Adrian weiter dieses Spiel spielte, um Brayden zu quälen – und indirekt auch mich. »Ich schick dir eine SMS , wenn ich auf dem Rückweg

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